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Wohnraum für Migranten

Messehallen umgestaltet: Wie Flüchtlinge in der Offenburger Notunterkunft leben

In den Offenburger Messehallen ist eine Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet worden. Bei einem Besuch von Ministerin Marion Gentges gibt es Einblicke in die Abläufe der Einrichtung und das dortige Leben.

Eine Gruppe an Personen.
Ministerin Marion Gentges (Zweite von rechts) schaut einigen Bewohnern beim Deutschunterricht über die Schulter. Foto: Barbara Puppe

Landesjustiz- und Migrationsministerin Marion Gentges (CDU) hatte beim Besuch der Notunterkunft in der Messe Offenburg gute Nachrichten: Die seit Oktober laufenden Grenzkontrollen zeigen Erfolge, die temporäre Notunterkunft Offenburg wird die Landkreise bei der Flüchtlingsunterbringung entlasten.

Weil die Erstaufnahmeeinrichtungen voll sind, die Zugangszahlen in Baden-Württemberg jedoch laut Gentges deutlich angestiegen sind und aktuell etwa 40 Prozent über den Vorjahreswerten liegen (bislang 35.228 Antragsteller, Vorjahr: 27.818), stehen jetzt 13.600 Plätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen zur Verfügung. Von dort aus werden die Menschen in kleinere Unterkünfte verteilt.

Unterkunft in der Messe Offenburg ein wichtiger Baustein

Die Notunterkunft in der Messe Offenburg sei ein wichtiger Baustein. Damit könne man für die Stadt- und Landkreise einen gewissen Puffer schaffen, schloss sich auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer dem Dank für die „bewährten Partner“ des Ortenaukreises, der Stadt Offenburg, der Malteser und des Sicherheitsdienstes an.

Erzähle mir keiner, Grenzkontrollen hätten keine Wirkung
Marion Gentges
Landesministerin für Justiz und Migration

„Was wir nicht zu hoffen gewagt haben, ist eingetreten“, sagte Gentges. Seit Oktober seien die Zugangszahlen nach Baden-Württemberg und bundesweit deutlich gesunken. Die auch von ihr geforderten Kontrollen an den Grenzen zur Schweiz, Polen und Tschechien hätten mit dazu beigetragen. „Erzähle mir keiner, Grenzkontrollen hätten keine Wirkung“, fügte sie hinzu. 

Seit Mitte Oktober habe die Bundespolizei 11.000 unerlaubte Einreisen festgestellt. In 4.700 Fällen davon seien Maßnahmen getroffen worden, die Einreisen verhinderten oder den Aufenthalt beendet hätten. 266 Schleuser seien festgenommen, 670 offene Haftbefehle vollzogen und über 3.500 Personenfahndungstreffer erzielt worden.

Die Notunterkunft in der Offenburger Eishalle schlägt den Angaben zufolge mit monatlich 800.000 Euro zu Buche für Miete, Catering und Personal. Auf 400 Plätze ausgelegt, ist sie längst nicht voll ausgelastet. Aktuell sind knapp 200 Menschen hier untergebracht, davon rund 50 Kinder und Jugendliche, 115 Männer und etwa 30 Frauen.

Räume in Offenburg sind gut ausgestattet

Die Menschen kommen aus der Türkei, Syrien, Afghanistan, Guinea-Bissau, der Russischen Föderation, den Maghreb-Staaten Tunesien und Marokko, dem Iran und Sri Lanka, wie Roman Wigand,  Leiter der Notunterkunft Offenburg, erläuterte.

Er führte durch die beiden Hallen 1A und 1B mit Quarantänestation, Cateringbereich, Ambulanz, Kleiderlager, Dusch- und Waschräumen – letztere ausgestattet mit Waschmaschinen und Trocknern. Die Hallen wurden abgetrennt, in der einen sind allein reisende Männer untergebracht, in der anderen Familien und allein reisende Frauen, dort gibt es auch eine Spielecke.

Ruhe zu finden, das ist das Allerwichtigste.
Roman Wigand
Leiter der Notunterkunft Offenburg

Jede Einheit ist mit Stockbetten eingerichtet und mit einem weißen Sichtschutz umgeben, der dem weitläufigen Raum etwas Steriles verleiht, aber wenigstens ein geringes Maß an Privatsphäre ermöglicht.

„Ruhe zu finden, das ist zunächst das Allerwichtigste für die Leute“, so Wigand. Was sie am meisten umtreibe, sei die Frage, „Wohin werden wir verlegt?“. In der Spielecke beschäftigt sich ein Vater gerade mit mehreren Kindern, eine etwa Dreijährige winkt den Besuchern freundlich zu. 

Malteser organisieren die Alltagsbetreuung

An einer Wand wurde eine Tischgruppe aufgestellt, an der täglich Deutschunterricht und Bastelangebote für Groß und Klein stattfinden. Dort sorgt ein Tannenbaum aus grünem Papier für weihnachtliche Dekoration. Gesellschaftsspiele, eine Tischtennisplatte und ein Fernsehmonitor ermöglichen weiteren Zeitvertreib. Wer die Unterkunft betritt oder verlässt, wird von der Security kontrolliert.

Um die Alltagsbetreuung kümmern sich 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Malteser. Rund um die Uhr sind gemischte Teams unterwegs, sieben Personen tagsüber, drei in der Nacht.

Zufrieden mit dem Essensangebot in der Unterkunft für Flüchtlinge

„Wir übernehmen die Eingangsregistrierung, die Ausgabe für Hygieneartikel, das Abarbeiten von Formalitäten, bei der Abreise erhalten die Geflüchteten die Reiseunterlagen und das Busticket von uns“, zählt Christian Eggs von den Maltesern auf.

Das Essen sei gut, Schweinefleisch komme nicht auf den Tisch. Während des Aufenthalts laufe die Spielzeitbetreuung. Die medizinische Grundversorgung mit einem bewährten Ärzteteam sei gewährleistet. Es gebe ein sehr gutes Miteinander unter den Flüchtlingen, wobei die Größe der Räume dazu beitrage, dass man sich treffen, aber auch entspannt aus dem Weg gehen könne. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer fasst zusammen: „Wir haben den Eindruck, dass es den Menschen hier gut geht.“

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