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Bürgerverein kann aufatmen

Zustimmung zu umstrittenem Dorfzentrum in Achern-Önsbach erteilt

Hat das Önsbacher Rathaus bald ausgedient? Mit seiner Zustimmung stellte der Acherner Gemeinderat die Weichen für den Umzug der Ortsverwaltung in das umstrittene Dorfzentrum in diesem Stadtteil.

Rathaus Önsbach
Die Ortsverwaltung soll im neuen Önsbacher Dorfzentrum eine neue Bleibe finden. Foto: Michael Moos

Die Stadt Achern beteiligt sich finanziell am neuen Dorfzentrum in Önsbach. Das hat die Mehrheit des Gemeinderats bei fünf Gegenstimmen und ebenso vielen Enthaltungen beschlossen. Damit wurden nach einer intensiven Diskussion im Vorfeld die Weichen für den Umzug der Ortsverwaltung gestellt.

2,4 Millionen Euro sollen damit aus dem Stadtsäckel nach Önsbach fließen. Auf dem an das Grundstück der ehemaligen Raiffeisen-Warengenossenschaft grenzenden Areal sollen mit diesem Geld die neue Ortsverwaltung, preisgünstige Wohnungen, ein öffentlicher Dorfplatz sowie ein Multifunktionsraum geschaffen werden, der für neue Vereinsangebote ebenso wie als Sitzungs- und Trauzimmer genutzt werden kann. Komplett wird das neue Dorfzentrum mit einem Lebensmittelmarkt, einem Café sowie Räume für eine Seniorenbetreuung. Für diese privaten Investitionen zeichnet der Önsbacher Bürgerverein verantwortlich.

Dass das von Nachbarn vehement bekämpfte neue Dorfzentrum auch im Gemeinderat nicht auf uneingeschränkte Zustimmung stößt, zeigte sich in der Diskussion. Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) warb um Zustimmung für das Projekt, das in einem umfassenden, vom baden-württembergischen Sozialministerium als vorbildlich gewürdigten Bürgerbeteiligungsverfahren entwickelt worden sei. Erneut wandte sich der Oberbürgermeister gegen die von den Gegnern des Dorfzentrums zu verantwortenden „Diffamierungen der Stadtverwaltung“.

Beeinträchtigung der Nachbarn soll „erträglich“ sein

Auch die CDU steht ohne Wenn und Aber hinter dem Projekt, das Fraktionschef Karl Früh als „Jahrhundertinvestition für Önsbach“ bezeichnete. Früh lobte den Bürgerverein, der „mit Patriotismus, Herzblut und wirtschaftlichem Sachverstand“ agiere und den man „nicht ausbremsen“ wolle. Die Beeinträchtigung der Nachbarn durch das neue Dorfzentrum werde „erträglich“ sein, so Früh weiter. Positive Reaktionen auch bei den Bündnisgrünen: Fraktionschef Martin Siffling sprach mit Blick auf das neue Dorfzentrum von einer „in die Zukunft gerichteten Chance“.

Deutlich zurückhaltender die Freien Wähler: Man wolle dem Bürgerverein das Engagement zur Schaffung eines neuen Dorfzentrums zwar nicht absprechen, so Edgar Gleiß, es gebe aber vor allem Vorbehalte gegen den Umzug der Ortsverwaltung. Auch Vereinsräume könnten an einer anderen Stelle im Ort geschaffen werden – etwa im Rathaus oder im Schulgebäude. Er selbst sehe sich nicht zu einer Zustimmung in der Lage, so Gleiß: „Das Geld hätte man sich sparen können.“

„Klare Vorbehalte“ gibt es auch in der Fraktion der Acherner Bürger Liste (ABL): „Die 2,4 Millionen Euro werden nicht ausreichen“, sagte Sprecher Manfred Nock voraus. Für die ABL gebe es deshalb nicht nur einen Finanzierungsvorbehalt, sondern auch einen „Funktionsvorbehalt“. Nock bot eine „wohlwollende Begleitung“ des Projekts an, kündigte gleichzeitig aber ein „Nein“ an, wenn es bei der nun anstehenden Detailplanung nicht bei der ursprünglichen Zielrichtung bleibe.

Ortsverwaltung wird in neues Dorfzentrum verlagert

Unterschiedliche Auffassungen gab es bei den beiden SPD-Vertretern im Gemeinderat: Während Markus Singrün die ohne Gegenstimme zugunsten des Dorfzentrums getroffene Abstimmung im Ortschaftsrat respektieren wollte, blieb Alois Berger-Köppel bei seiner ablehnenden Haltung: Er sah noch immer viele Fragen ungeklärt: „Man darf gespannt sein, wann die nächste Änderung kommt.“ Außerdem habe er angesichts zahlreicher Anrufe die Erkenntnis gewonnen, dass viele Önsbacher nicht hinter dem Projekt stehen.

Mit seiner Zustimmung gab der Gemeinderat grünes Licht für die Verlagerung der Ortsverwaltung in das neue Dorfzentrum. Damit verbunden ist auch der Bau eines Dorfplatzes sowie die Schaffung von preisgünstigen Wohnungen. Die Stadt wird diesen Teil des Dorfzentrums auf eigene Kosten planen und realisieren. Grundlage ist der Entwurf der Karlsruher Büros JMN Architekten, die in einem Architektenwettbewerb als Sieger hervorgegangen waren.

Mit dem Beschluss verbunden ist auch der Auftrag an die Stadtverwaltung, in Abstimmung mit dem Önsbacher Ortschaftsrat ein Konzept für die Nachnutzung des bisherigen Rathausgebäudes zu erarbeiten und dies dem Gemeinderat zur Entscheidung vorzulegen.

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