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Vielfältige Informationen

Eine Online-Broschüre informiert über das PFAS-Problem in Mittelbaden

Die Belastung von Boden und Wasser mit Chemikalien der Gruppe PFAS ist in Mittelbaden seit Jahren ein gewaltiges Problem. Eine Online-Broschüre gibt einen Überblick.

Zwei Männer und eine Frau neben einem Monitor
Die neue Online-Broschüre zur PFAS-Belastung und ihren Folgen in Mittelbaden präsentieren Reiner Söhlmann von der PFAS-Geschäftsstelle im Landratsamt, Autorin Patricia Klatt und Dezernent Sébastien Oser. Foto: Wilfried Lienhard

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen: So kompliziert sich der Begriff anhört, so komplex ist das Thema. Doch die PFAS, lange PFC genannt, sind nicht nur ein für den Laien schwer zu erfassendes Thema. Sie begleiten ihn auch Tag für Tag, von früh bis spät – härter formuliert: Sie verfolgen ihn. Sébastien Oser, Dezernent für Baurecht, Klima- und Naturschutz und öffentliche Ordnung im Landratsamt Rastatt, fängt bei den Beispielen mit dem Zähneputzen an und nennt auch Lebensmittel und Trinkwasser: „Das betrifft jeden Einzelnen von uns“. Und weil das so ist, biete das Landratsamt seit Jahren eine Möglichkeit, sich umfassend zu informieren. Dazu gehöre der Newsletter der von Reiner Söhlmann geleiteten PFAS-Geschäftsstelle, die weit über den Landkreis hinaus gefragt sei. Das neueste Ergebnis dieser Strategie ist eine 60 Seiten starke Broschüre mit dem Titel „PFAS in Mittelbaden. Auf der Suche nach Lösungen“.

Das Landratsamt hatte sie bei Patricia Klatt in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftsjournalistin und Lehrbeauftragte für den Bachelorstudiengang Wissenschaftskommunikation am KIT ist durch vielfache, teils preisgekrönte Veröffentlichungen – auch in den BNN – als PFAS-Expertin ausgewiesen. Schon 2021 hatte sie eine solche Broschüre erarbeitet. Jetzt hat Klatt sie komplett überarbeitet.

Neue Werte ab 2026

Wer die beiden Ausgaben vergleicht, stellt schnell fest, was Oser meint, wenn er sagt: „Es ist viel Bewegung in der Sache, und ich bin gespannt, was in den nächsten Monaten auf EU-Ebene passieren wird“. Reiner Söhlmann nennt ein konkretes Beispiel: Die ab 2026 geltende Trinkwasserverordnung sieht neue Grenzwerte vor. „Darauf müssen wir frühzeitig reagieren“, sagt er. Die aktuellen Werte würden überall eingehalten, und auch die künftigen seien bereits weitestgehend unterschritten. Das habe natürlich auch mit der großen Erfahrung zu tun, die man bei dem Thema mittlerweile habe: „Wir sind vorbereitet“. Zwei Wasserwerke in der Region schafften die ab 2026 geltenden Grenzwerte noch nicht ganz, eines davon bekomme es in den nächsten Wochen wohl hin. Um welche Wasserwerke es sich handelt, blieb offen.

Grundsätzlich gelte: „Wenn neue Grenzwerte kommen, schlägt das voll auf uns durch“. 1.100 Hektar seien in Mittelbaden belastet. Die Erfassung sei abgeschlossen, allenfalls Einzelflächen könnten noch hinzukommen. Weil diese Flächen aber sehr unterschiedlich seien, hätten neue Grenzwerte stets eine weitreichende Konsequenz.

Eine andere Art von Konsequenz: Dass Mittelbaden der Tatort dieses Umweltskandals ist, führte zu „trauriger Berühmtheit“ (Oser), was sich in der internationalen Forschung im Begriff „Rastatt Case“ zeigt. Es bescherte aber auch eine Vorreiterrolle, und in manchem ist die Region deshalb deutlich weiter als andere. „Wir haben einiges auf den Weg gebracht“, sagt Oser, „und wir werden es weiter tun müssen“. Das zeige die Broschüre auch: „Wir sind ein Vorbild dafür, wie man gewisse Dinge angehen sollte“. Praktikable und finanzierbare Lösungen seien gefordert, etwa mit Blick auf belastetes Baugelände.

Auf einer anderen Ebene angesiedelt ist eine Forderung, über die sich Patricia Klatt und Reiner Söhlmann einig sind: Es führe kein Weg daran vorbei, die Verwendung von PFAS zu beschränken. Die sei in den zurückliegenden Jahren exponentiell gestiegen, und diese Entwicklung müsse gekappt werden. Seien sie erst mal im Boden oder im Wasser, beinhalte jede Lösung auch die Kostenfrage, „und das ist ein Fass ohne Boden“, sagte Söhlmann. Er rede keinem Verbot das Wort, „aber brauchen wir in Rastatt wirklich eine Regenjacke, mit der wir einem Monsunregen trotzen?“

Viele solcher Aspekte finden sich in der Broschüre. Sie steht ausschließlich online zur Verfügung und ist unter www.pfas-dilemma.info/pfas-broschueren zu finden, das Landratsamt hat die Seite verlinkt (www.landkreis-rastatt.de). Das hat seinen Grund in einem großen Mehrwert: Immer wieder wird zu Publikationen verlinkt, die eine Vertiefung ins Thema ermöglichen.

Wir können mit Fug und Recht behaupten, stolz zu sein auf dieses Produkt.
Sébastien Oser
Dezernent im Landratsamt

Klatt bringt kompakt zu den unterschiedlichsten Aspekten des Themas auf den Stand der Forschung. Das ist angesichts der Komplexität des Themas oft eine Gratwanderung zwischen möglichst umfassender Information und leichter Verständlichkeit. Jetzt hoffen die Beteiligten auf einen ähnlichen Erfolg wie bei der ersten Ausgabe. Diese war mehr als 5.300 Mal heruntergeladen worden. Schon jetzt aber sagt Sébastien Oser: „Wir können mit Fug und Recht behaupten, stolz zu sein auf dieses Produkt“.

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