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Pritzker-Preisträger

Badischer Architekturpreis für Tadao Andō: Warum samtweicher Beton in Karlsruhe begeistert

Tadao Andō ist ein Star der Architektur. Seine Unternehmenszentrale für Weisenburger in Karlsruhe hat weltweit Aufmerksamkeit erregt. Jetzt gibt es dafür den Badischen Architekturpreis.

Tadao Ando hat die Unternehmenszentrale Weisenburger in der Ludwig-Erhard-Allee in Karlsruhe entworfen. Für das 2020 vollendete Bürogebäude wird der japanische Architekt jetzt mit dem Badischen Architekturpreis ausgezeichnet.
Tadao Andō hat die Unternehmenszentrale Weisenburger in der Ludwig-Erhard-Allee in Karlsruhe entworfen. Für das 2020 vollendete Bürogebäude wird der japanische Architekt jetzt mit dem Badischen Architekturpreis ausgezeichnet. Foto: Ulrich Coenen

Der Nächste bitte. Beim Badischen Architekturpreis (Badap) geben sich die Pritzker-Preisträger die Klinke in die Hand. Nach dem US-Amerikaner Richard Meier im Jahr 2022 erhält der Japaner Tadao Andō den Badap in der Kategorie All Stars. Dies bestätigt Stifter Jürgen Grossmann auf Anfrage dieser Redaktion. Andō erhält den Preis für die neue Zentrale der Unternehmensgruppe Weisenburger in Karlsruhe, die 2020 fertiggestellt wurde. Grossmann will Ostern nach Japan reisen, um Andō zu gratulieren.

Im Kulturbetrieb tut sich Architektur schwerer als Kunst oder Theater. Staat, Architektenkammern und -verbände stiften deshalb öffentlichkeitswirksam Preise. Die bedeutendste Auszeichnung ist der 1979 von Jay Arthur Pritzker gestiftete Preis, der gerne als Nobelpreis der Architektur bezeichnet wird. Den haben Meier, der Architekt des Museums Burda in Baden-Baden, und Andō längst erhalten, nämlich 1984 beziehungsweise 1995.

Mehr geht eigentlich nicht. Dennoch haben Meier und jetzt auch Andō sich entschieden, den Preis aus der badischen Provinz anzunehmen. Das ehrt den 2019 von Grossmann gestifteten Badap, der alle zwei Jahre in mehreren Kategorien ausgelobt wird, mehr als die weltberühmten Träger.

Der Badische Architekturpreis ist anders als andere Auszeichnungen

Das weiß auch Jürgen Grossmann, Architekt und Projektentwickler mit Büro in Neuried (Ortenaukreis), der sich als bodenständigen Macher sieht. Der aus Bühl stammende Grossmann hat am heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Architektur studiert. Er ist in der Architektur, aber auch sonst ein Mann der großen Geste, der gerne mal aneckt. Als er den Badap ins Leben rief, hat das nicht überall für Begeisterung gesorgt.

Auszeichnungen auf baden-württembergischer Landesebene gibt es bereits mehrere. Die älteste und wichtigste ist der bereits seit 1969 vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) ausgelobte Hugo-Häring-Preis. Braucht es da noch einen speziellen Preis für den badischen Landesteil? Für den heimatverbundenen Grossmann ist das keine Frage.

Tadao Andōs vielleicht schönstes Gebäude in Deutschland ist das 2004 eröffnete Museum der Langen Foundation auf der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss.
Tadao Andōs vielleicht schönstes Gebäude in Deutschland ist das 2004 eröffnete Museum der Langen Foundation auf der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss. Foto: Ulrich Coenen

Der Badap ist anders als die meisten anderen Auszeichnungen. In den meisten Kategorien wird er in einem dreistufigen Verfahren vom Publikum in einer Online-Abstimmung vergeben. Er habe keinen weiteren Preis von Architekten für Architekten gewollt, sagt der Stifter. Im Frühjahr 2024 wird der Badap zum dritten Mal ausgelobt, im Herbst wird er dann in mehreren Kategorien für verschiedene Bauaufgaben vom Wohnhaus bis zum Industriegebäude verliehen.

Tadao Andō hat nur vier Gebäude in Deutschland geplant

Die All-Star-Kategorie ist aber Sache des Stifters. Und der hat die internationalen Stars seines Berufs vor Augen, die in seiner badischen Heimat bauen. „Ich bin ein Fan von Andō“, sagt Grossmann. In Baden hat der Japaner, der in Deutschland nur vier Gebäude geplant hat, nicht nur die neue Weisenburger-Zentrale entworfen, sondern 1993 auch das Konferenzgebäude auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein. „Sensationell“, findet Grossmann das.

Andōs vielleicht schönstes Gebäude in Deutschland ist das 2004 eröffnete Museum der Langen Foundation auf der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss. Das Steinskulpturenmuseum der Foundation Kubach-Wilmsen in Bad Kreuznach wurde 2010 eröffnet.

Andō war für die traditionelle Ausbildung eher ungeeignet.
Masoa Furuyama
Professor für Architektur

Der 82-jährige Andō ist als Architekt Autodidakt und war ursprünglich Profiboxer, bevor er 1969 sein Atelier in Osaka eröffnete. Seine minimalistische Architektur verbindet die internationale Moderne mit traditionellen japanischen Elementen. Das zeigen in Deutschland vor allem seine beiden Museumsbauten.

„Andō war wissbegierig, aufgrund seines Charakters war er jedoch für die traditionelle Ausbildung eher ungeeignet“, beschreibt sein Biograf Masoa Furuyama den ungewöhnlichen Werdegang des Architekten. Der Kunsthistoriker Philip Jodidio charakterisiert Andōs Stil in dem von ihm verfassten umfangreichen Buch „Complete Works“ als „Schlichtheit der Perfektion“.

Im Jahr 1993 entstand mit dem Konferenzpavillon von Tadao Ando auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein das erste Bauwerk des Architekten ausserhalb Japans.
Im Jahr 1993 entstand mit dem Konferenzpavillon von Tadao Andō auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein das erste Bauwerk des Architekten außerhalb Japans. Foto: Ulrich Coenen

Weisenburger ist Andōs erstes Bürohaus und erster Entwurf im urbanen Kontext in Deutschland. Das bis zu siebengeschossige Verwaltungsgebäude aus Stahlbeton in der Ludwig-Erhard-Allee umschließt einen Innenhof. Andō hat jede der vier Fassaden verschieden gestaltet, so dass es ein Erlebnis ist, das Gebäude zu umschreiten. Der Architekturkritiker Enrico Santifaller bewundert in der „Bauwelt“ den Sichtbeton „mit samtweich wirkender, stets homogener Oberfläche“. Das hat Jürgen Grossmann beeindruckt.

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