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Verein im Wandel

Wie viel katholische Kirche soll künftig noch in den Volksschauspielen Ötigheim stecken?

Einst von Pfarrer Josef Saier gegründet, waren die Volksschauspiele Ötigheim immer eng mit der katholischen Kirche verzahnt. Ob und wie das weitergeführt wird, darüber gibt es Diskussionen.

Panorama der Volksschauspiele Ötigheim, Perspektive aus dem Zuschauerraum auf die Freilichtbühne
Die Ötigheimer Freilichtbühne ist vor allem auch ein Ort der Gemeinschaft und der Begegnung. Hier sieht die katholische Kirche Ansatzpunkte für ihr Engagement. Foto: Jochen Klenk/Archiv

Traditionell hat der Verein Volksschauspiele Ötigheim (VSÖ) eine enge Verzahnung zur katholischen Kirche. Die ist dadurch begründet, dass der ehemalige Ortspfarrer Josef Saier (1874-1955) die Freilichtbühne einst gegründet und geleitet hat. Er sah sie als „erweiterte Kanzel“, wie immer wieder zitiert wird.

Daher rührte auch die Struktur, dass laut Satzung des Theatervereins der jeweilige Ortspfarrer kraft Amtes erster Vereinsvorsitzender ist. Er war in der Vergangenheit beispielsweise auch für die theologische Beratung bei der Auswahl der Stücke mitverantwortlich.

Vieles infrage gestellt, was seit Jahrzehnten selbstverständlich schien

Nun hat Ötigheim seit Ende vergangenen Jahres keinen eigenen Pfarrer mehr und wird auch keinen mehr bekommen. Eine Zäsur für das Telldorf und für den Verein.

Der hat in einer Zukunftswerkstatt, zu der alle rund 1.300 Mitglieder aufgerufen waren, die Weichen für die Zukunft gestellt und Strukturen verändert. Wie das bei solchen Prozessen oft ist, wurde dabei vieles infrage gestellt, was seit Jahrzehnten selbstverständlich zu sein schien.

Die meisten Umstrukturierungen sind bereits erfolgt. Doch zu den Themen Beteiligung und Mitsprache der katholischen Kirche gab es offenbar Fragen.

Vorgesehen ist von der Erzdiözese Freiburg die Einrichtung und Ausschreibung einer halben Stelle für einen Pastoralreferenten oder -referentin, der oder die bei den Volksschauspielen mitarbeiten soll. Indes: Die katholische Kirche als Institution sei nicht unumstritten, fasst die neue VSÖ-Geschäftsführerin Melanie Smiejkowski die Zielrichtung der Mitgliederfragen zusammen.

Über Beteiligung der Kirche bei den Volksschauspielen Ötigheim wird diskutiert

Das führte letztlich dazu, dass die erforderliche Satzungsänderung bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Oktober abgelehnt wurde. Es folgte Anfang Februar ein Austausch über „Beteiligung der Kirche bei den VSÖ“. Dekanatsreferent André Scholz, VSÖ-Vorsitzender Maximilian Tüg und sein Stellvertreter Frank Kiefer stellten sich den Fragen von rund 40 Mitgliedern.

Man habe „zahlreiche Bedenken erfolgreich ausgeräumt oder zumindest ein besseres Verständnis füreinander geschaffen“, heißt es in einem Bericht der VSÖ über die Veranstaltung. Wie also soll die Beteiligung der Kirche bei den VSÖ künftig aussehen?

Wir wollen da nicht von oben reinregieren.
Ulrich Stoffers
Dekan

Dekan Ulrich Stoffers hat dazu eine klare Haltung: „Wir wollen da nicht von oben reinregieren“, sagt er auf Anfrage dieser Redaktion. Was also ist geplant? „Wir begleiten seelsorgerisch und ordnen uns in die vorhandenen Strukturen ein“, definiert Stoffers die Anforderung an die neue Stelle.

Dabei werde es großen Freiraum für neue Projekte und eigene Ideen geben. „Genau darin liegt auch ein Reiz“, befindet Dekanatsreferent André Scholz.

Warum der Dekan froh ist, dass die Diözese in Personal für die Volksschauspiele investiert

Stoffers sieht die Volksschauspiele als einen der „besonders geprägten Orte“, von denen im Zusammenhang mit der Errichtung der Pfarrei Neu so häufig die Rede ist. Er nennt es „Leuchtturm“ und ist froh, dass die Diözese in Personal investiert, um dort auch künftig mitwirken zu können.

André Scholz stellt nach seinen Gesprächen fest, dass viele VSÖ-Mitglieder kein Problem damit hätten, sich als Verein zu christlichen Werten zu bekennen. „Christlich ja, Kirche nein“, benennt er den Widerspruch.

Der ist nach seiner Definition aber gar keiner. „Wo Menschen ihre Talente ausleben, Gemeinschaft leben wie bei den Volksschauspielen, da steckt schon der Grundgedanke von Kirche drin“, sagt er. Doch Ulrich Stoffers ist klar, dass es auch darum gehen wird, um Vertrauen zu werben.

Es ist uns ein Herzensanliegen, dass eine gewisse Verzahnung mit der Kirche bleibt.
Maximilian Tüg
VSÖ-Vorsitzender

Für die VSÖ-Verantwortlichen Maximilian Tüg und Melanie Smiejkowski steht die kirchliche Mitwirkung nicht infrage. „Es ist uns ein Herzensanliegen, dass eine gewisse Verzahnung mit der Kirche bleibt“, sagt Tüg – schon mit Blick auf die Historie der Volksschauspiele.

Man müsse unterscheiden zwischen der Institution katholische Kirche, die stark in der Kritik stehe, und dem Wirken in Ötigheim, sagt Melanie Smiejkowski. „Wir sehen die geplante zusätzliche Kraft als Chance, mit anderen Ideen Gemeinschaftssinn im Verein zu fördern“, erklärt sie.

Stellenausschreibung ist schon vorbereitet

Tüg und Smiejkowski gehen davon aus, dass die Satzungsänderung von den Mitgliedern nun entsprechend verabschiedet wird. Dafür muss nun ein Termin gefunden werden.

Wenn das in trockenen Tüchern ist, wird die Diözese die Stelle ausschreiben, sagt Stoffers. Die Ausschreibung sei schon vorbereitet. Er geht davon aus, dass die neue Kraft dann zum Schuljahresbeginn im September anfangen könnte. Das sei die übliche Wechsel-Zeit der Pastoralreferenten.

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