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Mammutaufgabe

Demografischer Wandel: Im Landratsamt Rastatt droht Personalmangel

Schon jetzt können nicht alle Stellen im Landratsamt Rastatt besetzt werden. Die hohe Altersstruktur stellt die Verwaltung in den kommenden Jahren vor eine zusätzliche Mammutaufgabe.

Das „Wir“ findet sich gerade allenfalls im Kunstwerk vor dem Landratsamt: Die Führungsspitze selbst ist entzweit.
Rund jeder sechste Mitarbeiter des Landratsamtes kommt in den nächsten Jahren ins Rentenalter. Foto: Hans-Jürgen Collet

Die Beschäftigten des Landratsamts sind älter als der Durchschnitt und öfter krank. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Es droht Personalnot. Die Landkreisverwaltung versucht, an mehreren Fronten gegenzusteuern. Unter anderem mit Betriebssport.

Zwar habe das Landratsamt eine hohe Ausbildungsquote, „aber das wird nicht reichen, um die vakanten Stellen auszugleichen“, sagte Lysann Jacob bei der vergangenen Sitzung des Ausschusses Verwaltung und Finanzen. Sie leitet das Amt für Personal, Organisation und Digitalisierung.

Fachpersonal fehlt deutschlandweit

Damit steht der Landkreis Rastatt nicht alleine da. Der Deutsche Beamtenbund geht davon aus, dass deutschlandweit schon jetzt etwa 360.000 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst fehlen.

Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers prognostiziert, dass im Jahr 2030 bundesweit mehr als eine Million Fachkräfte im öffentlichen Sektor fehlen, wenn nicht gegengesteuert wird.

Unsere Altersstruktur ist eine Herausforderung – aktuell und in den kommenden Jahren.
Lysann Jacob, Leiterin für Personal

Im vergangenen Jahr waren 202 der 1.226 Mitarbeitenden mindestens 60 Jahre alt. Die Mitarbeiter aus diesen geburtenstarken Jahrgänge fallen langfristig aus der Verwaltung weg. „Unsere Altersstruktur ist eine Herausforderung – aktuell und in den kommenden Jahren“, sagt Jacob.

Ihr Anteil ist mit 16,48 Prozent höher als in anderen Landkreisen. Der Einordnung dient der Vergleichsring-Median. Er ist ein Mittelwert, der sich aus den Daten der Kreise im Land errechnet. Dort ist der Wert mit 13,37 etwa drei Prozentpunkte niedriger.

Fachkräftemangel schon jetzt spürbar

Aber schon jetzt ist der Fachkräftemangel in der Kreisverwaltung spürbar. Geplant waren im aktuellen Jahr 872 Stellen. Davon waren Anfang Dezember 17 nicht besetzt. Im Vorjahr waren es acht. Hinzu kommt eine hohe Krankheitsquote: Ein Mitarbeiter war 2021 statistisch gesehen an elf Tagen krank. Der Mittelwert liegt bei 6,5.

Weitere 25 bis 30 Mitarbeiter fallen wegen Langzeiterkrankung aus. Momentan könne der Personalmangel durch Pool-Stellen und Praktika noch ausgeglichen werden. Fachpersonal fehlt laut Jacob besonders in technischen Bereichen und in der Sozialpädagogik. Die Nachfrage nach Diplom-Pädagogen sei im ganzen Land hoch.

Landratsamt will attraktiverer Arbeitgeber werden

Um mehr Mitarbeiter anzuwerben, sollen die Arbeitsformen flexibler werden. Es soll ein größeres Angebot an Homeoffice und mobilem Arbeiten sowie unterschiedliche Arbeitszeitmodelle geben. Außerdem will das Landratsamt insgesamt mehr Mitarbeiter einstellen, darunter auch Quereinsteiger.

Die Kreisverwaltung plant, mehr junge Menschen auszubilden. Künftig wird sie etwa zehn Ausbildungsstellen zum Verwaltungsfachangestellten anbieten. Im aktuellen Jahr waren es acht.

An den Hochschulen Kehl und Ludwigsburg bilden wir künftig 1.000 statt 800 junge Menschen aus.
Renée Arnold, Pressesprecherin der Hochschule Kehl

Auf politischer Ebene wird ebenfalls versucht, gegenzusteuern. Die kommunalen Landesverbände haben beschlossen, dass mehr Studienplätze für Berufe im öffentlichen Sektor geschaffen werden. „An den Hochschulen Kehl und Ludwigsburg werden wir künftig 1.000 statt 800 junge Menschen im Bachelorstudiengang Public Management ausbilden“, sagt Renée Arnold, Pressesprecherin der Hochschule Kehl.

Die Zahl der Bachelor-Studierenden sei seit Jahren stabil. Im dazugehörigen Masterstudiengang sei die Nachfrage sogar angestiegen. Auf 25 Studienplätze kamen 70 Bewerber.

Verwaltung will Krankheitsgründe untersuchen

Das Landratsamt hat sein Gesundheitsangebot für seine Mitarbeiter reaktiviert. Dieses habe in den vergangenen drei Jahren ruhen müssen, werde aktuell aber wieder angeboten. Dazu gehören Schulungs- und Sportangebote, Fahrräder für Dienstfahrten sowie Grippeschutzimpfungen.

Das Amt für Personal will untersuchen, welche Gründe zu der hohen Krankheitsquote führen. Es soll geklärt werden, ob Krankheitstage in bestimmten Organisationseinheiten oder Altersgruppen häufiger vorkommen und welchen Anteil Corona daran hat. „Künftige Maßnahmen werden je nach Ergebnis spezifisch ausgerichtet werden.“

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