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Momentan kein Auftritt erlaubt

Der Rastatter Traditionszirkus Bely hat wegen Corona große Sorgen

Die Aufbruchstimmung ringsum, wonach viele Betriebe wieder hochfahren und die Geschäfte wieder offen haben dürfen, lässt das reisende Gewerbe außen vor. Weil Veranstaltungen mit Publikum wie Zirkusvorführungen wegen der Ansteckungsgefahr weiterhin verboten sind, bleibt auch dem Rastatter Traditionszirkus Bely nur eines: Warten und hoffen auf den Tag X. Die Familie macht sich große Sorgen.

Der ganze Stolz des Familienunternehmens Bely ist der Nachwuchs bei den Sibirischen Kamelen. Der Zirkus bietet jetzt Tierbesichtigungen an.
Der ganze Stolz des Familienunternehmens Bely ist der Nachwuchs bei den Sibirischen Kamelen. Der Zirkus bietet jetzt Tierbesichtigungen an. Foto: Hegmann

Zirkusleute sind optimistische Menschen. Auch dann, wenn die Situation wie aktuell in Corona-Zeiten alles andere als einfach ist. In solch einer Lage befindet sich der Rastatter Zirkus Bely. Die Aufbruchstimmung ringsum, wonach viele Betriebe wieder hochfahren und die Geschäfte wieder offen haben dürfen, lässt das reisende Gewerbe außen vor.

Weil Veranstaltungen mit Publikum wie Zirkusvorführungen wegen der Ansteckungsgefahr weiterhin verboten sind, bleibt nur eines: Warten und hoffen auf den Tag X.

„Das ist eine ganz schlimme Sache“, sagt Marina Frank-Bely im BNN-Gespräch. Zum Beispiel Ettlingen: „Dort sind wir seit 34 Jahren immer an Ostern“. In diesem Jahr: Absage wegen Corona. Auch alle weiteren Auftritte mussten gestrichen werden.

Wenn überhaupt, gibt es 2020 nur eine kurze Zirkussaison

Denn eines ist jetzt schon klar: Es wird, wenn überhaupt, nur eine kurze Saison 2020 mit Gastspielen werden. Denn im Oktober ist traditionell die Tourneesaison zu Ende, dann wird wieder das Winterquartier bezogen.

Deshalb treibt die Zirkuschefin jetzt schon eine Sorge um: In diesem Jahr würden nur kurzfristige Auftritte in den Gemeinden der Region möglich sein, und da hofft sie auf das Entgegenkommen der Gemeinden, damit dem Zirkus unbürokratisch ein Platz zugewiesen werden kann.

Proben für den Neustart laufen trotzdem

Bis dahin gilt es weiterhin, am Programm zu feilen und in einer provisorisch hergerichteten Manege im Quartier für die Vorführungen zu proben, damit alle – Mensch und Tier – für den Neustart bereit sind. Vor allem aber muss für die vielen Tiere – wenn man so will das Kapital des Zirkus Bely – der Nachschub an Futter gesichert sein.

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Und hier läuft es ebenfalls nicht gut: Fallen schon die Einnahmen durch abgesagte Gastspiele bislang komplett weg, so sind zu alledem die Kosten für das notwendige Heu auch noch gestiegen: Das Frühjahr war zu trocken, erläutert Marina Frank-Bely, gutes Heu ist rar und deshalb im Preis gestiegen.

Tierfutter kostet den Zirkus viel Geld

Über 80 Großtiere müssen versorgt werden. 22 Pferde gehören dazu, zum Beispiel Araber, Andalusier, Friesenhengste und Miniponys; ferner schottische Hochlandrinder und Rentiere oder auch die stolzen deutschen Rinder (1,80 Meter hoch!), die für die Bauernnummer benötigt werden.

Der ganze Stolz der Zirkusfamilie ist aktuell der Nachwuchs bei den Sibirischen Kamelen; vier Kamelkinder, zwischen vier Tage und vier Wochen alt, schmiegen sich an das Muttertier.

Sie alle, wie auch die Esel, Schafe, Ziegen, Gänse, Schweine und die zahlreichen Hunde, finden Platz auf dem weitläufigen ehemaligen französischen Militärgelände an der Kehler Straße („Merzeau“), das dem Zirkus schon seit 34 Jahren als Winterquartier dient.

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Sie bleiben optimistisch trotz aller Existenzängste: Harry Frank und Marina Frank-Bely mit dem Friesenhengst Gawan. Foto: Hegmann

Sehr froh sind die Zirkusleute, dass sie von mehreren Bäckereien nicht mehr verkäufliches Brot gratis für ihre Tiere bekommen. Auch die Futterlieferanten zeigen sich entgegenkommend, stunden die Schulden.

Der Optimismus bleibt bei Familie Bely bestehen

15 Personen zählt das Familienunternehmen, die jüngste ist die einjährige Solyna. Mit sechs Jahren beginnt die Artistenschule, mit elf Jahren geht es vor Publikum. Mit drei Enkeln wächst bereits die neunte Generation heran. „Wir machen uns ganz große Sorgen“, sagt Frank-Bely, „wir wissen nicht, wann wir wieder auftreten dürfen.“

Aber es gilt auch: Es ist nicht die erste Krise, die der Zirkus meistern muss. Einmal, hat ein Hochwasser ein Großteil ihres Materials vernichtet. Und doch ging es irgendwie weiter. Das soll es auch diesmal. „Wir sind Überlebenskünstler“, sagt Harry Frank und lacht. Zirkusleute sind eben optimistische Menschen.

Tierbesichtigungen sind in Rastatt möglich

Die Tiere des Zirkus Bely auf dem Merzeau-Gelände an der Kehler Straße ( B36 nach Ortsausgang Rastatt in Richtung Kehl) können immer an den Wochenenden (Samstag- und Sonntagnachmittag) besichtigt werden; hierfür ist eine Anmeldung unter Telefon 0172-7292093 erforderlich, die Zirkusfamilie freut sich über einen kleinen Obolus. Homepage (mit Spendenkonto): www.circusbely.de .

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