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Hohe Kosten

Deshalb macht der Weltladen in Rastatt weniger Umsatz

Im Weltladen in Rastatt herrscht weniger Betrieb. Der Vorsitzende sieht die Gründe in gestiegenen Kosten und der Konkurrenz durch Supermärkte.

Weltladen Rastatt
Fair schenken: Der Weltladen Rastatt bietet eine große Auswahl an Weihnachtsartikeln an. Mit dem Gewinn unterstützt der Verein Faire Welt Hilfsprojekte auf der ganzen Welt, die sich für Menschenrechte, Bildung und Nachhaltigkeit einsetzen. Foto: Marcel Kisch

Das blau-grüne Logo mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund ist vielen bekannt: das Fairtrade-Siegel. Dieses ist auch im Weltladen Rastatt auf einigen Produkten zu finden.

Die Mitglieder des Vereins Faire Welt Rastatt verkaufen Waren, die unter fairen Arbeitsbedingungen nachhaltig hergestellt wurden. Den Gewinn spenden sie an gemeinnützige Projekte.

Der Verein verkauft aber auch Produkte, die nicht mit einem der gängigen Gütesiegel versehen sind. Für die Hersteller ist es mit viel Zeit und Kosten verbunden, ein solches zu erwerben. Dirk Flackus, Vorsitzender des Vereins, sagt: „Die Gütesiegel haben ihre Berechtigung, aber gerade neue, innovative Projekte fallen oft durch das Raster.“

Ladenhüter können wir uns im Moment schlichtweg nicht leisten.
Dirk Flackus, Vorsitzender Faire Welt Rastatt

Ein integratives Projekt ist Banafair. Die Non-Profit-Organisation arbeitet mit Bananenbauern in Lateinamerika zusammen und investiert in den Ausbau von Schulen. Die Verantwortlichen haben kein offizielles Siegel, seien aber sehr transparent, wie die Bananen produziert werden und wofür das Geld aus dem Verkauf verwendet wird. Die Bio-Bananen sind im Weltladen erhältlich.

In Zeiten höherer Lebenshaltungskosten und Inflation herrscht dort aber weniger Betrieb als vor der Pandemie. Das wirkt sich auf das Sortiment aus. Durch den gesunkenen Umsatz muss der Weltladen stärker wirtschaftlich denken.

„Ladenhüter können wir uns im Moment schlichtweg nicht leisten“, sagt Flackus. Dadurch bietet der Verein weniger experimentelle Produkte an und beschränkt sich auf Dinge, die sich bewährt haben.

Das macht sich auch bei den Weihnachtsartikeln bemerkbar, die die Vereinsmitglieder auf einem Warentisch in der Mitte des Ladens aufgestellt haben. Dort sind etwa Dekoration, Süßigkeiten, Kerzen und Geschenkpapier mit Weihnachtsmotiven angeordnet – alles stammt aus fairem Handel. Der Laden habe die Stückzahlen etwas kleiner gehalten, da die Produkte nach Weihnachten kaum verkauft werden.

Weltladen in Rastatt öffnet vor Weihnachten länger

Wer an Weihnachten fair schenken will, hat immer noch eine große Auswahl. Neben dem Weihnachtssortiment bietet der Laden eine Vielzahl an Non-Food-Produkten, wie Körbe, Tücher und Schmuck an.

„Über die Adventszeit haben wir samstags länger geöffnet, damit die Menschen auch noch nachmittags Weihnachtsgeschenke bei uns kaufen können.“ Der Laden ist auch an diesem Samstag von 9 bis 16 Uhr geöffnet.

Im fairen Handel wird darauf geachtet, dass die Erzeuger einen fairen Lohn bekommen, weshalb die Produkte teurer sind. Für Flackus eine Notwendigkeit: „Wenn wir die Welt nicht gerechter machen, fällt das langfristig auf uns selbst zurück“, sagt er. Wer Billigprodukte kaufe, schaffe damit Fluchtursachen.

In Ländern des globalen Südens verdrängen Großbetriebe zunehmend kleinere Landwirte, weil sie Waren günstiger anbieten können. Verarmte Kleinbauern flüchteten in Industrieländer wie Deutschland, um eine wirtschaftliche Perspektive zu haben.

Einen weiteren Grund für die geringe Nachfrage sieht Flackus darin, dass Supermärkte verstärkt mit Nachhaltigkeits-Siegeln und fairem Handel werben. „Es ist erfreulich, dass die faire Idee Fuß fasst, aber die Weltläden als Pioniere in diesem Bereich bekommen nichts vom Kuchen ab.“

Die Existenz des Weltladens sieht Flackus als nicht gefährdet an. Da der Verein nicht auf Profit ausgelegt sei, werde er sich auch weiterhin halten. Mit dem Umsatz nimmt aber die Unterstützung ab, die der Laden an Hilfsprojekte ausschütten kann.

Der Verein Faire Welt ist Mitglied in der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt. Diesen Titel trägt Rastatt seit Februar 2021. In dem Gremium sind auch die Wirtschaftsförderung und das Citymangement vertreten.

„Wir wollen ein Leuchtturm für weitere Nachahmer sein, sei es für Unternehmen, Gastronomen, Einzelhändler, Hotels oder für Vereine“, begründet Torsten von Appen von der Wirtschaftsförderung das Engagement der Fairtrade-Stadt.

Im kommenden Jahr gewinnt der Weltladen eine Einnahmequelle hinzu. Der Verein brachte in der Steuerungsgruppe die Idee eines „Fairomats“ ein. Das ist ein vollmechanischer Automat, der fair gehandelte Snacks ausgibt.

Die Kosten für die Anschaffung hat die Wirtschaftsförderung getragen. „Der Fairomat wird wahrscheinlich im März 2023 dort aufgestellt“, sagt von Appen. Befüllen wird ihn der Weltladen Rastatt.

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