Die eine nutzte die Redezeit für einen Galopp durch das Wahlprogramm, der andere konzentrierte sich in freier Rede auf ein paar Eckpunkte: Bei der städtischen Kandidatenvorstellung am Mittwochabend in der Badner Halle fuhren die OB-Bewerber bei ihrer Eigenpräsentation unterschiedliche Strategien. Bei einer anschließenden Podiumsrunde konnten die Besucher Fragen stellen. Das Themenspektrum war groß.
350 Besucher verfolgten die Vorstellung in der Badner Halle. Der Live-Stream im Netz hatte rund 400 Zuschauer. Die Veranstaltung folgte einer klaren Struktur, die der Gemeinderat im Vorfeld festgezurrt hatte. Zunächst hatte alle fünf Kandidaten zehn Minuten Zeit, sich und ihre Ziele vorzustellen.
Anschließend standen sie gemeinsam auf der Bühne für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Die Bürger hatten 30 Sekunden Zeit, eine Frage zu formulieren. Den Kandidaten räumte das Reglement drei Minuten für eine Antwort ein. Unterm Strich summierte sich die Gesamtdauer der Veranstaltung unter Moderation des scheidenden Oberbürgermeisters Hans Jürgen Pütsch (CDU) auf rund drei Stunden.
Brigitta Lenhard (CDU) nutzte ihre Redezeit, um eine Vielzahl von Themen anzureißen, von Kindergartenplätzen über Sicherheit, Straßenbauprojekte und Ehrenamt bis hin zu Bürokratie. Die Innenstadtentwicklung wolle sie zur Chefinnen-Sache machen: „Der Besuch in der Innenstadt muss ein Erlebnis sein.“
Thomas Hentschel (Grüne) sprach als einziger Bewerber komplett frei. Er schilderte seinen Eindruck, als er vor 25 Jahren zum ersten Mal nach Rastatt gekommen sei: „Wow, was für eine tolle Stadt.“
Er wolle gemeinsam mit den Bürgern den „Geist von Rastatt“ wecken und die Kommune wieder zu dem machen, was sie sein solle: „Das Zentrum von Mittelbaden.“
Monika Müller (SPD) stellte ebenfalls zahlreiche programmatische Punkte vor. Als Idee zur Innenstadtbelebung brachte sie ein, leerstehende Gebäude für Kindertagespflege zu nutzen.
Sie plädierte auch für mehr Bürgerbeteiligung: „Warum nicht beim Kombibad beginnen und einen Bürgerentscheid ins Leben rufen?“
Volker Kek (AfD) verlor in der ersten Hälfte seiner Rede kaum ein Wort zu Rastatt. Er sprach über die Krise, in der sich der Wirtschaftsstandort Deutschland aus seiner Sicht befinde und über Messerangriffe im öffentlichen Raum.
Mehrere Besucher verließen den Saal. Schließlich brachte er noch einige Forderungen für die Stadt aufs Tapet, wie bezahlbaren Wohn- und günstigen Parkraum.
Michael Gaska (parteilos) fokussierte sich auf fünf Punkte seines Wahlprogramms, darunter Nachhaltigkeit, Bildung und Betreuung, Handel und Wirtschaft sowie Ehrenamt. Ideen müssten gemeinsam umgesetzt werden.
Zu den Besuchern sagte er: „Ich möchte Ihnen die Möglichkeit geben, mitzumachen.“ Und er versprach: „Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
Bei der Fragerunde nutze Sieghard Oberacker vom Klimabündnis Mittelbaden gleich zweimal die Gelegenheit, Fragen zum Thema Klimawandel zu platzieren.
Lenhard, Hentschel und Gaska kündigten an, mehr Flächen entsiegeln und mehr Grün in die Stadt bringen zu wollen. Sie sprachen sich auch dafür aus, zu prüfen, ob Geothermie in Rastatt eine Option wäre. Müller berichtete von ihren Erfahrungen als Dezernentin in Wolfsburg, wo sie gerade einen Hitzeaktionsplan auflege: „Das würde ich auch für Rastatt machen.“
Wichtig sei aber auch die Frage: „Wo kann ich Energie sparen?“ Kek stellte den Klimawandel zwar nicht in Abrede, sagte aber in Richtung des Fragestellers: „Ich sehe das leider nicht so dramatisch wie Sie.“ Rastatt könne das Weltklima nicht retten.
Ein Besucher forderte Müller und Gaska auf, jeweils drei Gründe zu nennen, warum er besser den einen als den anderen wählen solle. Müller verwies auf ihre Fachkompetenz: „Ich bin die, die Erfahrung mit Rathäusern und Mitarbeitern in Rathäusern hat.“ Gaska konterte: „Ich bin parteiunabhängig und keinem Parteibuch verpflichtet.“
Ein Besucher wollte von Hentschel wissen, welche Punkte aus dem Mobilitätskonzept er zuerst umsetzen wolle. Hentschel kündigte an, für mehr sichere Radwege sorgen zu wollen: „Dem würde ich eine sehr hohe Priorität einräumen.“
Rastatts Oberbürgermeister Pütsch wünscht sich eine hohe Wahlbeteiligung für Rastatt
Ein anderer Besucher wollte von Lenhard wissen, was sich hinter ihrer Idee einer Ehrenamtskarte verberge. Lenhard stellt sich vor, dass die Eigentümer beispielsweise von vergünstigten Eintritten oder Sondertarifen im ÖPNV profitieren könnten.
Dies solle ein Anreiz sein, sich zu engagieren: „Ehrenamt muss sich auch lohnen.“ Weitere Fragen drehten sich um Digitalisierung der Verwaltung oder die künftige Zusammenarbeit der Stadtspitze mit der Kirche.
OB Pütsch appellierte in seiner Abmoderation an die Besucher, zur Wahl zu gehen. Bei seiner eigenen Wiederwahl sei die Beteiligung „grottenschlecht“ gewesen. Er wünsche sich ein starkes Votum, so dass der Sieger auch einen klaren Auftrag bekomme.
Weitere Vorstellungsrunden finden statt an diesem Donnerstag in der Altrheinhalle Plittersdorf, am Freitag in der Festhalle Ottersdorf, am Dienstag, 19. September, in der Oberwaldhalle Rauental, am Mittwoch, 20. September, in der Festhalle Wintersdorf und am Donnerstag, 21. September, in der Sporthalle Niederbühl. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.
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