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Enterokokken festgestellt

Keime im Trinkwasser: Abkochgebot für Durmersheim und Würmersheim gilt „mindestens bis Freitag“

Seit ein Labor Keime im Trinkwasser aus dem Wasserwerk Winkelsloh festgestellt hat, müssen die Durmersheimer und Würmersheimer das Wasser zur Essenszubereitung, zum Trinken oder Zähneputzen abkochen. Wie es jetzt weitergeht.

ARCHIV - 02.03.2003, Brandenburg, Sieversdorf: Ein Topf mit Wasser wird auf einen Elektroherd mit rot glühendem Ceran-Feld gestellt. (zu dpa «Trinkwasseralarm in Kassel - Zehntausende müssen Wasser abkochen» vom 18.03.2018) Foto: Patrick Pleul/Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wer in Durmersheim und Würmersheim Leitungswasser zur Essenszubereitung, zum Trinken, Zähneputzen oder zur Wundreinigung verwenden will, muss es derzeit laut Gesundheitsamt mindestens zehn Minuten lang abkochen. Foto: Patrick Pleul picture alliance / Patrick Pleul/Zentralbild/dpa

Alle, die in Durmersheim leben oder arbeiten, sind betroffen: Ein Labor hat bei einer routinemäßigen Untersuchung Keime im Trinkwasser aus dem Wasserwerk Winkelsloh festgestellt, das die Gemeinde versorgt. Das Gesundheitsamt Rastatt hat daher am Dienstagabend ein sogenanntes Abkochgebot für Durmersheim und den Ortsteil Würmersheim ausgesprochen.

Das heißt: Leitungswasser muss zur Nahrungszubereitung, zum Trinken, zum Zähneputzen und zur Reinigung offener Wunden für „mindestens zehn Minuten“ abgekocht werden.

Verunreinigung mit Enterokokken festgestellt

Bei den festgestellten Keimen handelt es sich um Enterokokken. Diese sind in der Umwelt, beim Tier und beim Menschen im Darm sowie in fermentierten Lebensmitteln verbreitet. Sie können aber auch Krankheiten und Infektionen hervorrufen.

„Insbesondere Menschen mit geschwächtem Immunsystem gehören hierbei zum gefährdeten Personenkreis“, so das Gesundheitsamt auf Nachfrage dieser Redaktion. Symptome beim Eintrag in Wunden können Entzündungen, beim Verschlucken des Wassers unter anderem Magen-Darm-Beschwerden sein. Internet-Portalen zufolge sind auch Harnwegsinfektionen und Blutvergiftungen möglich

Bereits am Dienstagabend startete dementsprechend eine regelrechte Kette von Alarmierungen, wie Bürgermeister Klaus Eckert (SPD) auf Nachfrage dieser Redaktion berichtet. Zugleich begannen die Stadtwerke Ettlingen, die das Wasserwerk Winkelsloh betreiben, mit der Chlorung des Wassers. Dadurch sollen die Keime abgetötet werden – so lange, bis sichergestellt sei, dass das Desinfektionsmittel „bis in den letzten Winkel“ des Trinkwassernetzes vorgedrungen ist, so die Stadtwerke.

Für die Körperpflege kann das Leitungswasser derweil ohne Bedenken weiter genutzt werden, sagt die Gesundheitsbehörde. Es sollte aber nicht verschluckt werden und nicht in offene Wunden gelangen. Spül- und Waschmaschinen könnten normal verwendet werden, aber „so heiß wie möglich“.

„Mindestens bis Freitag“ wird der Zustand in Durmersheim und Würmersheim andauern

Wie lange der Zustand anhält, ist noch unklar. Mindestens aber bis Freitag, so Eckert, der auch über seine privaten Social-Media-Netzwerke die entsprechende Warnung verbreitete. Nachdem die Landkreisbehörde das Abkochgebot ausgesprochen hatte, habe man am Dienstagabend verschiedene Info-Kanäle mit der Nachricht gefüttert.

Laut Eckert ließ die Gemeinde über die Integrierte Rettungsleitstelle die einschlägigen Warn-Apps für Handys aktivieren, stellte die Warnung auf die ihre Homepage ein, spielte sie in den Sozialen Netzwerken aus, gab die Info ans Radio weiter. Auch bnn.de berichtete am Abend bereits darüber.

Bis auf Weiteres kein Essen in Schulen und Kitas

„Wir haben auch alle Schul- und Kita-Leitungen informiert“, so der Bürgermeister weiter. Diese hätten wiederum weitere Kanäle, um Eltern zu informieren. Unter anderem auch darüber, dass bis auf Weiteres aufgrund des Vorfalls für die Schüler kein Essen in der Mensa zubereitet werden kann. Die kommunalen und kirchlichen Kindergärten, die Schülerhorte sowie das Jugendhaus halten ihre Küchen ebenfalls geschlossen.

Am Rathaus und in Flüchtlingsheimen habe man Plakate in verschiedenen Sprachen angebracht. Und um gerade auch vulnerable Gruppen zu schützen, habe man die Alteneinrichtungen und Sozialstation im Ort informiert.

Auf entsprechende Mund-zu-Mund-Propaganda setzt man ebenfalls – die Tochter, die über Soziale Netzwerke davon erfährt und es den Großeltern berichtet, Nachbarn, die sich gegenseitig informieren. Unterdessen hätten Supermärkte schon erhöhte Wasser-Einkäufe festgestellt – und entsprechend nachgeordert, um den Bedarf zu decken.

Derzeit finden weitere Untersuchungen statt

Ein akkreditiertes Labor entnehme derweil täglich weitere Proben an unterschiedlichen Stellen aus dem Wassernetz, erläutern die Stadtwerke Ettlingen. Deren Ergebnisse lägen jeweils zwei Tage später vor. Sind diese Proben an mindestens zwei Tagen nacheinander keimfrei, sei das Wasser wieder uneingeschränkt nutzbar – vorausgesetzt, das Gesundheitsamt stimmt dem zu.

Das Werk Winkelsloh in Durmersheim versorgt die ganze Gemeinde mit Trinkwasser. Au am Rhein, das ebenfalls Wasser aus Durmersheim bezieht, ist von der Versorgung abgekoppelt und nutzt aktuell eine eigene Notversorgung, teilen die Stadtwerke Ettlingen mit, die mit der Betriebsführung beauftragt sind. Die Ursache für die bakterielle Verunreinigung sei bisher nicht bekannt. Routinemäßig finden alle vier Wochen Untersuchungen statt, dabei sei die aktuell erhöhte Keimzahl festgestellt worden.

Wer gesundheitliche Fragen zur Verkeimung, Vorerkrankungen oder akuten Krankheiten hat, kann sich beim Gesundheitsamt Rastatt melden: Telefon (0 72 22) 3 81-23 00, -23 51, -23 52, E-Mail: amt23@landkreis-rastatt.de. Kein Handlungsbedarf bestehe, wenn jemand verunreinigtes, nicht abgekochtes Wasser getrunken, aber keine Symptome hat.

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