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Deutliche Ertragseinbußen

Witterung und Pilze setzen den Weinreben in der Ortenau zu

Winzer in der Ortenau rechnen mit Ertragseinbußen. Grund dafür sind Pilze, Frost und Unwetterschäden. Ein Weinbauexperte übt sich trotzdem in Optimismus.

 Weinbauberater Johannes Werner vor einem Rebstock, der, frostbedingt, nur wenige Trauben hat, links die leere Rute.
Weinbauberater Johannes Werner vor einem Rebstock, der unter dem Frost litt und nur wenige Trauben trägt. Foto: Hubert Röderer

Frost, Hagel, Oidium, Peronospora: Das Erntejahr 2021 macht den Winzern im Ortenaukreis sehr zu schaffen. Je nach Lage muss mit Ernteausfällen von bis zu 40 Prozent gerechnet werden, sagte auf Anfrage Weinbauberater Johannes Werner.

Die Ernte, auch die Lese des „Neuen Süßen“, beginnt gegenüber den Vorjahren zudem deutlich später. Sollten die kommenden Wochen halbwegs sonnig und trocken sein, seien immerhin hochwertige, fruchtige, spritzige Weine zu erwarten. Preissteigerungen seien „zu erwarten und angemessen“.

Eine Rebparzelle unterhalb des Ortenberger Schlosses. Die Stöcke hängen nur bescheiden voll, viele Blätter weisen eigenartige Farben auf der Blattoberseite und weißen Schimmelrasen auf der Blattunterseite auf: Folgen der Wetterkapriolen des bisherigen Weinjahres.

Für die Winzer hier in der Region war es bislang gewiss kein einfaches Jahr.
Johannes Werner, Weinbauberater

So wie hier sieht es in manchen Lagen des Ortenaukreises aus, Zuständigkeitsgebiet des Weinbauberaters am Amt für Landwirtschaft in Offenburg. Seit fünf Jahren ist Johannes Werner Ansprechpartner für zahlreiche Winzer in den beiden Anbaugebieten Ortenau (südlicher Teil) und Breisgau (nördlicher Teil): „Für die Winzer hier in der Region war es bislang gewiss kein einfaches Jahr.“ Es sei, seit er die Aufgabe vor fünf Jahren übernommen habe, „sogar das herausforderndste“. 2016 habe Peronospora, der falsche Mehltau, das Weinjahr geprägt.

2021 besonders Pilze und Mehltau ein Problem für Winzer

Auch 2021 waren die Winzer bislang besonders in punkto Pflanzenschutz stark gefordert: „Wer keinen Pflanzenschutz im fachlich richtigen Rhythmus betrieben hat, hat echte Probleme bekommen.“ Fast im Wochenrhythmus, Biobetriebe gar alle vier Tage, mussten die Winzer durch die Zeilen fahren. Auch in diesem Jahr hat sich der Pilz vielfach breit gemacht.

An vielen Blättern schimmert es oben ölig, unten weisen weiße Flecken auf die Krankheit hin. Gravierende Folge: Es steht weniger Blattfläche zur Verfügung, die in der Lage ist, den für Trauben so wichtigen Zucker zu produzieren und in die Beeren einzulagern. Hat die Peronospora gar ganz massiv einen Stock befallen, ist dieser sogar in seiner Existenz gefährdet.

Auch gegen den echten Mehltau, Oidium, mussten die Winzer schon einschreiten. Dass derlei Krankheiten auftreten, war nicht unbedingt zu erwarten, so Johannes Werner, „ein feucht-warmes Jahr wie 2021 sorgt aber immer für Pilzdruck“.

Schäden durch Frost und Unwetter

Auch die Frühjahrsfröste, die von Ostermontag zum Osterdienstag sich über den ganzen Ortenaukreis hergemacht haben, „hier mal schwächer, dort mal stärker“, haben ihren Teil dazu beigetragen, dass die Reben sich nicht so präsentieren, wie es die Winzer zum Jahresbeginn erhofft haben.

Viele Fruchtruten weisen oft nur wenige Triebe auf. Weniger Triebe heißt letztlich weniger Trauben und weniger Menge. Zwar hätten sich Beiaugen entwickelt, kleine Knospen, die unter dem Hauptauge sitzen, aber häufig seien diese traubenlos.

 Gerade bei Diersburg und Oberschopfheim hat ein Hagelschauer Ende Juli zahlreiche Beeren beschädigt, zu sehen an den Einkerbungen.
Gerade bei Diersburg und Oberschopfheim hat ein Hagelschauer Ende Juli zahlreiche Beeren beschädigt, zu sehen an den Einkerbungen. Foto: Hubert Röderer

Zu allem Unglück ging am 26. Juli besonders über Diersburg und Oberschopfheim, und auch noch etwas weiter südlich davon, ein Hagelschauer über den Reben nieder, was lokal ebenfalls für Mengeneinbußen sorgen wird.

Weinbauberater geht von Ertragseinbußen bis 40 Prozent aus

Johannes Werner übt sich derweil in Optimismus: „Es gibt ja die Regel: Weniger Ertrag könnte für gute Qualitäten sorgen.“ Allerdings sei die Zeit bis zum Erntebeginn noch weit: „Der Jahrgang ist noch nicht im Fass, da kann noch viel passieren.“

Es gebe zwar kreisweit durchaus auch viele gesunde, gut hängende Stöcke. Dennoch geht Werner im Moment gegenüber einem durchschnittlichen Erntejahr von Ertragseinbußen im Ortenaukreis von rund 40 Prozent aus.

Wer ebenfalls noch zuschlagen könnte: die auch unter Obstbauern gefürchtete Kirschessigfliege. Auch in zahlreichen Reben nicht zu übersehen: Esca, eine gefährliche, von Pilzen verursachte Rebholzkrankheit, die zum Absterben des Rebstocks führen kann.

Insgesamt liege die Vegetation im langjährigen Mittel, somit deutlich später als in den vergangenen drei Jahren, „die ja sehr frühe Lesejahre waren. Wir werden also 2021 mal wieder einen Herbst im Herbst haben“. Eine Lese also, die nicht bereits im August beginnt.

Frühestens in der ersten Septemberhälfte dürften die Trauben für den Neuen Süßen geerntet werden, erst um den 20. September dürfte die Hauptlese einsetzen. „Doch das ist, je nach Witterung, noch mit vielen Fragezeichen verbunden“, so der 32-jährige Weinbauberater. Was den Winzern in den kommenden Wochen sehr helfen würde: Wärme, Sonne, Trockenheit.

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