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Check bei klirrender Kälte

Licht intakt? Nikolausaktion sensibilisiert Durmersheimer Schüler für Sicherheit auf dem Rad

Smiley-Reflektoren und Schokoherzen für einen erfolgreichen Fahrrad-TÜV: Warum der Bürgermeister bei der zweiten Durchführung der Initiative etwas enttäuscht ist.

Menschen mit Smileys
Mit Fachwissen und Smileys in Aktion für verkehrstaugliche Zweiräder im Winter: Dirk Steinhardt, Klaus Eckert und Frederik Rittler (von rechts) mit Jugendlichen der Realschule. Foto: Manuela Behrendt

Es ist stockdunkel am Montagmorgen, als die Nikolausaktion zeitgleich vor der Hardtschule, der benachbarten Realschule und dem Wilhelm-Hauenstein-Gymnasium in Durmersheim anläuft. Seit 2015 gibt es die von der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und fußgängerfreundlicher Kommunen (AGFK) landesweit durchgeführte Initiative.

Sie findet stets in der Woche um den Nikolaustag statt und kam so zu ihrem Namen. Symbolisch verteilt ein Team in roten Nikolausmützen Schokoladenherzen und Smiley-Reflektoren.

Kern der Sache: Ein Zeichen setzen für die Verkehrssicherheit, Radfahrende für die Bedeutung der eigenen Sicherheit sensibilisieren. Denn im Vergleich zum Sommer steigen im Winter die Unfallzahlen, obwohl weniger Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind. Schlechte und fehlende Beleuchtung sind dabei eine häufige Unfallursache. Die AGFK ist ein Netzwerk von über 100 Städten, Landkreisen und Gemeinden.

Sicherheitsaktion in Durmersheim soll Lust aufs Radfahren machen

Das Land unterstützt und fördert die Kommunen, um das Radfahren als selbstverständliche, umweltfreundliche und günstige Art der Fortbewegung in den Fokus zu setzen, mehr Menschen sicher aufs Rad zu bringen und ihnen die Freude am Radfahren zu vermitteln.

Letztes Jahr war hier viel mehr los.
Klaus Eckert
Bürgermeister

Für die anvisierte neue Radkultur im Land braucht es aber vor allem verkehrstüchtige Drahtesel, besonders im Dunkeln. Denn schließlich soll man im Straßenverkehr nicht nur selbst besser sehen, sondern vor allem von anderen Teilnehmenden auch gut wahrgenommen werden.

Dabei hilft die funktionierende Beleuchtung mit Radlicht und reflektierenden Katzenaugen. Mit der Vermittlung der Wichtigkeit der Beleuchtung fängt man am besten bei Schülerinnen und Schülern an. Ist alles okay am Fahrrad, winkt ein Schokoherz.

Nur wenige Schüler kommen in Durmersheim mit Fahrrad zur Schule

Durmersheim nahm im vergangenen Jahr zum ersten Mal an der Aktion teil. „Da war es wesentlich wärmer als heute, die Jugendlichen kamen zuhauf mit dem Fahrrad“, informiert Bürgermeister Klaus Eckert (SPD) bei Minusgraden um 7.20 Uhr. Die Quote sei dabei sehr gut gewesen: „90 Prozent der Räder waren nicht zu beanstanden“.

Er kommt am Schulzentrum direkt von zu Hause an. Auf einem vollständig verkehrstauglichen Fahrrad, versteht sich. Mit dem Dienstwagen fährt der erste Polizeihauptmeister Dirk Steinhardt vom Polizeiposten in Bietigheim vor. Für die Umgebungstemperatur wettertauglich gekleidet ist er nicht, denn Steinhardt springt bei Dienstbeginn spontan für seinen kurzfristig erkrankten Kollegen ein, der eigentlich die Nikolausaktion in Durmersheim als Gesetzeshüter begleiten wollte.

Auch die Vertreter der politischen Fraktionen im Durmersheimer Gemeinderat, die geplant hatten, vor der Hardtschule und der Realschule für die Initiative die Fahne hochzuhalten und Präsenz zu zeigen, melden sich nacheinander erkältungsbedingt ab. Neben Eckert und Steinhardt halten vor der Realschule lediglich der Rektor Frederik Rittler und zwei Schülervertreter in der Kälte durch.

Bürgermeister Eckert mahnt Eltern zur Fahrradprüfung

An der Hardtschule wartet ein weiteres, kleines Team – aber die Drahtesel fehlen. Die Zahl der vereinzelt heranradlenden Jugendlichen lässt sich an einer Hand abzählen.

„Letztes Jahr war hier viel mehr los“, kommentiert Eckert ein bisschen enttäuscht. Dann braust endlich ein Schüler heran. Ohne Licht. Steinhardt folgt ihm zum Fahrradunterstand, sucht freundlich das Gespräch und klärt auf. Einen Smiley gibt es allemal.

Wer ein Kind mit dem Fahrrad in die Welt lässt, sollte hin und wieder auch danach sehen, ob an dem Gefährt alles funktioniert.
Klaus Eckert
Bürgermeister

Steinhardts Polizeiuniform und der prüfende Blick haben Wirkung bei den Heranradelnden, reißt sie aus der Schulwegroutine, mit ungläubigem Blick und der stillen Frage: ein Polizist? „So soll das auch sein und die Wichtigkeit der Initiative herausheben“, sagt Eckert.

Die Pflicht der Überprüfung der Verkehrstauglichkeit sieht Steinhardt deutlich bei den Eltern. „Wer ein Kind mit dem Fahrrad in die Welt lässt, sollte hin und wieder auch danach sehen, ob an dem Gefährt alles funktioniert.“ Rittler gibt der diesjährigen Nikolausaktion keine gute Prognose. „Bei dieser Kälte kommen die Kinder eher in der Straßenbahn oder mit dem Bus“.

Aufs Stichwort entleert eine Bahn ihre Fracht, eine riesige Menschentraube schiebt sich zu Fuß in Richtung Schule. Zwei volle Busse und eilige Elterntaxis bringen weitere Kinder. Kurz vor Unterrichtsbeginn wendet sich das Blatt, die Fahrradparkplätze füllen sich. In letzter Minute sind Steinhardt und Eckert doch noch gefragt – mit Durchchecken, Sensibilisierung, Schokoherzen und grünen Smileys.

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