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Ehemaliges Kloster

Nominiert für Staatspreis Baden-Württemberg: Hohe Auszeichnung für Erlenbad und Architekt Jürgen Grossmann

Kloster Erlenbad bei Sasbach wurde für den Staatspreis Baukultur nominiert. In Baden-Württemberg gibt es lediglich 27 Anwärter auf diese Auszeichnung.

Luftbild Erlenbad
Die Umnutzung von Kloster Erlenbad in Sasbach wurde für den Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg nominiert. Diese Umnutzung des neubarocken Klosters ist ein Projekt des Architekten Jürgen Grossmann - hier die aktuelle Anlegung der Parkplätze links neben dem Kloster und die abgeräumten Gräber für die Neugestaltung des Friedhofs. Foto: Roland Spether

Das „Erlenbad Resort“ in Sasbach wurde für den Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg nominiert. Die Jury hat aus insgesamt 235 Einreichungen 27 Anwärter ausgewählt. Das Resort Erlenbad wurde gemeinsam mit zwei weiteren Bewerbern in der Kategorie „Mischnutzung“ nominiert. Die Preisträger werden am 25. Juni ausgezeichnet.

Der Staatspreis, der bisher zweimal - und zwar in den Jahren 2016 und 2020 - verliehen wurde, wird in neun Kategorien vergeben. Er ist die höchste Auszeichnung des Landes für beispielhaftes Bauen und Planen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Um-Baukultur“.

Das „Erlenbad Resort“ ist ein Projekt des aus Bühl stammenden Architekten Jürgen Grossmann, dessen Büro sich in Neuried (Ortenaukreis) befindet. Das denkmalgeschützte ehemalige Franziskanerinnenkloster ist in den Jahren 1924 bis 1926 nach einem Entwurf der Architekten Josef Graf (Karlsruhe) und Adolf Graf (Achern) im Auftrag der 1859 gegründeten Kongregation der Franziskanerinnen in Erlenbad entstanden.

Ordensschwestern in Sasbach bauten ein schlossartiges Kloster

Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung war die monumentale Vierflügelanlage in den Formen eines barocken Schlosses längst ein Anachronismus. Während das Bauhaus in Dessau unter der Leitung von Walter Gropius das Neue Bauen entwickelte, orientierten sich Architekten und Bauherrinnen in Sasbach an der historisierenden Baukunst der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Diese konservative Haltung ist für Mittelbaden nicht untypisch. In Bühl plante Hans Vierling fast gleichzeitig für die Niederbronner Schwestern ebenfalls in neubarocken Formen das Kloster Maria Hilf, das allerdings nicht so aufwendig wie Erlenbad ist.

Die schwierige jüngere Entwicklung in Sasbach ist typisch für Klöster in Deutschland. Die Zahl der Schwestern nahm in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr ab. Erlenbad erlebte ähnliche Probleme wie beispielsweise Kloster Neusatzeck bei Bühl. Die Orden zogen in andere Gebäude um und verkauften ihre großen Mutterhäuser. Die Klosterkirche Erlenbad wurde 2022 profaniert.

Es ist wirklich eine tolle Sache.
Jürgen Grossmann
Architekt

Jürgen Grossmann freut sich über die prestigeträchtige Nominierung für den Staatspreis. „Es ist wirklich eine tolle Sache“, sagt er. „Einmal, weil deutlich wird, welche Rolle Bauen im Bestand inzwischen spielt. Und dann bin ich persönlich natürlich auch ein bisschen stolz, zu den Nominierten zu gehören.“

Jürgen Grossmann hat bereits zahlreiche historische Gebäude gerettet

Grossmann hat in Mittelbaden schon eine ganze Reihe denkmalgeschützte und historische Gebäude gekauft, saniert und einer neuen Nutzung zugeführt, unter anderem Schloss Rittersbach bei Bühl und Müller Stahlbau in Offenburg (Architekt: Egon Eiermann). Die „Schönheit des Klosters Erlenbad, dessen Ruhe und Ausstrahlung“ faszinieren den Architekten seit zwölf Jahren, wie er sagt. So lange arbeitet er bereits an diesem Projekt. 

Zunächst sanierte Grossmann das villenartige historistische Marienheim auf dem Klostergelände. „Es stand 2012 bereits seit sieben Jahren leer und kurz vor dem Abriss“, erinnert sich der Architekt. „Wir haben daraus die Villa Erlenbad gemacht und konnten zeigen, was für ein Potenzial in diesem Gebäude verborgen war.“

Ich mache das, was jetzt alle hypen, schon seit mehr als 30 Jahren.
Jürgen Grossmann
Architekt

2022 kaufte Grossmann das eigentliche Kloster, einschließlich Ökonomiegebäude, Klosterpark und Wald. „Ein herrlicher Ort“, findet er. „Damit konnte ich meine Vision umsetzen und das Resort Erlenbad entwickeln. Auf 62.000 Quadratmeter Grundstück und mit 13.000 Quadratmeter Nutzfläche entsteht nun ein deutschlandweit einzigartiger Ort, in welchem Senioren in einem wirklich außergewöhnlichen Umfeld leben.“

Entstanden sind Wohnungen, Senioren-Residenzen (insgesamt 75 Apartments), ein Gesundheitszentrum und ein Restaurant. Die Klosterkirche wurde zum Kulturzentrum. Es handelt sich um eine Mischnutzung, wie es in der entsprechenden Kategorie des Preises beschrieben ist.

Bauen im Bestand ist für Grossmann seit drei Jahrzehnten ein wichtiges Thema: „Ich mache das, was jetzt gerade alle hypen, schon seit mehr als 30 Jahren“, konstatiert er. „Ich frage mich schon lange, weshalb so viele Architekten und Bauherren Gebäude so leichtfertig abreißen, um neue zu errichten. Entscheidend für die erfolgreiche Revitalisierung von Gebäuden ist es dann nur noch, deren Struktur zu verstehen, diese bestmöglich zu respektieren und innerhalb dieses Rahmens eine neue Nutzung zu implementieren.“

In der Kategorie Gewerbe-/Industriebau wurde die alte Reithalle Achern nominiert. Dieses Projekt wird die Redaktion in einem weiteren Beitrag vorstellen.

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