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Es geht in die Tiefe

Kampfmittelerkunder suchen beim Ötigheimer Bahnhof nach möglichen Fliegerbomben

Die Kampfmittelerkunder der Hettmannsperger Bohrgesellschaft (Hettbohr) untersuchen seit Montag eine Blindgänger-Verdachtsfläche beim Ötigheimer Bahnhof. Ob sich der Verdacht bestätigt, ist unklar. Erste Ergebnisse gibt’s am Dienstag.

Männer stehen um eine Bohrmaschine
Die Kampfmittelerkunder der Hettmannsperger Bohrgesellschaft untersuchen seit Montag eine Blindgänger-Verdachtsfläche beim Ötigheimer Bahnhof. Foto: Ralf J. Kraft

Wer sich als Beobachter, mit Notizblock und Fotoapparat bewaffnet, direkt neben einer sogenannten Blindgänger-Verdachtsfläche aufhält, der hat bei den Arbeiten, die dort im Gange sind, schon ein mulmiges Gefühlt.

„Sicherheit hat oberste Priorität. Daher wird parallel zu den Bohrungen immer gemessen. So können wir Anomalien im Untergrund ausschließen und stellen sicher, dass wir direkt daneben nicht auf etwas stoßen. Die Freigabe erfolgt immer von Loch zu Loch“, erklärt Feuerwerker Mustafa Mehran.

Die Aufgabe des Ingenieurs besteht darin, die Bohrpunkte für die Koordinaten einzumessen, wie er sagt. 51 solcher Punkte haben die Spezialisten der Hettbohr auf einer Fläche im hinteren Bereich des Goethe-Areals in Ötigheim festgelegt – und zwar in einem Raster von jeweils 1,30 Metern.

Schon am frühen Montagmorgen beginnen sie in dem künftigen Baugebiet mit der Tiefen- oder Bohrlochsondierung. Die Arbeiten dauern den ganzen Tag, „weil wir den Ring um den Einschlagpunkt noch einmal erweitert haben“. Bis Redaktionsschluss hat sich der Blindgänger-Verdacht nicht bestätigt. „Erste Erkenntnisse liegen uns morgen vor.“

Blindgänger-Verdacht hat sich noch nicht bestätigt

Wie die BNN berichteten, wurde das Areal beim Ötigheimer Bahnhof im Zweiten Weltkrieg in Teilbereichen bombardiert.

Aus einer Auswertung von Luftbildaufnahmen der amerikanischen und britischen Luftwaffe ergaben sich Verdachtsflächen, die von Hettbohr teilweise bereits sondiert wurden.

Gebohrt wird am Montag zunächst im Radius von sechs Metern um den Einschlagpunkt. Capo Nico Tober steuert einen sprenggeschützten Bagger. Immer und immer wieder frisst sich die daran befestigte Hohlbohrschnecke an den markierten Punkten sechs Meter tief in den steinigen Erdboden.

Hohlbohrschnecke frisst sich 51 Mal in den Untergrund

Kaum ist sie wieder an der Oberfläche aufgetaucht, versenkt Bohrhelfer Bogdan Miczko ein sechs Meter langes Kunststoffrohr im Bohrloch und führt eine Sonde ein, die an einem Kabel befestigt ist.

„Mit dieser Sonde des Magnetometers suchen wir den Untergrund ab“, berichtet Sondierer Hakim Nedjar. „Sie misst im Radius von 75 Zentimetern das natürliche Erdmagnetfeld und kann Störkörper feststellen“, ergänzt Hettbohr-Geschäftsführer Gerhard Breite, der im Ötigheimer Unternehmen zugleich die Kampfmittelerkundung koordiniert.

Sollte ein Gegenstand festgestellt werden, wird geschaut, wo und wie er liegt. Bestätigt sich nach der späteren Auswertung der Daten am Computer der Blindgänger-Verdacht, wird laut Breite im sondierten Bereich gegraben und das Objekt identifiziert und freigelegt.

Fliegerbombe würde neues Konzept erfordern

Handelt es sich tatsächlich um eine Fliegerbombe, müsste laut Breite ein komplett neues Konzept erstellt werden. Das heißt, dass die Ortspolizeibehörde und der beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelte Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) verständigt, das benachbarte Wohngebiet evakuiert und die Bombe fachgerecht geborgen, entschärft und vernichtet werden müsste.

Sollte sich auch im weiteren Verlauf der Sondierung der Verdacht nicht bestätigen, werde die sondierte Fläche mit der gesamten Dokumentation als „kampfmittelfrei“ gemeldet. „Allerdings wurden in diesem Gebiet noch weitere Einschläge registriert“, sagt Breite. Möglicherweise seien im Sicherheitsradius von 50 Metern weitere Maßnahmen nötig.

Neben der Prävention spielt nach Auskunft des Experten auch die Vorsicht während der Bauarbeiten eine große Rolle. So gebe es etwa die Möglichkeit einer baubegleitenden Kampfmittelerkundung. „Das heißt, dass ständig Feuerwerker vor Ort sind, die das Ausbaggern beobachten und begleiten. Gegebenenfalls wird auch ein sprenggeschützter Bagger eingesetzt“, so Breite.

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