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Gemeinderat stimmt Brunnen zu

Sparkasse will das Acherner Grundwasser nutzen

Der Neubau soll mit Wärmepumpe beheizt werden: Die Sparkasse Offenburg/Ortenau plant in Achern ein Projekt mit Vorbildcharakter und schafft einen Präzedenzfall.

Große Bäume vor einem Geschäftsgebäude
Zwischen den Bäumen am Rand des Acherner Rathausplatzes und dem neuen Sparkassengebäude sollen zwölf Bohrlöcher gesetzt werden. Darin soll das Grundwasser wieder versickern, mit dem das Gebäude beheizt werden wird. Foto: Michaela Gabriel

Die Sparkasse Offenburg/Ortenau will zum Heizen ihres Neubaus in Achern Grundwasser fördern, über einen Wärmetauscher führen und zurück in den Untergrund leiten. Dafür braucht sie ein städtisches Grundstück am Rand des Rathausplatzes im Umfeld des neu angelegten Baumhains. Der Gemeinderat hatte das diesen Montag noch viele Fragen und gab dann mehrheitlich sein Einverständnis.

„Wir warten auf die Baufreigabe“, erläuterte der Leiter der Bauorganisation bei der Sparkasse, Arnold Schneble, den Stand der Baustelle an der Ecke Wilhelm-Schechter-Straße/Kapellenstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum frisch anlegten Markt- und Rathausplatz von Achern.

Mit den Abbrucharbeiten des alten Geschäftsgebäudes habe man die Firma Rino aus Renchen beauftragt, sagte er. Im Inneren laufe der Rückbau bereits. Ende Januar solle der Abbruchbagger anrücken. Er räumte ein, dass der bisher aufgestellte Bauzaun dann noch erweitert werden muss.

Oberbürgermeister bezeichnet das Projekt als Stand der Technik

Bisher nicht zur Sprache kam, dass die Sparkasse für das Heizen des Neubaus die Unterstützung der Stadt Achern braucht und dafür das Grundwasser genutzt werden soll. „Das ist der Stand der Technik bei größeren Gebäuden“, kommentierte Oberbürgermeister Manuel Tabor (CDU). Die Verwaltung betrachte das Vorhaben als Projekt mit Vorbild-Charakter.

Es habe im September eine Probebohrung gegeben und die Planer des Neubaus hätten mehrere Varianten für die Anlage geprüft. Weil das Grundstück der Sparkasse fast vollständig überbaut ist und bleibt, müsse ein Teil der erforderlichen Brunnen auf einem öffentlichen Grundstück untergebracht werden.

Zwei 20 Meter tiefe Brunnen, über die Wasser angesaugt werden soll, will das Unternehmen auf ihrem Garagen-Grundstück in der Kapellenstraße bohren lassen. Von dort soll eine Druckleitung mit Steuerkabeln unter der Kapellenstraße zum Neubau verlegt werden, wo ein Wärmetauscher untergebracht werden soll.

Wenn dem Wasser die Wärme entzogen wurde, soll es in eine Versickerungsanlage auf Höhe des Baumhains am Rathaus geleitet werden.

Dazu soll nebeneinander und überlappend mit einem Durchmesser von je 88 Zentimetern auf einer Länge von neun Metern zwölf Mal jeweils 13,5 Meter tief gebohrt werden. An der Oberfläche werde man später lediglich zwei Schachtdeckel erkennen, versicherte der von der Sparkasse beauftragte Diplom-Geologe Heinz Bender-Bayer vom Büro Hydrosond aus Rheinmünster. 

Der sogenannte Schluckbrunnen werde mit Roll-Kies gefüllt und bedürfe keiner größeren Wartung. Einen Wasserverlust gebe es nicht, Schäden an den Bäumen und Gebäuden im Umfeld seien nicht zu erwarten. Überprüft habe man das Risiko von Setzungen und Minderungen der Grundbruchsicherheit. Eine mögliche Vernässung durch einen rund um den Schluckbrunnen erhöhten Grundwasserspiegel beträfe nur den Keller und die Tiefgarage der Sparkasse, und die seien wasserdicht gebaut, hieß es.

Fraktion der Freien Bürgerliste im Gemeinderat sieht einen Präzedenzfall

Eberhard Dinger von der Acherner Bürgerliste wollte wissen, wer bei Setzungen hafte. Das sei der Bauherr, war die Antwort. Sein Fraktionskollege Ernst Kafka sprach von einem Präzedenzfall, dass für ein privates Bauvorhaben ein Schluckbrunnen auf öffentlichem Grund gebaut werde.

Im Sommer werde das Wasser um bis zu sechs Grad wärmer zurück in den Boden geschickt. Das könnte bedeuten, dass niemand sonst im Umfeld mehr auf das Grundwasser zurückgreifen könne. Er empfahl, die Anwohner im Umfeld über die geplanten Brunnen zu informieren.

Wer eine solche Anlage zuerst beantrage, der komme zuerst zum Zug, stellte Andreas Felderle (CDU) klar. Ob weitere möglich seien, die dann einen geringeren Wirkungsgrad hätten, entscheide das Landratsamt.

Lediglich SPD-Rat Alois Berger-Köppel stimmt gegen das Vorhaben

Seine Sorgen äußerte Alois Berger-Köppel (SPD), der als einziger gegen das Vorhaben stimmte. Sollte der Schluckbrunnen einmal kein Wasser mehr aufnehmen können, werde es an die Oberfläche treten, warnte er. Denkbar sei auch, dass Fließsande angesaugt würden, die im Umfeld der Acher vorkämen. Doch Bauunternehmer Karl Früh (CDU) sagte, der Untergrund sei optimal für eine Versickerung. Es handle sich um ein nachhaltiges und energetisch sinnvolles Projekt.

Allerdings ist die Anlage nicht ausreichend, um den geplanten Neubau im Sommer auch zu kühlen, hieß es noch. Deshalb werde auf dem Dach des Gebäudes zusätzlich eine Luft-Wasser-Wärmepumpe installiert. Dabei halte man die gesetzlich vorgeschriebenen Werte für die Geräuschentwicklung ein.

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