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Suche nach der Quelle

Gummiringe werden zu tödlicher Nahrung für Störche in Muggensturm

In Muggensturm ist ein Jungstorch verendet. Eine Untersuchung ergab, dass er 220 Gramm an Gummibändern gefressen hatte. Jetzt suchen Helfer die Quelle der Bänder.

Zwei Leute
Stefan Eisenbarth und Annette Jung mit Silikon-Fundstücken. Foto: Frank Vetter

Was verbindet Gummi und Silikon mit Störchen? Die Tatsache, dass Meister Adebar offenbar auf das hochelastische Material steht, es frisst. Das kann fatale Folgen haben. Die Großvögel verenden dann an den verzehrten Kunststoffresten.

Einen Fall aus Muggensturm dokumentierten Stefan Eisenbarth, regionaler Storchenbeauftragter des Naturschutzbundes Baden-Württemberg, und seine Mitstreiterin Annette Jung.

Im Juli 2021 entdeckte Jung im Storchennest im Muggensturmer Tiergehege einen verendeten Jungstorch, der erst kurz zuvor mit einem Sender ausgestattet worden war. Den toten Vogel ließen Eisenbarth und Jung vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe obduzieren.

Mit erschreckendem Ergebnis: „Erkrankungs- und Todesursache war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Kropfobstipation (Verstopfung) in Folge von Aufnahme zahlreicher Fremdkörper.

Allein im Kropf fanden sich fest verklebte Gummibänder 0,5 - 2 cm breit, das Gesamtgewicht der Gummibänder betrug 220 Gramm. Eine physiologische Futterpassage war nicht mehr möglich. Im Muskelmagen fanden sich ebenfalls Gummibänder und weiße Porzellanstücke….“, heißt es im Befund der Fachtierärztin für Pathologie.

Kein Einzelfall: Störche sehen Gummibänder als Würmer an

Es scheint kein Einzelfall zu sein, dass Störche Gummi fressen. Störche sehen Gummibänder offenbar als Würmer an, eine ihrer Leibspeisen. Das hat schon im August 2020 das NABU- Artenschutzzentrum Leiferde in Niedersachsen erkannt und veröffentlicht.

Vogelfreund Pierre Fingermann hat gar einmal einen Storch gerettet, der in Niederbühl sein Jagdrevier hatte und dem unglücklich ein Gummiring über den Schnabel gerutscht war und diesen gänzlich verschloss.

Rund um das Muggensturmer Tiergehege finden Störche offenbar besonders viel von der ungesunden „Nahrung“. Eisenbarth und Jung finden bei jedem Besuch im Tiergehege Silikon- und Gummistücke rund um den Baumstamm, auf dem der Horst thront, versichern sie. Die sehen aus wie die Reste aus einer Produktion.

Suche nach Quelle des Kunststoffes bislang erfolglos

Da der Nahrungsradius von Störchen auf rund zwei bis fünf Kilometer um das Nest herum begrenzt ist, vermuten die Vogelbetreuer, die Herkunft des gefährlichen Abfalls in eben diesem Umkreis.

„Ich habe mich schon mit der Gewerbeaufsicht des Landratsamtes in dieser Sache in Verbindung gesetzt. Aber die Behörde konnte nicht herausfinden, woher die Teile stammen“, so Eisenbarth. Bei den Gemeindeverwaltungen Muggensturms und Malschs ist man ebenso ratlos, wie eine Anfrage dieser Redaktion ergab.

Es ginge ihm und Annette Jung keinesfalls darum, irgendjemanden oder ein Unternehmen an den Pranger zu stellen. „Wir wollen nur Abhilfe schaffen. Vielleicht finden die Tiere das Material in nicht abgedeckten Behältnissen. Dann wär ja leicht Abhilfe zu schaffen“, so der Wunsch von Eisenbarth.

Die Storchenbetreuer bieten gerne ihre Hilfe an, betonen sie. Fragen rund um die großen schwarz-weißen Vögel beantworten sie ebenso gerne. Sie sind erreichbar per E-Mail an annettejung@gmx.net oder eisengern@t-online.de

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