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Von Wagshurst nach Afrika

Störche aus Achern fliegen mit Tracking-App in den Süden

Fünf Störche aus dem Acherner Stadtteil Wagshurst wurden vor ihrem Flug in den Süden mit einem Sender ausgestattet. So konnte ihre Reise in den Süden nachverfolgt werden. Nicht alle kamen am Ziel an.

Sender auf dem Rücken: Die Störche mit den Namen Wagshurst 2, 3 und 4 wurden im Juni in einem Nest auf der Wagshurster Schule beringt.
Mit wichtigem Gepäck: Die Störche mit den Namen Wagshurst 2, 3 und 4 wurden im Juni in diesem Nest auf der Wagshurster Schule beringt und sind auf ihrer Reise inzwischen in Spanien und Mauretanien angekommen. Foto: Gérard Mercier

Für „Wagshurst 5“ ist die Reise vorzeitig beendet. So heißt einer von fünf Störchen aus dem Acherner Stadtteil, die im Juni vom Radolfzeller Max-Planck-Institut für Ornithologie mit einem Sender ausgestattet worden sind. Damit lassen sich die Tiere in der App „Animal Tracker“ auf ihrem Flug in die Winterquartiere im Süden verfolgen.

Während zwei dieser Störche es inzwischen bis in die Sahara geschafft haben, ist „Wagshurst 5“ in Spanien offenbar einer Stromleitung zum Opfer gefallen. Seine Geschichte zeigt aber auch: Die digital vernetzte Welt ist doch ein Dorf.

Strom ist die häufigste Todesursache für Störche, schlecht isolierte Kabel sind in Südeuropa und Afrika häufig ein Problem für die Tiere. Das sagt Gérard Mercier, der Vorsitzende des Nabu Kehl, der die fünf Wagshurster Störche beringt hat und bei der „Besenderung“ dabei war.

Senderdaten: Während der Storch „Wagshurst 5“ in Spanien durch einen Stromschlag getötet wurde, hat es „Wagshurst 4“ bis nach Mauretanien und fast durch die gesamte Sahara geschafft.
Senderdaten: Während der Storch „Wagshurst 5“ in Spanien durch einen Stromschlag getötet wurde, hat es „Wagshurst 4“ bis nach Mauretanien und fast durch die gesamte Sahara geschafft. Foto: Screenshots „Animal Tracking“-App

Üblicherweise fliegen die Vögel in Gruppen in den Süden, weil sich vor allem die Jungtiere die Route erst einprägen müssen. Dabei gibt es zwei Varianten: entweder im Osten über die Türkei und Israel in Richtung südliches Afrika oder im Westen über das Rhône-Tal und Spanien, um im Niger-Delta in Nigeria zu überwintern, sagt Mercier.

Der schwierigste Abschnitt ist bei Gibraltar

Soweit die Theorie – praktisch bleiben viele Störche in Südspanien, wo sie auf Mülldeponien oder an Flüssen Nahrung finden, andere verlassen Deutschland wohl gar nicht erst. Diejenigen, die nach Afrika weiterziehen, haben bei Gibraltar den schwierigsten Abschnitt der Reise vor sich, so der Experte: Dort müssen sie 30, 40 Kilometer am Stück fliegen und können nicht mit dem Luftstrom segeln, weil hier über dem Meer der Aufwind fehlt.

Auf der West-Route sind auch die Wagshurster Störche unterwegs. Den Vogel mit der Ringnummer „A6V68“, der in dem Nest auf der Ziegelei aufwuchs, findet sich in der App des Instituts nicht wieder, dafür aber die anderen vier, die aus zwei verschiedenen Nestern auf der Wagshurster Schule stammen und zum Teil Geschwister sind.

Sie hinterlassen, neben vielen anderen Vogelarten, über ihre Sender Standortdaten, die in der App einsehbar sind. Anfang August machten sich drei dieser vier Störche auf den Weg, zwei legten seitdem knapp 4.500 Kilometer zurück: „Wagshurst 3“ blieb zunächst für etwa zwei Wochen in Südfrankreich, bevor er innerhalb nur weniger Tage über Katalonien und Madrid in Zentralspanien bis nach Andalusien flog.

„Wagshurst 2“ erleidet einen Stromschlag in Spanien

Anfang September erreichte der Storch über die Meerenge von Gibraltar dann Marokko, die Westsahara und Mauretanien, wo er sich seit knapp einer Woche im Umkreis mehrerer Städtchen bewegt. Das Gebiet liegt noch in der Sahara; bis das südliche Ende der Wüste erreicht ist und die Landschaft wieder grüner wird, sind es noch einmal gut 200 Kilometer Luftlinie. Ebenfalls in Mauretanien, aber viel weiter östlich, scheint sich der Storch „Wagshurst 4“ nach fast 4.390 Kilometern und einer Reise durch sieben Länder aufzuhalten.

Längst nicht so weit hat es „Wagshurst 2“ geschafft: In Spanien habe der Storch einen Stromschlag erlitten und sei eingesammelt und in ein Naturschutzzentrum gebracht worden, heißt es in einem Eintrag in der Tracking-App: Seit Mitte August bewegen sich die Senderdaten in der Nähe eines Infozentrums im spanischen „Parc Natural des Aiguamolls“ an der Costa Brava.

Ein Unfall brach auch die bis dahin 2.200 Kilometer lange Reise von „Wagshurst 5“ ab, der den Acherner Stadtteil erst Ende August verlassen hatte: Seine letzte Spur wurde in der Nähe der andalusischen Stadt Jerez de la Frontera ermittelt. „Der Storch starb leider am 1. September 2020 vermutlich durch eine Kollision mit Stromdrähten oder durch Stromschlag“, steht in der App zu lesen.

Damit endet die Geschichte aber noch nicht ganz: Aus Interesse beobachte sie in der App einige Störche, nicht nur aus ihrer Heimatregion Rastatt, sagt Facebook-Nutzerin Annette Jung, und diese Informationen teile sie dann gern in verschiedenen örtlichen Gruppen in dem sozialen Netzwerk. So auch die Nachricht vom toten Storch aus Wagshurst. Diese landete daraufhin über Umwege bei einem Nutzer in Spanien, der kurzerhand zur Fundstelle fuhr. Den Sender des Storchs fand er dort zwar nicht – dafür aber einen anderen, flugunfähigen Storch. Dem soll nun geholfen werden - ebenfalls organisiert über digital vernetzte Umwege.

Weitere Infos

Weitere Informationen zur App gibt es hier. Die Waghurster Ströche findet man unter ihrem Namen oder ihren Ringnummern A6V70, A6V71, A6V72 und A6V73.

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