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Auch mit Helikopter

Schnakenplage: So läuft die Stechmückenbekämpfung am Oberrhein

Damit sich Stechmücken in der Region erst gar nicht ausbreiten, geht die Kabs auch zu Fuß in sumpfigen Auwälder entlang der Rheinschiene.

Helikoptereinsatz im Auwaldgebiet nördlich von Rheinau-Freistett. Immer wieder steigt die Maschine auf um den bakteriellen Wirkstoff BTI über den Brutstätten der Stechmücken auszubringen. Dazu wird das Granulat aus dem Behälter unter dem Helikopter zielgenau abgelassen
Helikoptereinsatz im Auwaldgebiet nördlich von Rheinau-Freistett. Immer wieder steigt die Maschine auf um den bakteriellen Wirkstoff BTI über den Brutstätten der Stechmücken auszubringen. Dazu wird das Granulat aus dem Behälter unter dem Helikopter zielgenau abgelassen Foto: Josef Budai

Zielsicher, mit Präzision und schon gar nicht zu überhören landet der Helikopter auf dem schmalen Landwirtschaftsweg nördlich von Freistett. Genauso zielsicher, aber viel leiser, schafft eine Stechmücke die Landung, etwa auf einem Oberarm und beginnt dort, fast unbemerkt, das menschliche Blut zu saugen. 

Meist im April beginnen die Stechmücken, umgangssprachlich „Schnaken“ genannt, ihre Lieblingsbeschäftigung. Und ab dieser Jahreszeit sind auch wieder die Mitarbeiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) verstärkt entlang des Rheins unterwegs, meist mit dem Helikopter, sowie jüngst bei Freistett.

Mit dem Helikopter zu den Brutstätten der Mücken

Aber wenn notwendig, sind Stechmückenbekämpferinnen und -bekämpfer auch mal zu Fuß, im Dickicht der sumpfigen Auwälder entlang der Rheinschiene, um das zugelassene Bekämpfungsmittel BTI auf mehreren Hektar Fläche auszubringen. Dazu befindet sich unter dem Helikopter ein trichterförmiger Behälter, aus dem das Granulat dann automatisch über den genau festgelegten, schwer zugänglichen Brutstätten abgelassen werden kann. 

Unsere übliche Waldstechmücken-Aktion im März und April verlief relativ ruhig.
Wolf-Peter Pfitzner, Distriktleiter

Das umweltverträgliche Bakterium wird von den Stechmückenlarven aufgenommen und diese sterben in kurzer Zeit ab. Vor Ort ist auch Distriktleiter Wolf-Peter Pfitzner, der auf Grundlage von Voruntersuchungen das Einsatzgebiet für den Helikopter festgelegt hat. „Unsere übliche Waldstechmücken-Aktion im März und April verlief relativ ruhig. Hier gab es eigentlich nur im Korker Wald bei Holzhausen wenige Gräben, die behandelt werden mussten. Die größeren Waldbereiche abseits des Rheins, die üblicherweise bei der Frühjahrsaktion betroffen sind, hatten nur wenig Wasser und wiesen kaum Besatz auf.“

Nach einer leichten Pegelspitze des Rheins Anfang April stieg in genau diesen Bereichen der Wasserstand an, was zu einem Schlupf von Stechmückenlarven führte. Hier fand insbesondere ein Hubschrauber-Einsatz im Bereich des Hinterwörth-Laast bei Memprechtshofen bereits Mitte April statt. 

Brutstätten im Rheinwald zwischen Freistett und Helmlingen wurden überschwemmt

Im Rheinwald ging das Wasser rasch wieder zurück, so dass hier keine Bekämpfung stattfand, erklärt der Diplom-Biologe die Ausgangslage in diesem Frühjahr. „Anfang Mai stieg der Rheinpegel erneut an, so dass in der Folge wenige Flächen im Bereich des Rheinwalds behandelt wurden.“ 

Bis Mitte Mai erfolgte dann das bislang höchste Hochwasser, das aber nur knapp über die Hochwassermelde-Marke in Karlsruhe-Maxau stieg. Dennoch wurden zahlreiche Brutstätten im Rheinwald zwischen Freistett und Helmlingen überschwemmt. 

„Bei der Kontrolle der einzelnen zu behandelnden Flächen wurden hohe Larvendichten von bis zu mehreren hundert Larven pro Liter gefunden. Der Hubschrauber-Einsatz war die Folge“, so Pfitzner. „Dabei wurden Flächen im Rheinwald und auch Teile des Hinterwörths, nördlich von Freistett, behandelt. Ein kurz darauf erfolgender zweiter Anstieg des Rheinpegels überstieg die vorhergehenden Wasserstände nicht und führte zu keinem weiteren Schlupf von Larven. Diese zweite Spitze war auch nur sehr kurz“, berichtet der Biologe weiter. 

Im Bereich der Stauregelung zwischen Kehl-Auenheim und Rheinau-Freistett erfolgt im Juli voraussichtlich eine Spülung, bei der auch Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Wolf-Peter Pfitzner, Distriktleiter

Nach diesem Hochwasser sank der Rhein wieder ab und soll nun auf einem relativ niedrigen Pegel bleiben, so die aktuellen Prognosen. Aufgrund der trockenen Witterung ist in absehbarer Zeit kein erneuter Anstieg des Wassers zu erwarten, so dass auch kein weiterer Schlupf von Stechmückenlarven erfolgen wird. Erst wenn die Eier der Stechmücken, die auf dem Erdboden abgelegt wurden, überschwemmt werden, schlüpfen neue Larven. Die Stechmücken, die jetzt ausgeflogen sind, überleben etwa vier bis sechs Wochen. 

