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Spaziergang am Münchfeldsee

Klinikum Mittelbaden: Bürgerinitiative vermisst Gespräche auf Augenhöhe zum Klinikstandort in Rastatt

Etwa 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind am Montagabend der Einladung der Bürgerinitiative (BI) „Pro Merzeau“ gefolgt und haben sich das Gelände am Münchfeldsee angeschaut.

Bürgerinitiative Pro-Merzeau / Spaziergang am Münchfeldsee
Erholung hat für sie Vorrang: Die Bürgerinitiative ist gegen die bauliche Nutzung des Gebiets am Münchfeldsee. Von den Teilnehmern des Spaziergangs gibt es dafür Beifall. Foto: Ulrich Philipp

Mit dem Bürgerentscheid am 7. Mai liegt es in der Hand der Rastatter Bürger, ob hier das geplante Klinikum Mittelbaden gebaut wird oder nicht. Die BI-Vertrauenspersonen Thomas Biehl und Jacqueline Neurauter legten den Anwesenden in der Gaststätte des Hundesportvereins zunächst nochmals ihre Standpunkte dar.

„Das Gebiet ist ein Erholungsgebiet und im Regionalplan als schützenswerter Bereich definiert“, betonte Neurauter und stellte klar: „Erholung hat damit Vorrang vor baulicher Nutzung.“ Außerdem, so Neurauter weiter, müssten für den Fall, dass das Klinikum an diesem Standort gebaut würde, der Hundesportverein sowie der Fussballclub RSC/DJK umgesiedelt werden, „für mehrere Hunderttausend Euro, die zu Lasten der Rastatter Steuerzahler gehen“.

Angesichts des Klimawandels sei die Stadt vielmehr aufgefordert, sich fit zu machen für immer mehr Tage und Nächte mit tropischen Temperaturen. Am Münchfeldsee entstünden wichtige Kaltluftströmungen, die mit dem Neubau verlorengingen. „Dass man nicht nachschaut, was für Tiere es hier gibt, damit können wir nicht leben“, sagte Karl-Friedrich Matt, der Vorsitzende des Ortsvereins des Naturschutzbundes (Nabu).

Im Gespräch mit den BNN erklärte Matt weiter: „Ich will, dass dieses Gebiet erhalten bleibt, so wie es ist.“ Das bedeute allerdings auch, dass die seit Jahren von den Anwohnern des Münchfeldes sehnlichst erwartete Querspange zur Verkehrsentlastung nicht gebaut werden sollte. „Durch Förch fahren auch 4000 Autos am Tag“, sagte Matt. Die Teilnehmerin Marion Hofmann kritisierte unter dem lautstarken Beifall der Anwesenden: „Es gab zu keinem Zeitpunkt Gespräche auf Augenhöhe zwischen Vertretern der Stadt und Mitgliedern der BI.“

Rastatter Angler befürchten negative Folgen für die Tierwelt am Münchfeldsee

Die Gruppe machte sich auf den Weg zum Gelände des benachbarten Angelsportvereins (ASV), dessen Mitglieder den Münchfeldsee für ihr Hobby nutzen. „Wir haben Grasmücken hier, außerdem Blesshühner und Gänse“, sagte der ASV-Vorsitzende Werner Dautner. Und in der Laichzeit ab Anfang März kommen Erdkröten aus dem angrenzenden Wald in den See, um ihre Jungen zur Welt zu bringen.

Die Hobbyfischer befürchten, eingekesselt von der Querspange im Süden und dem Klinikum im Norden, den Verlust des Habitats. Und Biehl erklärte: „Das geplante Parkhaus soll etwa dorthin kommen, wo jetzt der Hundesportverein untergebracht ist.“ Karl-Friedrich Matt kritisierte, es sei ein Widerspruch, wenn einerseits angekündigt werde, das Dach des Klinikums werde begrünt und andererseits aber auch mit Solaranlagen bestückt.

Nabu-Mitglied Joachim Krumnow wies darauf hin, dass auf dem Gelände am Münchfeldsee die Königskerze häufig vorkommt, ein Braunwurzgewächs, das bis zu 1,5 Meter hoch werden könne und ein wichtiger Nahrungslieferant für Insekten sei. „Vögel und Amphibien wiederum brauchen Insekten als Nahrung“, erklärte Krumnow. Er gab zu bedenken, dass durch eine vermeintliche Lichtverschmutzung durch das Klinikum die Insekten als Teil der Nahrungskette verlorengehen könnten.

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Während der Begehung des Geländes diskutierten einige Teilnehmer auch darüber, ob Baden-Baden – wie von dessen Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) angekündigt – der Stadt Rastatt Unzuverlässigkeit vorwerfen wird, sollten die Rastatter Bürger am 7. Mai gegen den Standort Münchfeldsee stimmen. Das könnte zur Folge haben, dass die Suche nach dem besten Bauplatz ganz von vorne beginnt, und die Kurstadt mit dem Segelflugplatz in Baden-Oos als Klinikstandort ins Rennen geht.

Die Aussicht, dass das Klinikum dann auf diesem Gelände gebaut werden könnte, kommentierte der Leiter der Nabu-Geschäftsstelle in Rastatt, Biologe Martin Klatt, mit Blick auf das an den Flugplatz angrenzende Natur- und Landschaftsschutzgebiet Bruchgraben: „Das wäre eine ökologische Katastrophe.“ Der Bruchgraben gilt als eines der größten und bedeutendsten Feuchtgebiete in der Region.

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