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Schüler stellen Fragen

Bundestagspräsident Schäuble zu Besuch in Schule in Kappelrodeck

Wolfgang Schäuble hat die Schlossbergschule Kappelrodeck besucht. Über das Projekt „Openion“ der Kinder- und Jugendstiftung konnte Schulleiter Wolfgang Flegel den zweiten Mann im Staat für einen Besuch gewinnen.

Wolfgang Schäuble sitzt vor einer Gruppe Schülern
Prominenter Besuch freute die beiden neunten und zehnten Klassen der Schlossbergschule sowie Bürgermeister Stefan Hattenbach und Schulleiter Wolfgang Flegel. Foto: pf

Schulleiter Wolfgang Flegel und Bürgermeister Stefan Hattenbach sind sich einig: Auf den Besuch dieses „Vollblutpolitikers“ kann man stolz sein.

Als Bundestagspräsident, dienstältester Abgeordneter, Innenminister unter Helmut Kohl sowie Innen- und Finanzminister unter Angela Merkel kann Wolfgang Schäuble auf eine beeindruckende politische Karriere blicken, in der der Unionspolitiker viele gute wie auch schlechte Erfahrungen gesammelt hat.

Mit dem Besuch der Schlossbergschule in Kappelrodeck hat sich der gebürtige Hornberger dazu entschlossen, diesen Erfahrungsreichtum auch mit der jüngeren Generation seines angestammten Wahlkreises zu teilen.

Schüler aus Kappelrodeck stellen Fragen an Bundestagspräsident

Bevor der Parlamentspräsident, begleitet von seinen Bodyguards, am Rednertisch Platz nimmt, bittet Wolfgang Flegel seine Schüler noch einmal um ein angemessenes Auftreten und darum, die Reihenfolge der 13 Fragen einzuhalten, die von den jeweils zwei neunten und zehnten Klassen festgelegt wurde.

Dass der Schulleiter den rüstigen Rollstuhlfahrer in der Schulmensa begrüßen durfte, verdankt er der Kinder- und Jugendstiftung und der Teilnahme an deren Projekt „Openion“, das den Austausch zwischen Schulen und außerschulischen Partnern fördert.

Rechtspopulismus bringt die Demokratie in Gefahr.
Wolfgang Flegel, Schulleiter

Die zunehmende Popularität von Rechtspopulismus und Nationalismus bringe die „Demokratie in Gefahr“, so Flegel bei seiner Begrüßungsansprache, und um etwas gegen dieses „ungute Gefühl“ zu unternehmen, habe man sich mittels des Stiftungsprojekts erfolgreich um die Einladung eines Politikers beworben.

Bedroht ist die Demokratie höchstens durch fehlendes Engagement.
Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident

Nachdem Schäuble ein, zwei Worte an die Schüler gerichtet hat, die nicht nur seine badische Herkunft, sondern auch eine gewisse altväterliche Gelassenheit verraten, widerspricht er dem Schulleiter: „Ich glaube nicht, dass die Demokratie gefährdet ist. Das sagt man schon immer“.

Bedroht sei diese allenfalls durch „fehlendes Engagement“. Mit Obama, den er „als Mensch gut, als Politiker nicht so gut“ finde, rät er: „Demokratie darf keine Selbstverständlichkeit werden.“

Kohl hätte Korruption nicht toleriert

Den jüngsten Skandal um Ex-Vizebundeskanzler Heinz-Christian Strache nennt Schäuble „eine Katastrophe“, dächten die Leute nun doch wieder „so sind alle“.

Er habe sich nach einer persönlichen Begegnung sofort die Hand gewaschen, distanziert sich Schäuble von dem in Ungnade gefallenen Österreicher, den ein Helmut Kohl noch „hochkant rausgeschmissen“ hätte. Die Schülerfrage nach dem „Rechtsruck“ beantwortet Schäuble mit „Geborgenheit“. Das sei es, was die Leute vermissten.

Schüler stellen Klima-Frage

Auch die Klima-Frage – Stichwort: „Fridays for Future“ – wurde von den Schülern gestellt. „Ibiza ist ja gerade in“, bemerkt Schäuble süffisant mit Blick auf Strache und das Einsparpotenzial bei Flugreisen, gibt den Schülern jedoch zu bedenken, dass zwar 70 Prozent der Bevölkerung für mehr Klimaschutz, genau so viele aber gegen eine Verteuerung fossiler Brennstoffe sind, die Schäubles Meinung nach die einzig konsequente Lösung des Problems darstellt.

Die Einstellung ‚Hannemann, geh du voran‘ hat noch nie Probleme gelöst.
Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident

Auf die kritische Frage, ob Deutschland mit einem Prozent der weltweiten Kohleverbrennung gegenüber China mit 50 Prozent stark ins Gewicht falle, witzelt Schäuble: „Dann müssen sie halt in China demonstrieren“, bevor er klar stellt, dass eine Einstellung à la „Hannemann, geh du voran“ nie Probleme lösen werde.

Viele Menschen, das verstehe auch er, hätten aber schlicht zu wenig Geld, um nicht die bequemste aller Lösungen zu wählen. Schäuble bemüht Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“.

Wolfang Schäuble über den Brexit: „Großer Mist“

Mit der AfD im Parlament seien zwar die Redezeiten kürzer geworden, die Streitkultur ist für den Präsidenten aber ein demokratischer Wert an sich: „Ich bin für Widerspruch – muss aber auch nicht sein“, erheitert der ehemalige Klassen- und Schulsprecher sein junges Publikum.

Brexit – „großer Mist“– und EU-Feindlichkeit könne er nicht nachvollziehen: „Ohne die europäische Einigung gäbe es uns gar nicht, es ginge uns noch nicht mal zu einem Drittel so gut“.

Viel Politik, wenig Privatleben

Bereuen – „du mach’sch viele Fehler“ – tue er nichts, auch wenn seine Frau, mit der Schäuble demnächst 50 Jahre verheiratet sein wird, ihm augenzwinkernd oft den Einstieg in die Politik vorwerfe, weil wenig Zeit für die Familie blieb. Seine vier Kinder hätten aber „nix vermisst“, beteuert der 76-jährige.

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