„Im Bereich der Stauregelung zwischen Kehl-Auenheim und Rheinau-Freistett erfolgt im Juli voraussichtlich eine Spülung, bei der auch Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden“, berichtet Pfitzner. 

Ansonsten ist die Kabs unterwegs, um Hausstechmücken zu bekämpfen, die sich unter anderem in stillgelegten Güllegruben entwickeln. Bürger, die eine solche Grube besitzen, können sich im Rathaus melden. Die Meldung wird dann an die Kabs weitergegeben. 

Hauptaktion der Mückenbekämpfung Mitte Mai

Auch im übrigen Ortenaukreis und den weiteren Mitgliedsgemeinden der Kabs ergab sich dieses Jahr ein ähnliches Bild, so dass die Hauptaktion der Bekämpfung Mitte Mai stattfand. 

Da sich der Verlauf des Hochwassers relativ lange hinzog und auch eine doppelte Pegelspitze aufwies, war das zeitliche Fenster, in dem Maßnahmen erfolgten, sehr eng, so dass die Hauptarbeit der Kabs-Mitarbeiter über den gesamten Oberrhein bis nach Bingen an nur wenigen Tagen erfolgte und an einem Tag drei Helikopter gleichzeitig eingesetzt wurden. „Entsprechend waren alle Mitarbeiter der Kabs auf den Beinen, auch in unserer Zentrale in Speyer und mussten sehr viel Arbeit in kurzer Zeit leisten“, so Pfitzner. 

Der Mai entpuppt sich für die Kabs insgesamt als arbeitsreich.
Wolf-Peter Pfitzner, Distriktleiter

Die stetigen Regenfälle Mitte des vorigen Monats, vorwiegend im Alpenraum, hatten nun zu neuen, großflächigen Überflutungen geführt. Zeitgleich wurden daher drei Hubschrauber eingesetzt. Erste Flüge bei Philippsburg, in Südbaden, Rheinhessen und Südhessen folgten. Nordbaden, Süd- und Vorderpfalz schlossen sich an. „Der Mai entpuppt sich für die Kabs insgesamt als arbeitsreich. Durch den vielen Regen, vor allem in der Alpenregion, zogen sich die Hochwasserwellen in die Länge und überlagern sich mit der Folgewelle. Zeitgleich entstanden landseits der Dämme Druckwasserflächen. 

Durch die Höhe der Hochwasserwelle vom 12. und 13. Mai konnten viele Larven in den erstmals gefluteten Brutstätten der höheren Ebenen schlüpfen. Vereinzelt wurden hier besonders hohe Larvendichten von bis zu 1.000 Larven pro Liter festgestellt, was eine Behandlung mit BTI dringend notwendig macht“, erklärt Experte Wolf-Peter Pfitzner.

Helikopter zwischen Karlsruhe und Mannheim unterwegs

In der zweiten Maihälfte war zumindest für die südliche Hälfte des Kabs-Gebiets die Spitze noch nicht erreicht. Es wurde eine weitere, höhere Hochwasserspitze prognostiziert, die das Potenzial hat, bei Maxau 700 Zentimeter und bei Speyer 570 Zentimeter zu erreichen. Um zu vermeiden, in steigendes Wasser BTI einzubringen, musste zügig agiert werden. 

Dazu startete ein Hubschrauber in Philippsburg, um sich dann in den Süden zu bewegen, um Flächen zwischen Weisweil und Rust zu behandeln. Zeitgleich ist ein zweiter Helikopter in Rheinhessen und Südhessen unterwegs. Am Folgetag waren dann drei Hubschrauber parallel im Einsatz. Eine Maschine deckte die Süd- und Vorderpfalz ab, während die andere den Rastatter Raum übernahm.

Der dritte Helikopter war zwischen Karlsruhe und Mannheim unterwegs, so dass insgesamt sehr große Brutstättenflächen behandelt werden konnten. Die letzten zwei Wochen mit anhaltender Trockenheit waren nicht gerade ideal für die Vermehrung der Stechmücken. Wie es weiter geht, muss man abwarten. Allerdings werden die Schnakenbekämpferinnen und -bekämpfer aus Speyer wohl nicht arbeitslos: Mit der eingeschleppten Asiatischen Tigermücke, die Krankheiten übertragen kann, wartet die nächste Herausforderung. Aktuell wird im Raum Kehl das Auftreten der gefährlichen Blutsauger bereits beobachtet.

Die Kabs

99 Mitglieder: Gegründet 1976, gehören heute der Kabs 99 Gebietskörperschaften (97 Gemeinden und Landkreise sowie die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) an. Das Gebiet der Kabs reicht vom Rheingau im Norden bis zu den Gemeinden am Kaiserstuhl im Süden. Damit sind alle Rheinanliegergemeinden Mitglied in der Kabs, so dass alle relevanten Brutgebiete bekämpft werden können. job

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