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Die KI schaut hin

Gewichtheber aus Iffezheim entwickelt eine App zur Optimierung des Krafttrainings

Der Gewichtheber und Informatik-Spezialist Johannes Heidt aus Iffezheim hat eine App herausgebracht, mit der dank künstlicher Intelligenz das Krafttraining optimiert werden soll. Heidt ist bei der Hebergemeinschaft Rastatt Mitglied der Landesligamannschaft.

Mann an Bildschirmen
Fasziniert von künstlicher Intelligenz: Johannes Heidt hat eine App entwickelt, mit der sich das individuelle Krafttraining effektiver gestalten lässt. Foto: Hans-Jürgen Collet

Schlecht geschlafen? Probleme mit der Muskulatur? Falls dies zutrifft, wird die Trainingsbelastung entsprechend gesteuert. Dafür sorgt eine App, die Johannes Heidt entwickelt hat und die Krafttraining mithilfe von künstlicher Intelligenz optimieren soll. 

Heidt gehört zur Landesligamannschaft der Hebergemeinschaft Rastatt, die aber wegen des Lockdowns seit über einem Jahr keinen Wettkampf mehr bestritten hat. „Ich bin früher gerne in Fitnessstudios gegangen und hatte immer schon Spaß an Krafttraining“, sagt Heidt, der dann 2015 den Weg zu den Rastatter Gewichthebern und auch zum dortigen Wettkampfmodus fand. 

Mittlerweile tritt er in der Klasse bis 81 Kilogramm an.

Fasziniert von künstlicher Intelligenz

Heidt begann nach seinem Abitur am Rastatter Ludwig-Wilhelm-Gymnasium zunächst ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, legte dann aber den Fokus auf Wirtschaftsinformatik und Informatik an der Hochschule Offenburg – mit dem Schwerpunkt, sich mit künstlicher Intelligenz zu befassen.

„Die Idee war, die Trainingsplanung damit zu verknüpfen“, sagt Heidt. Und so sei der erste Lockdown im März und April vorigen Jahres für ihn gerade recht gekommen, weil er Zeit hatte, „spaßeshalber“, wie er sagt, die App unter dem Titel „ KI-Coach“ zu entwickeln. Vorteile bringen soll sie nicht nur für Gewichtheber, sondern etwa auch beim Bodybuilding oder Kraftdreikampf.

Es geht darum, die individuellen Merkmale zu erkunden.“
Johannes Heidt, Informatiker

Eine erste Version davon habe er dann in der Hebergemeinschaft präsentiert und sei damit auf sehr positive Resonanz gestoßen. Mithilfe eines Gründungsstipendiums, das Heidt an der Hochschule in Offenburg erhielt, arbeitete er weiter an der App und übernahm eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Institute for Machine Learning and Analytics“ . 

  Gewichtheber
Kraftakt: Johannes Heidt hofft darauf, bald wieder wettkampfmäßig Gewichte stemmen zu können. Foto: Johannes Heidt

Kernpunkte bei der App sind zunächst 15 Fragen, etwa zu Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht oder Trainingserfahrung, die zu beantworten sind: „Es geht darum, die individuellen Merkmale zu erkunden“, sagt Heidt. 

Danach werde jeweils der optimale Trainingsplan berechnet im Blick auf Volumen, Frequenz und Intensität von Übungsinhalten, wobei eben auch die eventuell vorhandenen persönlichen Schwächen – wie schlechter Schlaf und Motivation an dem jeweiligen Trainingstag – mit berücksichtigt werden und dann das Training entsprechend dosiert wird. „

Die App berechnet die untere Grenze oder die obere Grenze“, sagt Heidt, der mittlerweile auch den Fitness-Trainerschein absolviert hat und dabei ist, den C-Trainerschein im Gewichtheben zu erwerben. 

Auch Ernährungsplanung wird unterstützt

Er verweist aber auch auf die Unterstützung der Ernährungsplanung durch die App. „Abhängig davon, ob man als Ziele eingibt, sein Gewicht zu halten, Muskeln aufzubauen oder Fett zu reduzieren, wird ein Plan mit dem nötigen Tagesbedarf an Kalorien und Nährstoffen entwickelt. „Es wird zum Beispiel vorab gefragt, ob man einen Bürojob macht oder einen Beruf ausübt, bei dem man sich viel bewegt“, gibt Heidt einen weiteren Einblick in das Programm. 

Auch ein Zeitraum wird genannt, in dem das jeweilige Ziel erreicht werden soll. Ein Algorithmus soll die Einhaltung des Plans überwachen. 

Es ist ein Beispiel, wie aus einer guten Idee ein tolles Konzept entstehen kann.“
Wolf H. Blochowitz, Leiter des Gründerbüros der Hochschule Offenburg

„Anhand des Feedbacks und der Leistung des Nutzers lernt die App den Sportler immer besser kennen und er kann das Training und die Ernährungsvorgaben so kontinuierlich weiter optimieren“, so der 26-Jährige. Heidt ist überzeugt, dass durch die App die Leistungsfähigkeit der Sportler erhöht werden kann. 

Rico Bauer, Vorsitzender der Hebergemeinschaft, hebt den hohen Trainingsenthusiasmus von Heidt hervor und meint: „Gerade für unsere erfahreneren Athleten bringt die App bestimmt etwas, während die Anfänger erst einmal die grundlegenden Bewegungsabläufe lernen müssen.“ 

Heidt selbst hat nach eigenem Bekunden seine persönliche Bestleistung durch Unterstützung seiner App im Reißen auf 95 Kilogramm gesteigert. Im Stoßen liegt sein Bestwert bei 110 Kilogramm. 

„Ich trainiere drei- bis viermal pro Woche, im Moment aber ja nur zu Hause, wobei ich hoffe, dass bald auch wieder ein Training bei der Hebergemeinschaft in Rastatt möglich ist“, sagt er und weist darauf hin, dass die App kostenlos in den bekannte App Stores erhältlich ist: „In den beiden ersten Wochen wurde sie schon über 400 Mal heruntergeladen.“ Ein weiterer Plan sei, noch eine Videoanalyse mit einzubauen. Dann soll der Nutzer sich beim Training aufnehmen und seine Technik durch den „KI Coach“ bewerten lassen.

Wolf H. Blochowitz, Leiter des Gründerbüros an der Offenburger Hochschule, sieht die App als Beispiel, „wie aus einer guten Idee, genügend Enthusiasmus, harter Arbeit und entsprechender Unterstützung ein tolles Konzept entstehen kann“.

Ich habe unseren Landestrainer Oliver Caruso schon darüber informiert.
Michael Schmitt, Vorstandsmitglied der Hebergemeinschaft Rastatt

Michael Schmitt, Vorstandsmitglied der Hebergemeinschaft, hält Heidts Idee als Ergänzung zum herkömmlichen Training auf jeden Fall für sinnvoll, „gerade auch bei den Jüngeren, die heute viel mit Apps zu tun haben“. Und Schmitt hat Heidts Entwicklung schon an höherer Stelle empfohlen: „Ich habe unseren Landestrainer Oliver Caruso bereits darüber informiert.“

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