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Hilfe in kalter Jahreszeit

Wie man Tieren im Garten im Winter Gutes tun kann: Acherner Naturschutzexperten geben Tipps

Ein Vögelhäuschen ist nur eine von zahlreichen Möglichkeiten: Wie ein Garten gestaltet sein sollte, dass Vögel, Insekten und kleine Säugetiere auch in der kalten Jahreszeit gut versorgt sind.

Altes Holz am Boden
Hier finden viele Gartenbewohner auch in der kalten Jahreszeit noch Nahrung Foto: Susanne Abels

Es ist wieder so weit: Nachdem die ersten Herbststürme durchs Land gezogen sind, sieht man allenthalben Menschen mit Laubsaugern auf den Gehwegen und in den Gärten – die Straßen und Grundstücke werden „winterfest“ gemacht.

„Winterfest“, das heißt in unserer auf Ordnung und Sicherheit bedachten Gesellschaft, die Straßen und Wege sollen rutschfest sein, die (Vor-)Gärten als Visitenkarte der Bewohner Zeugnis vom wohlgeordneten Leben geben, das sich hinter Hecken, Fenstern und Türen abspielt.

Vogelkundler plädieren für ganzjährige Fütterung

Viele Menschen denken bei den Vorbereitungen auf die kalte Jahreszeit durchaus auch an unsere tierischen Mitbewohner, die den Winter nicht in einem geschützten und warmen Zuhause verbringen können: Vögel, Insekten, kleine Säugetiere wie Eichhörnchen sowie Igel und Amphibien.

Das heißt für den Gartenbesitzer: Wenn alles Laub weggefegt ist und Straße und Garten ordentlich und sauber aussehen, Vogelhäuschen aufstellen und über den Winter mit Futter ausstatten. Eine Nachfrage bei Naturschutzbund (BUND) und Landesnaturschutzverband lässt aber schnell erkennen: So einfach ist es nicht.

Altholz im Garten
Den Experten zufolge bieten vor allem naturbelassene Gärten den Tieren einen guten Unterschlupf. Foto: Susanne Abels

Es fängt damit an, dass namhafte Vogelkundler, wie der Ornithologe und Verhaltensforscher Peter Berthold, der an der Universität Konstanz lange Jahre zur Veränderung der Vogelwelt geforscht hat, vehement dafür eintreten, die Vögel in unseren Gärten nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über zu füttern.

Seine Begründung, wie Jürgen Hiegert vom BUND Achern erklärt, ist, dass aufgrund unserer Lebensweise und durch den Klimawandel viele Insektenarten aussterben.

Unter anderem durch intensive Landwirtschaft mit entsprechender Schädlingsbekämpfung und hohem Stickstoffausstoß durch Massentierhaltung sowie durch zunehmende Versiegelung von Flächen beim Straßen- und Häuserbau sowie durch Lichtverschmutzung – unsere Städte sind oft auch nachts taghell beleuchtet – verlieren die Tiere, die sich überwiegend von Insekten ernähren, nach und nach ihre Lebensgrundlage. Sie werden anfälliger für Krankheiten und ihre Jungen bekommen nicht die Nahrung, die sie brauchen, um stark genug zum Überleben zu werden.

In Achern sind wieder Spatzen zu finden

Jürgen Hiegert hat mit Freude in diesem Jahr festgestellt, dass es in Achern wieder Spatzen gibt – sie drohten in den Vorjahren schon auszusterben. Er führt das wesentlich auf die Ganzjahresfütterung zurück. Wie er ist ebenso Peter Huber vom Landesnaturschutzverband dafür, auch im Sommer Vogelfutter zur Verfügung zu stellen. „Aber richtig“, wie er betont.

Was das bedeutet? Zuerst solle der Garten insgesamt möglichst „naturnah“ gestaltet sein, bepflanzt mit mehrjährigen Stauden und beerentragenden Büschen, die den Tieren, nicht nur den Vögeln, auch im Winterhalbjahr Futter bieten.

Ein Hagebuttenstrauch im Garten
Im Sommer Rosenblüten - im Winter Hagebutten bieten vor allem für Vögel gute Bedingungen. Foto: Susanne Abels

Mit einem Augenzwinkern plädiert Peter Huber dafür, in jedem Garten unbedingt „blickgeschützte, weil unaufgeräumte Ecken“ zu behalten. Er nennt sie „Öko-Ecken“ und meint damit, dass an diesen Stellen das Laub liegen bleiben darf – auch „liegendes Totholz“, das sind Zweige und Äste, die der letzte Sturm vom Baum geweht hat, und gegebenenfalls auch „stehendes Totholz“, also Reste von abgeschnittenen Sträuchern oder abgesägten Bäumen.

Wenn sie im Garten bleiben dürfen, bieten sie Igeln einen Platz zum Überwintern, auch Eidechsen oder Lurchen, Fröschen und Kröten – alles Lebewesen, die in ihrer Existenz durch unsere Lebensweise, besonders auch im Autoverkehr, gefährdet sind.

Naturschutzexperte rät zu Mischfutter für Vögel

Bezüglich der Fütterung von Vögeln plädieren Huber und Hiegert für ein Mischfutter aus verschiedenen Körnersorten, kombiniert mit Weichfutter, wie zum Beispiel getrockneten Früchten – das lieben besonders Zaunkönige und Rotkehlchen. Der Futterplatz sollte möglichst für Katzen, aber auch für Räuber aus der Luft wie Sperber unerreichbar sein. Um Krankheiten vorzubeugen, ist darauf zu achten, dass er sauber und trocken bleibt.

Ein Haufen mit Laub und Holz im Garten
Auch liegendes Totholz bietet zum Beispiel Igeln einen Platz zum Überwintern. Foto: Susanne Abels

Auch Wasserstellen seien wichtig. Beide Experten sind sich einig, dass mit einer solchen Sorge für unsere gefiederten und anderen Mitbewohner im privaten Garten ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und damit auch für eine lebenswerte Zukunft für Mensch und Tier geleistet werden kann.

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