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Wetterstatistik aus Stoff

Auf dieser Patchwork-Decke aus Rheinau lässt sich das Wetter 2022 lesen

Wie warm und kalt war es 2022? Das kann man an einer Patchwork-Decke sehen, die eine Frau aus Rheinau gerade herstellt. Wie das geht.

Angelika Abel wagte sich an einen Freistetter Temperaturquilt passend für das Jahr 2022
Angelika Abel wagte sich an einen Freistetter Temperaturquilt passend für das Jahr 2022. Foto: Karen Christeleit

Wetterstatistik – doch eigentlich ist es eine Steppdecke: Die Patchwork-Kreation von Angelika Abel bietet eine einzigartige Perspektive auf das vergangene Jahr. Farben und Muster der Decke zeigen die Höchst- und Tiefsttemperatur eines jeden Tages von 2022 in Freistett.

„Die Liebe zum Patchwork habe ich schon vor über 20 Jahren Jahre gefunden und auch die Idee der Temperaturdecke geistert schon länger durch meinen Kopf. Doch irgendwie habe ich immer zu lange gezögert. Ruck-zuck war das Jahr zu weit fortgeschritten, um noch damit zu beginnen“, erinnert sich die leidenschaftliche Patchworkerin. „2022 kam die Idee bei der Patchwork-Onlinegruppe am Jahresanfang auf und ich war gleich dabei.“

Zuerst war es sehr theoretisch: Abel musste sich für die Gestaltung der Decke ein Muster für die einzelnen Monate und Tagesquadrate sowie eine Farbtabelle für die unterschiedlichen Temperaturen ausdenken.

Rheinauerin beginnt im April mit dem Nähen

Letztlich hat sie sich für Sechsecke entschieden, die sich je nach Monatsmuster aus drei bis 13 Teilen zusammensetzen. Im Stoffladen suchte sie Stoffe von blau über grau, grün bis gelb und rot für die Temperaturen in Dreierschritten zusammen.

Dann ging es an die Umsetzung: „Am Anfang habe ich die Temperaturen täglich von der Wetterstation abgelesen. Irgendwann habe ich mir die Daten dann monatlich aus dem Internet gezogen“, lacht Abel „Im April habe ich dann zu nähen angefangen.“

Das Besondere: Abel ist Fan des Handnähens. Nach der Methode des „English Paper Piecings“ (Englische Papierschnitte) schneidet sie zunächst Papierschablonen aus und fixiert den jeweiligen Stoff daran. Sobald alle Schablonen des Hexagons fertig sind, näht sie sie von Hand zusammen. „Pro Sechseck nähe ich rund eine Stunde. Vier bis fünf schaffe ich so jeden Abend vorm Fernseher“, erklärt die versierte Näherin.

„Rund 400 Sechsecke brauche ich für die 240 mal 150 Zentimeter große Decke.“ Sobald sie alle Hexagone eines Monats genäht hat, setzt sie diese aneinander und vernäht sie. Ganz zum Schluss wird das Papier entfernt, bevor das Vlies reinkommt und die Rückseite angequirlt wird.

Inzwischen ist Abel bereits beim November angekommen. Das Endprodukt wird wohl sehr farbenfroh und Abel ist sehr gespannt, wie das endgültige Farbschema ihrer besonderen Freistetter Wetterkarte aussehen wird.

Der Januar 2022 begann mit warmen 15 Grad am Tag und null Grad in der Nacht, pendelte sich dann aber mit 2,7 Grad im Mittel im gleichmäßig blauen Farbbereich ein. Im Februar bis April kam bei Minus sechs Grad nachts bis warmen 25 Grad über Tag schon richtig farbliche Abwechslung ins Spiel.

Im Mai wurde es schon deutlich wärmer und die Farbe rot taucht auf der Decke bei heißen 32 Grad auf. Derweil überwogen dann im Sommer die Farben gelb und rot. Am 19. Juli erreichte Freistett mit 38,5 Grad die absolute Höchsttemperatur.

Im September rutschte die Temperatur derweil in den Keller und das Rot verschwand aus Abels Quilt, während im Oktober nochmals die Sonne die Freistetter verwöhnte und die Decke wieder bunter wurde, bevor dann der Herbst auch auf dem Quilt Einzug hielt.

Am 17. Dezember maß Abel mit minus 11,3 Grad die tiefste Jahrestemperatur. Ende Dezember wurde es dann wieder rekordverdächtig mild und somit bunter auf der Decke. An Silvester war es in Rheinau 18,8 Grad warm.

„In 20 Jahren, wenn wir mit der Decke auf den Beinen auf unserer Couch sitzen, können wir uns Geschichten aus dem Jahr 2022 erzählen und uns erinnern, was wir wohl am heißesten Tag unternommen haben.“ Abel freut sich bereits darauf, die Decke zu nutzen. Doch zuerst muss sie fertig werden. Dann geht sie im Mai zur Ausstellung bei den Patchworktagen in Dinkelsbühl und dann mit der Patchworkgilde auf Tour.

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