Skip to main content

In vielen Teilen kein Empfang

Zweiter Mast kommt – doch Mobilfunk-Misere in Ötigheim sorgt weiter für Unmut

Schon seit Monaten gibt es erhebliche Störungen in der Mobilfunkversorgung. Doch temporäre Abhilfe und eine nachhaltige Lösung sind in Sicht. Der Gemeinderat hat einen Grundsatzbeschluss zum Bau eines zweiten Funkmastes gefasst.

Ötigheimer Funkmast-Hotspot: Am Mittwoch, just am Tag nach der Gemeinderatssitzung, sind beim Ötigheimer Wasserwerk die ersten Teile des mobilen Vodafone-Funkmastes eingetroffen. Hier entstehen drei von vier Anlagen.
Am Mittwoch, just am Tag nach der Gemeinderatssitzung, sind beim Ötigheimer Wasserwerk die ersten Teile des mobilen Vodafone-Funkmastes eingetroffen. Foto: Ralf Joachim Kraft

In Ötigheim herrscht in weiten Teilen seit zweieinhalb Monaten Mobilfunkstille. Entsprechend sauer sind die Einwohner. Das Rathaus wird überflutet von Anfragen erzürnter Bürger.

Die Gemeinde betont, dass sie alle Hebel in Bewegung gesetzt und Druck gemacht habe, um eine zufriedenstellende Lösung zu erreichen. Sie sagt aber auch, dass das die Aufgabe der Mobilfunkbetreiber sei.

Die Betreiber hätten ihrer Pflicht nachzukommen. Nun landete die Mobilfunk-Misere erneut auf dem Ratstisch. Der stellvertretende Hauptamtsleiter Patric Kohm informierte über den aktuellen Sachstand. Im Anschluss stand die Entscheidung darüber an, ob Vodafone einen zweiten Funkmast aufstellen darf – und zwar im Bereich zwischen der Bahnlinie und dem Industriegebiet an der B3.

Gremium fasst Grundsatzbeschluss

Die Verwaltung empfahl, den Plänen am Standort Friedrichsee grundsätzlich zuzustimmen. Vorgesehen wäre dort der Neubau einer bis zu 64 Meter hohen Anlage. Der Gemeinderat fasste den Grundsatzbeschluss mehrheitlich. Markus Rapp (CDU) und Christian Dittmar (FWG) stimmten dagegen. Beide hatten zuvor erklärt, dass sie einem zweiten Mast zum derzeitigen Zeitpunkt nicht zustimmen könnten.

„Die Firma Vodafone soll erst mal ihren Job erledigen. Die eigentliche Arbeit ist noch nicht gemacht“, sagte Rapp. Dittmar sah das genauso und erklärte: „Wir dürfen dem Unternehmen für den Bockmist nicht auch noch Zuckerle hinschmeißen.“

Enrico Kleinkopf (FWG) meinte: „Die Verärgerung ist verständlich. Aber ich halte den Standort für sinnvoll. Besser, als wenn der Anbieter den Mast irgendwo hinsetzt.“ Auch Bürgermeister Frank Kiefer (CDU) betonte, dass er froh über „einen Standort ohne schwieriges Spannungsfeld“ sei.

Wir dürfen dem Unternehmen für den Bockmist nicht auch noch Zuckerle hinschmeißen.
Enrico Kleinkopf, Gemeinderat

Patric Kohm hatte zuvor mitgeteilt, dass die Verwaltung Anfang März über „organisatorische und bauliche Änderungen“ bei zwei Mobilfunkanbietern informiert worden sei. Wie berichtet, musste Vodafone eine zentrale LTE-Mobilfunkstation aufgeben, weil der Eigentümer den Mietvertrag gekündigt hatte.

Die Folge davon sind laut Kohm „massive Störungen und eine schlechte bis gar keine Netzabdeckung“. Bereits 2018 habe die Verwaltung Vodafone einen neuen stationären Standort zum Bau eines Funkmastes beim gemeindeeigenen Wasserwerk unweit des Versorgungsmasts der Deutschen Telekom angeboten.

Nach langwierigen Verhandlungen sei grundsätzlich Einigung erzielt worden. „Der Gemeinderat stimmte im Februar zu. Da Vodafone trotz mehrfacher Nachfrage eine Rückmeldung schuldig blieb, habe die Gemeinde bezüglich des Baus der bereits geplanten stationären Einrichtung beim Wasserwerk und einer zusätzlichen mobilen Funkanlage (MRT) im selben Bereich Druck gemacht.

„Dieses Angebot wurde schließlich angenommen und vertraglich fixiert. Dadurch ist mittelfristig eine dauerhafte und qualitativ bessere Versorgung gewährleistet“, sagte Bürgermeister Kiefer. „Aktuell laufen die Vorarbeiten, um den Bauantrag für die stationäre Anlage einreichen zu können.“ Der zeitliche Ablauf sei derzeit nicht absehbar.

Die ersten Teile der mobilen Vodafone-Funkstation sind am Mittwoch, just am Tag nach der Gemeinderatssitzung, auf dem Wasserwerk-Grundstück eingetroffen. „Die MRT-Anlage soll bis Ende Mai aufgestellt sein und Mitte Juni in Betrieb genommen werden“, berichtete Kohm, der auch auf den Anbieter Telefónica/o2 zu sprechen kam. Dieser habe ebenfalls Anfang März die Verwaltung gebeten, Grundstücke für den Bau einer mobilen Funkstation zu prüfen.

Am Wasserwerk entstehen drei von vier Anlagen

Die Gemeinde empfahl das Wasserwerk-Grundstück und hätte dort gerne einen Standort für beide Anbieter gehabt. Allerdings habe Vodafone mitgeteilt, dass eine parallele Nutzung technisch nicht möglich sei. Daraufhin sei der Firma Telefónica das gemeindeeigene Grundstück neben dem Wasserwerk angeboten worden.

Nach aktuellem Kenntnisstand plane das Unternehmen dort einen 36 Meter hohen mobilen Sendemast. „Trotz unserer Nachfragen sind bisher aber keine zeitlichen Abläufe bekannt.“

Hans-Georg Wittmann (CDU) fand es „befremdlich und etwas grenzwertig“, dass jetzt so nahe beieinander drei Anlagen errichtet werden sollen. „Mir wäre eine größere Verteilung lieber“, erklärte der Gemeinderat mit Blick auf die „Konzentration elektromagnetischer Wellen“ und quittierte das geplante Vorgehen mit Stimmenthaltung.

nach oben Zurück zum Seitenanfang