Skip to main content

Zum dritten Mal

Badischer Architekturpreis: Jeder darf Vorschläge machen und abstimmen

Der Badische Architekturpreis wird zum dritten Mal ausgelobt. Er ist anders als andere Architekturpreise. Laien dürfen Vorschläge machen und über die Sieger bestimmen.

Ustrab Karlsruhe
Der Stadtbahntunnel Karlsruhe wurde 2021 mit dem Badischen Architekturpreis der Jury ausgezeichnet. Der Entwurf stammt vom Büro allmannwappner aus München. Foto: Ulrich Coenen

Der Badische Architekturpreis (Badap) ist anders. Dass er zum Erfolg wird, haben viele nicht geglaubt, manche vielleicht auch nicht gewünscht. Doch die von Jürgen Grossmann 2019 erstmals ausgelobte Auszeichnung hat sich etabliert. In diesem Jahr wird sie zum dritten Mal vergeben.

Beim Badap sind zwei Dinge anders als bei andern Architekturpreisen. Da ist zunächst mal der „demokratische Ansatz“, wie Grossmann es nennt. Dann gibt es noch den Hauch von Hollywood.

Grossmann wird die Preisträger am 19. Oktober im Kloster Erlenbad in Sasbach über den roten Teppich schicken. Dieser Glamour gefällt nicht jedem.

Die Kritik stört Grossmann, der gerne auch mal aneckt und die große Geste liebt, nicht. Der 1962 in Bühl geborene Architekt und Projektentwickler sieht sich als „Macher“. Er ist aber mindestens ebenso bodenständig.

Nach dem Studium an der Universität in Karlsruhe (heute KIT), gründete er 1990 ein Büro in seiner Heimatstadt. Das hat Grossmann inzwischen ins von ihm selbst entworfene Europäische Forum am Rhein in Neuried (Ortenaukreis) verlegt.

Architektur darf die Seele berühren.
Jürgen Grossmann
Stifter des Badischen Architekturpreises

„Architektur darf die Seele berühren“, kontert er den Glamour-Vorwurf. „Wie traurig wäre es denn, wenn Projekte nur aus Kennzahlen, Kosten und Quadratmetern bestünden? Gute Architektur macht etwas mit den Menschen, es beeinflusst ihr Mindset. Und dem sollte auch eine Architekturpreisverleihung entsprechen. Wenn dann manche Menschen meinen, das sei ein bisschen wie bei den Oscars – das nehme ich als Kompliment.“

Die älteste und wichtigste Architekturpreis in Baden-Württemberg ist der bereits seit 1969 vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) ausgelobte Hugo-Häring-Preis.

Grossmann, der nicht nur als Projektentwickler, sondern auch als Architekt erfolgreich ist, hat die Hugo-Häring-Auszeichnung bereits zweimal erhalten, 2014 für seine Bürohäuser beim Kesselhaus in Offenburg und 2023 für das Berliner Tor in Freiburg.

Seine Umnutzung von Kloster Erlenbad zum Erlenbad Resort wurde gerade für den Staatspreis Baukultur nominiert.

Jürgen Grossmann erfindet Preis für seine badische Heimat

Dennoch hat Grossmann einen eigenen Preis für seine badische Heimat erfunden. „Die Idee entstand 2018 aus dem Wunsch heraus, der Architektur eine neue Bühne zu geben“, erinnert er sich. „Raus aus der hoch fachlichen Diskussion zwischen Experten, rein in den öffentlichen Diskurs mit weiten Teilen der Bevölkerung. Preise, die von Expertenjurys vergeben werden, gibt es genug. Dennoch hat es gute Architektur mitunter schwer, richtig verstanden und dann auch realisiert werden zu dürfen. Aber wenn man gute Projekte erlebbar macht, wenn man Bauherren und Gemeinderäte inspiriert und ihnen zeigt, was möglich ist: Ich glaube, das ist für unseren ganzen Berufsstand, die Baubranche insgesamt und für die Baukultur in unserer Region von Gewinn.“

Tadao Ando hat die Unternehmenenszentrale Weisenburger in der Ludwig-Erhard-Allee in Karlsruhe entworfen.
Tadao Andō hat die Unternehmenszentrale Weisenburger in der Ludwig-Erhard-Allee in Karlsruhe entworfen. Für das 2020 vollendete Bürogebäude wurde der japanische Architekt vom Stifter Jürgen Grossmann persönlich mit dem Badischen Architekturpreis in der Kategorie All Stars ausgezeichnet. Foto: Ulrich Coenen

Der Badap wird 2024 in insgesamt neun Kategorien ausgelobt. Ab sofort kann absolut jeder, nicht nur Fachleute, auf der Homepage des Preises Vorschläge in diesen Kategorien machen.

Das Spektrum ist groß und betrifft unter anderem Wohnbau, öffentliche Bauten, Gewerbebauten, Landschaftsarchitektur, Städtebau, Innenarchitektur und Bauen im Bestand.

Vorschläge gab es in den beiden ersten Runden in großer Zahl. Bei der Premiere 2019 waren es 240, bei der zweiten Auflage 2022 189.

Die Laien haben bei der Online-Abstimmung das letzte Wort

So ganz traut Grossmann den Laien dann doch nicht. Wie bei den beiden ersten Preisvergaben tagt auch dieses Mal nach Einreichungsende am 4. Juli eine Fachjury, der unter anderem Hadi Teherani und Ben van Berkel angehören, und wählt in jeder Kategorie die besten Beiträge aus.

Das Preisgericht soll eine gewisse Qualität garantieren. Anschließend haben die Laien das letzte Wort und bestimmen erneut online den Sieger in jeder Kategorie. 2022 gaben 22.829 Menschen ihre Stimme ab. Das waren rund zehn Prozent mehr als bei der ersten Preisvergabe.

Wir erreichen nicht nur ein paar hundert Menschen.
Jürgen Grossmann
Stifter des Badischen Architekturpreises

Der „demokratische Ansatz“ hat sich deshalb aus Sicht von Grossmann bewährt. „Wir erreichen mit dem Badap eben nicht nur ein paar hundert Menschen, die sich eh für Architektur interessieren, sondern viele tausend Menschen, die sich über den Badap intensiv mit neuen Ideen auseinandersetzen“, findet er. „Gleichzeitig ist es so für die ganze Branche viel attraktiver, sich zu engagieren, als wenn ein Preis nur hinter verschlossenen Türen vergeben wird.“

Grossmann ist mit der Entwicklung des Badap zufrieden. „Wir haben mehr erreicht, als ich erwartet habe“, sagt er. „Die Organisation dieses Wettbewerbs ist aber auch sehr viel aufwendiger, als ich gedacht habe. Doch es lohnt sich. Über den Badap ist ein Netzwerk entstanden, in dem sich Architekten und die Industrie austauschen und in dem wir neue Ideen in die Region holen.“

Aus diesem Grund will Grossmann am bewährten Regelwerk in Zukunft nicht viel ändern: „Wir überlegen allerdings, ob wir für die vielen und sehr guten Ideen rund um Hotels und Restaurants vielleicht noch eine Extra-Kategorie schaffen wollen. Gerade mit Blick auf den Schwarzwald als Destination.“

Badischer Architekturpreis

Auf der Homepage des Badischen Architekturpreises kann jeder seine Lieblingsgebäude vorschlagen. https://www.badap.de/

nach oben Zurück zum Seitenanfang