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Vorsitzender hört auf

Nachfolger fehlt: Rastatter Selbsthilfegruppe für Prostatakrebs droht das Aus

Der Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Landkreis Rastatt, Anton Kreiß, will sein Amt abgeben. Noch fehlt ein Nachfolger. Deshalb droht der Gruppe das Aus.

Wertvolle Arbeit geleistet: Anton Kreiß, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Landkreis Rastatt, hofft, dass der Verein nicht aufgelöst werden muss.
Wertvolle Arbeit geleistet: Anton Kreiß, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Landkreis Rastatt, hofft, dass der Verein nicht aufgelöst werden muss. Foto: Sabine Wenzke

Prostata-Krebs war vor Jahrzehnten noch ein Tabu-Thema. Und auch heute noch ist die Schamgrenze bei manchen Betroffenen hoch. Anton Kreiß, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe (SHG) Prostatakrebs Landkreis Rastatt, wirbt seit 20 Jahren für Aufklärung und mehr Offenheit im Umgang mit dieser Krankheit. Er mahnt, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.

Der Wintersdorfer hat unzähligen Betroffenen und deren Angehörigen mit Rat beigestanden und mit Informationen versorgt. Jetzt will der 81-Jährige sein Amt abgeben, doch ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht. Damit droht einer der ältesten Selbsthilfegruppen in der Region das Aus. Oder gibt es doch noch eine Lösung?

Bereits am Freitag, 2. Dezember, um 17 Uhr findet die Jahreshauptversammlung der SHG im Gemeindezentrum der Herz-Jesu-Kirche statt, bei der über die weitere Zukunft beschlossen werden soll. Nicht nur der Vorsitzende hört auf, auch die Schriftführerin und der Kassierer wollen aus ihren Ämtern scheiden, erklärt Kreiß.

Er selbst führt gesundheitliche Gründe für sein Ausscheiden an, braucht zudem mehr Zeit, um sich um seine ebenfalls angeschlagene Frau kümmern zu können. Daher will er nur noch die Telefonberatung fortführen.

Wintersdorfer ist seit Gründung des Vereins im Amt

Das Ehrenamt ist für den Rentner schon längst zu einem Vollzeitjob geworden, den er aber immer gerne und mit viel Herzblut ausgeübt hat.

Eine solch radikale OP zu machen, war seinerzeit eine Prozedur.
Anton Kreiß, Vorsitzender

Nach seiner eigenen Krebs-Operation war Anton Kreiß im Jahr 2000 zur Gruppe „Nachsorge nach Krebserkrankung“ gestoßen. „Eine solch radikale OP zu machen, war seinerzeit eine Prozedur“, erinnert sich Kreiß, bei dem die Prostata komplett entfernt werden musste. „Das macht man heute nur noch im Ausnahmefall. Da gibt es mittlerweile andere Behandlungsmethoden“, sagt er.

Für die betroffenen Männer war es ein heikles Thema, weil sie Angst hatten, „kein richtiger Mann mehr zu sein“, weiß Kreiß aus vielen Gesprächen.

2002 übernahm der Wintersdorfer die Gruppenleitung und war verantwortlich für den Geschäftsbereich Umstrukturierung. 2006 erfolgte die Vereinsgründung der Selbsthilfegruppe-Prostatakrebs-Rastatt-Baden-Baden, bei der Anton Kreiß zum Vorsitzenden gewählt wurde, 2007 dann die Umbenennung zur Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Landkreis Rastatt.

81-Jähriger sucht seit einem Jahr einen Nachfolger

Und der frühere Schreinermeister, der später Betriebswirtschaft studierte und bis zum Eintritt in den Ruhestand in der Medizintechnik tätig war, kniete sich in die Thematik hinein, eignete sich mit den Jahren ein umfangreiches Wissen an, besuchte Fortbildungen, organisierte Vorträge mit Fachreferenten über Vorsorge, Früherkennung, Nachsorge und neueste Behandlungsmethoden.

Und war unter anderem auch an der Gründung des Landesverbands Prostatakrebs-Selbsthilfe Baden-Württemberg und des Selbsthilfenetzwerks im Landkreis Rastatt beteiligt.

Anton Kreiß, der für sein Engagement mit der goldenen Ehrennadel des Bundesverbands Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS) ausgezeichnet wurde, hat große Fußspuren hinterlassen, die nur schwer auszufüllen sein werden.

Das weiß der 81-Jährige, der seit mehr als einem Jahr auf der Suche nach einem Nachfolger ist. Dabei hat er überlegt, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, um den Aufwand für die Ehrenamtlichen erträglich zu halten. Zwei Mitstreiter wären auch bereit, Teilfunktionen zu übernehmen, doch es fehle noch „der Kopf, der lenkt“, sagt Kreiß.

Rastatter Verein zählt knapp 150 Mitglieder

Kreiß hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich doch noch jemand für das Amt findet, das in der neuen Konstellation mit deutlich weniger Aufwand verbunden wäre, wie er explizit herausstellt.

Und es gibt noch einen Plan B, der ihm allerdings nicht gefallen würde: SHG-Gruppen, die es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, einen Verein mit all seinen bürokratischen Erfordernissen aufrechtzuerhalten, biete der BPS-Bundesverband an, sich ihm anzuschließen. Damit wäre man aber nurmehr eine Interessengemeinschaft und nicht nur bei der finanziellen Ausstattung sehr eingeengt, meint Kreiß.

Die SHG Prostatakrebs leistet wertvolle Arbeit. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die von Prostatakrebs Betroffenen über professionelle Hilfsangebote und medizinische Fortschritte in Technik und Forschung zu informieren.

Auch will sie Hilfestellung bei der Bewältigung der psychosozialen Probleme geben und in gemeinsamen Gesprächen eine veränderte Sichtweise bewirken, die über eine positive Lebenseinstellung zu einer neuen Lebensqualität führt.

Die SHG zählt derzeit knapp 150 Mitglieder, meist sind es Männer, aber auch einige Frauen, der Altersdurchschnitt liegt bei 70 Jahren. Veranstaltungen finden in der Regel jeden ersten Freitag im Monat im Pfarrzentrum der Herz-Jesu-Kirche statt. Zu den Vorträgen kommen zwischen 30 bis 50 Besucher.

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