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„Bedenkliche Entwicklung“

LUBW in Karlsruhe warnt: Am Oberrhein droht wieder Niedrigwasser

Fehlender Regen, kaum Schneeschmelze in den Alpen, wenig Grundwasser-Neubildung: LUBW-Präsident Maurer sieht eine „bedenkliche Entwicklung“.

Steinernes Meer: bei Niedrigwasser mutieren die Buhnen am Rheinufer bei Au zu Geröllfeldern.
Bei Niedrigwasser mutierten die Buhnen am Rheinufer bei Au 2022 zu Geröllfeldern. Foto: Helmut Heck

Der Südwesten könnte vor einem weiteren Jahr mit extremer Trockenheit und Niedrigwasser in den Flüssen stehen. Der täglich aktualisierte Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig verheißt nichts Gutes. Und auch der Präsident der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe, Ulrich Maurer, spricht von einer „bedenklichen Entwicklung“.

Laut der Simulation des Dürremonitors herrscht im Kaiserstuhl und in Südbaden sowie nördlich des Bodensees und östlich von Stuttgart „außergewöhnliche Dürre“, bezogen auf den Boden in einer Tiefe von 180 Zentimetern.

Das ist die höchste von fünf Darstellungsstufen. Im Rest des Landes sieht es nicht viel besser aus, vor allem am Oberrhein. Immerhin steht den Pflanzen derzeit noch ausreichend Wasser zur Verfügung.

Ähnliche Situation wie im vergangenen Sommer am Rhein erwartet

„Mit größeren Schmelzwasserabflüssen ist kaum noch zu rechnen“, erläutert Maurer die Folgen der geringen Schneefälle in den Alpen vor allem für Bodensee und Rhein. Zudem sei die Grundwasser-Neubildung im Winterhalbjahr wie schon in den Jahren zuvor geringer ausgefallen.

Der Februar war so gut wie niederschlagsfrei. Die LUBW erfasst an 237 Messstellen und 145 Quellen den Grundwasserstand. Mit 34 Lysimeteranlagen werden Niederschlagsmengen und Versickerung gemessen.

Maurer, seit August 2022 LUBW-Präsident, rechnet mit einer ähnlichen Situation wie im vergangenen Sommer, sollte es nicht noch ausgiebig und lang anhaltend regnen: Behinderungen für die Schifffahrt auf den Flüssen mit Folgen für die Wirtschaft sowie Einschränkungen für Privatleute, wenn es beispielsweise um den Wasserverbrauch im Garten geht. Immerhin: „Die Trinkwasserversorgung ist nicht gefährdet“, betont der 59-Jährige.

Folgen für Tiere und Pflanzen laut LUBW in Karlsruhe

Hitze, Dürre und Niedrigwasser verstärken die Folgen des Klimawandels für Tiere und Pflanzen. „Kälteliebende Arten werden zurückgedrängt, wärmeliebende Arten profitieren“, erklärt Maurer. Auf der Strecke bleiben dabei oft Arten, die auf kleine, anspruchsvolle Lebensräume angewiesen sind, ergänzt Felix Normann, der bei der LUBW die Koordinierungsstelle leitet.

Klimawandel und Artenschutz sind zwei der „Megathemen“, mit denen sich die LUBW in diesem Jahr weiter beschäftigen wird. Ein Schwerpunkt 2022 war die Aktualisierung von Roten Listen: 30 von 70 Heu- und Fangschreckenarten sind demnach in ihrem Bestand gefährdet, hat die Datenerhebung ergeben, 118 von 200 Brutvogelarten sowie 18 von 31 Reptilien- und Amphibienarten.

„In diesem Jahr aktualisieren wir die Rote Liste für Farn- und Samenpflanzen“, kündigt Maurer an.

Gewässer beschatten, um die Temperatur zu senken

Ein weiteres Projekt wird sich mit der Frage beschäftigen, wie sich die Wassertemperatur in Gewässern verringern lässt. Die Experten sehen offenbar in besserer Beschattung Potenziale, was laut Maurer relativ leicht umzusetzen wäre. Die LUBW will Daten sammeln und Empfehlungen geben.

Das tut die Landesanstalt auch beim dritten „Megathema“ Erneuerbare Energien. Die Bürger können dabei direkt vom Datenschatz der LUBW profitieren: Wer wissen möchte, wie sonnig das Dach des eigenen Hauses ist und ob sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt, kann das im Solardachkataster mithilfe eines Wirtschaftlichkeitsrechners ermitteln.

Photovoltaik – Suche nach weiteren Flächen

In diesem Jahr wollen die Experten die Potenziale von Photovoltaik auf Landwirtschaftsflächen und Parkplätzen untersuchen. Weiter verbessert werden soll die Datenlage bei sogenannten Floating-PV-Anlagen, also großen Solarmodulflächen auf Baggerseen, die sich noch in der Phase der Auskiesung befinden. Konkret geht es um Auswirkungen auf Vögel und Fische, um Abstände zu den Ufern und die maximale Bedeckung eines Sees.

Bereits 2022 hat die LUBW 81 von rund 400 ehemaligen Mülldeponien hinsichtlich ihrer Ausbaupotenziale untersucht. Würde man diese Flächen für Solarmodule nutzen, könnten sie eine Leistung liefern, die rund 25 bis 30 Hochleistungswindrädern entspräche, verdeutlicht Maurer.

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