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Elsass ist Corona-Risikogebiet

Trotz steigender Infektionszahlen: Deutsch-französische Grenze bleibt offen

Elsässer, die sich maximal 24 Stunden in Deutschland aufhalten, sind von der Quarantänepflicht befreit. Die französische Grenzregion war vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft worden.

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Grenzkontrollen am deutsch-französischen Grenzübergang in Kehl. Wegen der Corona-Pandemie war die Grenze im Frühjahr zeitweise geschlossen. Jetzt soll sie offen beiben. Foto: dpa

Die deutsch-französische Grenze bleibt trotz steigender Corona-Infektionszahlen im Elsass offen. Wie das baden-württembergische Sozialministerium bekanntgibt, gilt ab Samstag eine 24-Stunden-Regel.

Das Robert-Koch-Institut hatte die französische Großregion Grand Est, der auch das Elsass angehört, am Donnerstag als Risikogebiet eingestuft. Daraufhin waren viele Franzosen in den Ortenaukreis gefahren, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Sie hatten eine Grenzschließung wie im Frühjahr befürchtet.

Stau
Nichts ging mehr: In Kehl wie in Rheinau bildeten sich am Donnerstag kilometerlange Staus durch französische Kunden, die eine Grenzschließung befürchteten. Foto: Roland Spether

Nun die frohe Kunde aus Stuttgart: Die Grenzen bleiben offen. Für Kurzaufenthalte von Personen aus den Grenzregionen – maximal 24 Stunden – gilt eine Befreiung von der Quarantäneverpflichtung. Die Änderung trat bereits am Samstag in Kraft.

Die Grenze zwischen Baden und Elsass bleibt offen

Damit ist klar: An der deutsch-französischen Grenze ändert sich, bis auf Weiteres, nichts. Elsässer können wie gewohnt bei ihren deutschen Nachbarn einkaufen.

Auch Berufspendler, Studenten, Schüler, Kindergartenkinder und der Warenverkehr dürfen die Grenze weiter ohne Quarantänepflicht passieren. Dasselbe gilt für Verheiratete oder Partner in einer festen Beziehung auf beiden Seiten des Rheins.

Die Grenzschließung war sehr schmerzhaft für uns.
Marc Kayser, Passant aus dem Elsass

Für die 24-Stunden-Regelung hatten sich zuletzt mehrere deutsche Politiker ausgesprochen, darunter Landrat Frank Scherer (Ortenaukreis) und Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano.

Bis Freitagabend war unklar, welche Folgen die Einstufung der französischen Grenzregion als Risikogebiet haben wird. Auch eine Grenzschließung schien möglich. „Wir haben noch keine schriftliche Anweisung, wie wir uns am Samstag ab 12 Uhr verhalten sollen“, hatte eine Sprecherin der Bundespolizei gegenüber den BNN gesagt.

Franzosen sind erleichtert

Aufatmen dann am Samstag: Die Menschen im Grenzgebiet sind erleichtert, dass die Fahrt über den Rhein weiter möglich ist. „Für uns ist es ganz normal, in Deutschland einzukaufen“, erzählt Marc Kayser. Wie viele Franzosen schlendert der Elsässer am Samstagmittag durch die Kehler Fußgängerzone. „Die Grenzschließung war schon beim ersten Mal sehr schmerzhaft für uns.“

Aufatmen in Kehl: Celine Morwille, Verkäuferin in einem Tabakgeschäft, ist erleichtert, dass die deutsch-französische Grenze offen bleibt.
Aufatmen in Kehl: Celine Morwille, Verkäuferin in einem Tabakgeschäft, ist erleichtert, dass die deutsch-französische Grenze offen bleibt. Foto: Dominic Körner

Auffällig ist: Die meisten Passanten tragen auch im Freien einen Mund-Nasen-Schutz – obwohl dies im Ortenaukreis, im Gegensatz zu Frankreich, nicht vorgeschrieben ist. „Das sind alles Franzosen“, meint Celine Morwille, die in einem Tabakladen arbeitet. „Wir haben uns schon daran gewöhnt.“

Das Geschäft liegt zwar auf deutschem Boden, ein paar hundert Meter von der Grenze entfernt. Weil Tabak hier deutlich günstiger ist als im Nachbarland, sind die meisten Kunden aber Franzosen. „Etwa 80 Prozent“, schätzt Morwille.

Die Deutschen sind viel disziplinierter als die Franzosen.
Celine Morwille, Verkäuferin in Kehl

Am Samstag ist es ruhig in dem Laden. „Endlich können wir mal wieder durchatmen“, sagt die Verkäuferin. In den vergangenen Tagen seien viermal so viele Kunden wie normal gekommen: „Alle hatten Panik, dass die Grenze bald dicht ist.“

Wie viele Menschen sehnt sich auch Celine Morwille wieder nach Normalität. Mit ihren Landsleuten geht sie hart ins Gericht: „Mich wundert es nicht, dass die Deutschen besser durch die Krise kommen als wir“, sagt sie, „sie sind beim Abstandhalten einfach viel disizplinierter als die Franzosen.“

Rasanter Infektionsanstieg mit dem Coronavirus im Elsass

Im März hatte das Bundesinnenministerium die deutsch-französische Grenze schließen lassen. Damals wie heute geriet die Corona-Pandemie im Elsass außer Kontrolle.

Als Gradmesser gilt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen. Dieser Wert lag in Straßburg nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde zuletzt bei 149,2, im Unter-Elsass betrug er 113,4. Zum Vergleich: Im Ortenaukreis liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 36.

Nachdem das Robert-Koch-Institut die Region Grand Est als Risikogebiet eingestuft hatte, befürchteten viele Franzosen eine erneute Grenzschließung.

Sie fuhren in Massen nach Deutschland, um sich mit günstigen Lebensmitteln und Tabakwaren einzudecken. An den Grenzübergängen bildeten sich teils Staus, vor Einkaufsmärkten entstanden lange Schlangen.

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