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Feuerwehrtag in Kehl

Feuerwehrleute aus Oberachern stellen ihr Können an historischem Einsatzgerät unter Beweis

Heute pumpen Feuerwehrwagen tausende Liter Wasser durch Kunststoffschläuche. Früher waren die aus Hanf und gepumpt wurde mit Muskelkraft. In Kehl trafen sich einige Wehrleute nun zu einer Zeitreise.

Die Oberacherner Feuerwehrmannschaft steht um ihre Handdruckspritze herum.
Die historischen Helme der Oberacherner Feuerwehrmannschaft stammen aus den 1930er-Jahren. Hier machen die Wehrleute ihre Handdruckspritze startklar. Foto: Annette Lipowsky

Mit Muskelkraft und Ausdauer hat die Mannschaft der Feuerwehr Oberachern beim 31. Wettbewerb der historischen Handdruckspritzen auf dem Kehler Marktplatz die Silbermedaille gewonnen.

Eine weitere Silbermedaille ging zum Landesfeuerwehrtag am Sonntagvormittag an die Feuerwehr aus Eckartsweier. Gold sicherten sich die Gruppen aus dem schweizerischen Dorf Mirchel, aus Baiersbronn und aus Orsingen-Nenzingen.

Historisches Löschen verlangt nach jeder Menge Kraft

Nur auf die klassische Eimerkette verzichtete der Wettbewerb, stattdessen kam das Wasser zum Befüllen aus dem Hydranten und einem neuzeitlichen Feuerwehrschlauch. Sonst war alles ganz wie früher, als Lösch-Mannschaften noch mit Pferd oder zu Fuß loszogen, wenn es irgendwo brannte.

Wie anstrengend das Löschen von Bränden ohne die Hilfe von Motoren war, durften auch die Zuschauer und Zuschauerinnen ausprobieren. Während die Helfer aber bereits nach zwei Minuten erlöst wurden, mussten die Wettbewerbsteams doppelt so lange ran.

Die Handdruckspritze der Oberacherner Feuerwehr in Aktion.
Die Handdruckspritze der Oberacherner Feuerwehr in Aktion. Foto: Annette Lipowsky

Mit kraftvollen Pumpbewegungen sorgten sie dafür, dass der Strahl aus dem Schlauch möglichst weit in die Hauptstraße hinaufschoss. Bei der Wertung spielten allerdings zusätzlich die verspritzte Wassermenge, der Zustand der jeweiligen Handdruckspritze, die Kleidung der Mannschaft sowie die Genauigkeit der Abläufe eine Rolle.

Ausgerüstet mit goldenen Messinghelmen und weißen Hosen machte die Mannschaft aus Orsingen-Nenzingen den Anfang. Weil die Pferde fehlten, die einst die aus dem Jahre 1899 stammende Spritze zogen, mussten sie diese selber auf dem Marktplatz in Position bringen. Dann hieß es: „Wasser marsch!“

Ein Bewerter-Team achtete penibel darauf, dass die Mannschaft streng nach den alten Übungsvorschriften aus dem Großherzogtum Baden vorging.

Währenddessen erklärte Moderator Karl Hermann, ehemaliger Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbands aus Tübingen, den Zuschauern die Besonderheiten früherer Einsätze.

Ein Feuerwehrmann steuert den Wasserstrahl.
Möglichst weit musste der Strahl aus dem Schlauch die Kehler Hauptstraße hinaufschießen. Foto: Annette Lipowsky

So konnte es schon vorkommen, dass die Feuerwehrleute bei stundenlangen Löscharbeiten trotz Ablösemannschaft ermüdeten. Dann mussten Schaulustige übernehmen und selbst die Flammen bekämpfen.

Die aus Hanf bestehenden Schläuche waren, anders als ihre modernen Vertreter, nicht komplett dicht. So spritzten auch am Sonntag kleine Wasserfontänen in Richtung Zuschauer. Während sich heutige Feuerwehrschläuche einfach aufrollen lassen, mussten die Hanfschläuche nach dem Einsatz gebügelt werden, erzählte Karl Hermann weiter.

Bei Einsatz von Ersatzteilen droht Punktabzug

Wenn die Mannschaft an den Schwengeln zu hektisch arbeitete, schwappte das Wasser aus der Spritze auf den Boden, anstatt in den Schlauch gedrückt zu werden. Das passierte auch manchen Mannschaften auf dem Marktplatz, die sich sofort Kritik des gestrengen Karl Hermann anhören mussten.

Die Mannschaft aus Oberachern wurde zudem mit Punktabzug für den Umstand bestraft, dass sie einen Kunststofffeuerwehrschlauch neueren Datums an ihrer Spritze verwendete. Ihre Helme waren dafür echt historisch und stammten aus der Zeit zwischen 1935 und 1938.

Ihr bekommt Punkte fürs Spritzen und nicht fürs Schwätzen!
Karl Hermann
Moderator des Wettbewerbs

Mit einer Handspritze aus dem Jahr 1908, Kleidung aus den 1950er-Jahren und Helmen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs trat die Mannschaft aus Baiersbronn beim Wettbewerb an. Die gute Laune der Mannschaft war Moderator Hermann ein Dorn im Auge.

„Dass ihr Witze macht, finden wir hier gar nicht lustig. Ihr bekommt Punkte fürs Spritzen und nicht fürs Schwätzen“, schallte es aus dem Mikrofon über den Marktplatz.

In der Arbeitskleidung von Zimmerleuten und Schornsteinfegern pumpte die Mannschaft aus Eckartsweier Wasser in den Schlauch. Richtige Löschkleidung gab es schlicht noch nicht, als ihre Spritze 1856 von Spritzenbaupionier Carl Metz in Heidelberg gefertigt wurde. Gespritzt wurde direkt aus einem in alle Richtungen drehbaren Rohr – ganz ohne Schlauch.

Die Mannschaft aus Oberachern ist bereit zum historischen Einsatz.
Die Mannschaft aus Oberachern ist bereit zum historischen Einsatz. Foto: Annette Lipowsky

Den präzisesten Einsatzablauf zeigte die Spritzenmannschaft aus dem rund 600 Einwohner zählenden Bergdorf Mirchel oberhalb des Emmentals in der Schweiz. Ihre Helme ziert ein goldfarbener Kamm, ihre Spritze stammt aus dem Jahr 1894.

Lacher erntete die Gruppe, weil einer der Feuerwehrkameraden nach getaner Arbeit mit einer besonderen Spritze die Runde machte: Die Flüssigkeit, die er in den Mund der Mannschaftsmitglieder und des Moderators sprühte, dürfte kein reines Wasser gewesen sein.

Bei den Musikwettkämpfen der Feuerwehren waren außerdem die Spielmannszüge aus Renchen und Ottenhöfen mit Silber-Auszeichnungen in der Mittelstufe erfolgreich.

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