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Schlichtungsverfahren läuft seit Jahren

Das Rastatter Tunnel-Desaster und die bohrende Milliardenfrage

Dieses Jahr soll der Tunnelbohrer in Rastatt geborgen werden. Spannender sind Fragen nach Kosten und Ursachen der Havarie von 2017. Ein Zug mit Antworten ist nicht in Sicht.

Zwei Handwerker arbeiten auf der Baustelle des Bahntunnels in Rastatt.
In der Frage nach Kosten und Ursache der Tunnel-Havarie in Rastatt guckt die Öffentlichkeit auch sechseinhalb Jahre nach dem Desaster noch in die Röhre. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Mit Verspätungen kennen sich leidgeplagte Bahnkunden aus, aber diese Verzögerung beim Rastatter Bahntunnel nimmt fast epische Ausmaße an. Und es gibt mittlerweile – anders als beim Tunnel-Bauwerk selbst – nicht einmal mehr eine Prognose, wann der mit Spannung erwartete Schlichtungs-Zug den Halt „Öffentlichkeit“ tatsächlich erreicht.

Im Laufe der nächsten Monate wird die im Sommer 2017 bei den Arbeiten am Rastatter Bahntunnel havarierte Bohrmaschine geborgen. Doch auch im Februar 2024 darf weiter gerätselt werden: Wie teuer wird das ganze Desaster eigentlich wirklich, wer muss zahlen und wie kam es eigentlich zu dem Unglück?

Wer sich Antworten erhofft, wird fortgesetzt enttäuscht. „Es gibt keine Neuigkeiten“, fasst eine Bahn-Sprecherin den Stand der Dinge auf entsprechende Nachfrage dieser Redaktion zusammen: „Das Beweiserhebungs- und Schlichtungsverfahren zum Schadensereignis in der Oströhre Tunnel Rastatt ist noch nicht abgeschlossen.“

Rastatter Bahntunnel: Wird Schlichtung zur unendlichen Geschichte?

Die Schlichtung zwischen Bahn und beteiligten Bauunternehmen war vereinbart worden, um Gerichtsprozesse zu vermeiden. Zur Erinnerung: Ursprünglich wollte man nach einem halben Jahr fertig sein, dann 2019. Zuletzt hieß es im August 2022: Ziel sei es, das Schlichtungs-Verfahren bis Ende 2022 zum Abschluss zu bringen.

Damals hatte Philipp Langefeld, Leiter des Bahn-Großprojekts Karlsruhe-Basel, berichtet, dass man bei der Schlichtung zu einem Zwischenstand gekommen sei, die technische Betrachtung des Vorfalls sei weitgehend abgeschlossen. Man sei „nicht weit weg vom Endergebnis“.

„Nicht weit“ entpuppt sich in diesem Fall aber doch als: weit. Mehr als anderthalb Jahre später hält die Bahn auf Nachfrage dieser Redaktion fest: „Anknüpfend an die (2022, Anmerkung der Redaktion) erlangten Erkenntnisse versuchen die Deutsche Bahn und die Arbeitsgemeinschaft Tunnel Rastatt, eine Einigung zu den wirtschaftlichen Folgen zu erzielen.“

Bahn: Abschließende technische und rechtliche Bewertung liegt noch nicht vor

Auch dazu, wie es im Sommer 2017 dazu kam, dass sich die Tunneldecke über dem Bohrer absenkte und das Loch mit Beton vollgepumpt werden musste, dringen weiterhin keine Erkenntnisse ans Licht der Öffentlichkeit. „Eine abschließende technische und rechtliche Bewertung liegt noch nicht vor. Aussagen dazu sind erst nach Abschluss des Verfahrens möglich“, hält die Bahn lediglich fest.

Die Folgekosten dürften mutmaßlich in die Milliarden gehen. Wie hoch sie tatsächlich ausfallen, das lasse sich „aus heutiger Sicht nicht seriös beantworten“, so die Bahn.

„Zunächst müssen sämtliche Leistungen und Kosten für Weiterbau der Weströhre, Änderung des Verlaufs der Rheintalbahn und Sanierung der Oströhre abschließend definiert werden. Auch das Ergebnis des Schlichtungsverfahrens muss in die Gesamtbewertung einfließen“, zählt das Unternehmen auf.

Auch zum Thema Schadensersatz nennt der Konzern keine Details. Nur so viel: Die Verhandlungen mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen seien „zu einem großen Teil“ abgeschlossen.

An der Baustelle des Bahntunnels Rastatt sind bei Niederbühl helle Betonflächen zu sehen.
Mit Unmengen an Beton wurde das Loch an der Baustelle in Rastatt-Niederbühl im Sommer 2017 gefüllt. Dieses Jahr soll der einbetonierte Tunnelbohrer geborgen werden. Foto: Uli Deck/dpa

Derzeit laufen an der Baustelle in Rastatt-Niederbühl weiter die vorbereitenden Maßnahmen, um die einbetonierte Tunnelvortriebsmaschine „Wilhelmine“ freizulegen. Die riesige Baugrube von 200 Meter Länge, 17 Meter Breite und 16 Meter Tiefe ist mittlerweile von massiven Wänden umschlossen.

Zudem wurden Bohrungen und Brunnen hergestellt, um den Grundwasserspiegel innerhalb der Grube absenken zu können. Im Laufe des Frühjahrs soll mit dem Zertrümmern des Blocks begonnen werden. Der entstand, als nach der Havarie das entstandene Loch mit Beton gefüllt werden musste.

Bohrer „Wilhemine“ hatte damals schon fast das Ende der geplanten Oströhre des Rastatter Tunnels erreicht, als sich die Gleise über ihr absenkten. Über mögliche Ursache debattieren seither auch viele Experten. In den Fokus geriet dabei auch das Verfahren: An kritischen Stellen wurde der Boden tiefgefroren.

Rastatter Bahntunnel soll Ende 2026 in Betrieb gehen

Dies entsprach der Ausschreibung. „Das Bauverfahren wurde im Rahmen der Beauftragung nicht offengelassen. Für die Unterfahrung der Rheintalbahn wurde der Bau mit Tunnelvortriebsmaschine und Vereisung beauftragt“, bestätigt die Bahn noch einmal.

Nach ursprünglichem Plan sollten die Züge bereits ab 2022 unter Rastatt hindurchfahren. Der derzeitige Stand sieht eine Inbetriebnahme Ende 2026 vor.

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