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Förderung aus Landmusikort-Preisgeld

In der Ötigheimer Chor-AG geht es nicht nur ums Singen

Dass Kinder im Schulchor singen, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Es fehlen Musiklehrer und Deputatsstunden dafür. In Ötigheim geht man deshalb einen anderen Weg.

Chorleiterin Ulianah Nesterova bei der Probe mit der Chor-AG der Grundschule Ötigheim für das Musical „Kunterbunt“.
Chorleiterin Ulianah Nesterova probt mit der Chor-AG der Grundschule Ötigheim für das Musical „Kunterbunt“. Foto: Frank Vetter

Studien belegen, dass Singen in Gemeinschaft Glückshormone freisetzt. Es fördert Kreativität und Konzentrationsfähigkeit, zudem werden Sprachgefühl und Wortschatz trainiert. 

Deshalb ist Dorothee Rudolph, Rektorin der Grundschule Ötigheim, sehr froh, dass es an ihrer Schule nun wieder eine Chor-AG gibt. Denn das ist nicht mehr selbstverständlich. Vor zwei Jahren sei nämlich landesweit die Deputatsstunde dafür wegen des Lehrermangels gestrichen worden.

Möglich wird die Chor-AG an der Grundschule nun mit dem Preisgeld, das Ötigheim als „Landmusikort“ bekommen hat: 20.000 Euro. Bei einer Besprechung der kulturtreibenden Vereine mit der Gemeindeverwaltung sei die Idee eines Projektchors an der Schule geboren worden, erzählt Hauptamtsleiterin Eva Kühn. Denn im Telldorf hat man durch die Volksschauspiele einen besonderen Bezug zu Musik-, Gesang- und Schauspielausbildung.

Chor-AG der Schule ist auch ein Bindeglied in die Vereine

Dass es keinen Schulchor mehr gab, sei unisono als Manko eingestuft worden, berichtet Kühn. Denn auch die Vereine wüssten, dass sie mit ihrem Angebot nicht alle Kinder erreichen. Da ist die Schule ein gutes Bindeglied.

Und Musikpädagogin Ulianah Nesterova, die bereits den Chor Good Vibrations in Ötigheim leitet, musste nicht lange überredet werden. Im Gegenteil: Die umtriebige Künstlerin und Gesangslehrerin „war sofort Feuer und Flamme und hatte tolle Ideen“, sagt Dorothee Rudolph. Dazu gehört es, mit der Chor-AG das Musical „Kunterbunt“ einzustudieren.

Das Singen schult viele Kompetenzen.
Dorothee Rudolph
Rektorin der Grundschule Ötigheim

„Bist Du froh, farbenfroh, ist Dein Leben ebenso“, tönt es nun also jeden Montag ab 14 Uhr im Chor der Schule. Voller Inbrunst singen die 29 Zweit- bis Viertklässlerinnen mit, die in zwei Gruppen eingeteilt sind. Ein einziger Junge ist mit von der Partie. Auch er wiegt sich zu den Liedern im Takt – so wie Ulianah Nesterova es schwungvoll vormacht, stampft wie ein Pferd, klatscht und singt lautstark mit.

„Die Kinder gehen unheimlich gern in die Chor-AG“, stellt die Schulleiterin fest. Sie freut sich, „wie sehr die Kinder da auch emotional mitgehen“. Und sie erzählt von einem Kind aus der Ukraine, das vergangenes Jahr ohne jegliche Deutschkenntnisse kam. Übers Singen finde es nun den Zugang zur Sprache, freut sie sich. „Das Singen schult viele Kompetenzen“, weiß die Rektorin.

Gesang ist nicht nur eine Bereicherung für die persönliche Entwicklung, sondern auch die beste Therapie für die Seele.
Ulianah Nesterova
Sängerin und Musikpädagogin

„Gesang ist nicht nur eine Bereicherung für die persönliche Entwicklung, sondern auch die beste Therapie für die Seele“, sagt Ulianah Nesterova. Von den Talenten der Ötigheimer Kinder schwärmt sie geradezu. Sie hätten keine Scheu, bei den szenischen Darstellungen zu schauspielern, würden laut und ausdrucksstark mitsingen. Das erlebe sie selten.

„Da sind ganz sicher Kinder dabei, die auch bei den Volksschauspielen singen oder tanzen“, erklärt Eva Kühn sich das. „Vielleicht wecken wir damit noch neue Talente, die dann dort aktiv werden“, sagt sie. Zunächst arbeitet die Chor-AG aber auf den Musical-Auftritt am 23. Juli im Geschwister-Scholl-Haus hin.

„Das macht die Kinder sehr stolz“, weiß die Rektorin. Denn beim Ötigheimer Weihnachtsmarkt hat die Chor-AG bereits eine Kostprobe gegeben. Für die Schule sei das eine Möglichkeit, sich am Gemeindeleben zu beteiligen.

Somit unterstreicht Ötigheim auch mit diesem Projekt seinen Bundessieg als Ort der Landmusik. Nicht nur deswegen hoffen die Beteiligten, dass die Chor-AG auch über das aktuelle Schuljahr hinaus weiter bestehen kann.

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