
Kehl ist ein Hotspot. Leider nicht nur für die harmlose Mauereidechse, sondern auch, was die aggressive und tagaktive Tigermücke angeht. Über 292 Hektar Stadtgebiet hat sich das lästige Insekt bereits ausgebreitet, das – im schlimmsten Fall – gefährliche Infektionskrankheiten übertragen kann.
Der Verdacht liegt nahe, dass das Problem aus dem Nachbarland importiert wurde: Auf der französischen Rheinseite breitet sich das invasive Insekt nämlich rasant und massiv aus: War 2014 in Schiltigheim das erste Tigermückenvorkommen entdeckt worden, war die Stechmücke im vergangenen Sommer in 17 von 33 Mitgliedskommunen der Eurométropole de Strasbourg präsent.
Mittlerweile melden 22 Kommunen der Eurométropole Funde der Tigermücke. Des Problem ist inzwischen ziemlich konkret: Es gibt bereits erste Infektionen mit Tropenkrankheiten, die auf die Mücke zurückgeführt werden.
Kehl hat die mit Abstand größte Tigermückenpopulation
Weil dies allerdings bis zu 200.000 Euro jährlich kostet, hat Oberbürgermeister Wolfram Britz (parteilos) Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) um finanzielle Unterstützung gebeten.
Die ersten Gelege der asiatischen Tigermücke sind in Kehl im Oktober 2021 nachgewiesen worden. Daraufhin hat die Stadt ein Monitoring durch die KABS veranlasst.
Das Ergebnis: Die Tigermücke reproduziert sich in der Rheinstadt. Von etwa 100 Mitgliedskommunen der KABS weist Kehl die mit Abstand größte Tigermückenpopulation auf, so die Stadt am Mittwoch in einer Pressemitteilung.
Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber können übertragen werden
Das Insekt ist nicht nur besonders lästig, weil es auch tagsüber über jede und jeden herfällt, der etwas blanke Haut zeigt, es kann auch gefährlich werden, weil es Infektionskrankheiten wie das Dengue-, das Zika- oder das Chikungunya-Fieber übertragen kann.
Die Betonung liegt auf kann. Denn die Tigermücke muss zuvor einen Menschen gestochen haben, der einen der Krankheitserreger in sich trägt. Und der Erreger muss sich in der Mücke vermehrt haben, was auch von den jeweiligen Außentemperaturen abhängt.
Lange Jahre war es so, dass es in diesen Breiten nur in sehr seltenen Fällen zu solchen Infektion kam: Nämlich nur dann, wenn eine Tigermücke zuvor einen infizierten Urlaubsrückkehrer aus tropischen Ländern gestochen hatte, bevor sie über einen Einheimischen herfiel.
Die KABS soll mit der Bekämpfung beauftragt werden

Das hat sich im vergangenen Jahr jedoch geändert: In Straßburg sind erste Fälle von Infektionen aufgetreten, in denen Einwohner erkrankten, die ihren Urlaub nicht außer Landes verbracht hatten.
Um die Bürger zu schützen, aber auch um die Ausbreitung der Stechmücke über die Rheinstadt hinaus möglichst einzudämmen, möchte die Stadt Kehl laut eigenen Angaben die KABS mit der Bekämpfung beauftragen. Doch die Maßnahmen haben einen hohen Preis: Bis zu 200.000 Euro pro Jahr müssten dafür aufgewendet werden.
Weil Kehl unter einer besonderen Belastung durch die extrem hohe Tigermückenpopulation leidet und mit einer Bekämpfung auch Gemeinden im Umland schützen würde, hat Oberbürgermeister Wolfram Britz den Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manfred Lucha, angeschrieben und um finanzielle Unterstützung gebeten.
Vermutlich wird noch keine Antwort aus Stuttgart vorliegen, wenn der Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch, 19. April, entscheiden muss, ob der Auftrag an die KABS erteilt wird. Denn die Zeit drängt: Die Bekämpfungsaktion muss noch im April beginnen, heißt es in der Mitteilung.