Skip to main content

Videoüberwachung

Nach Prügelei an Rastatter Bahnhof: Oberbürgermeister fordert Kameras

Rastatts Oberbürgermeister will nach der Prügelattacke am Bahnhof eine Videoüberwachung. Doch Polizei und Bahn sehen das anders.

Tatort Bahnhof Rastatt: Nach der Prügelattacke zweier 13-jähriger Mädchen gegen eine 14-Jährige wird die Videoüberwachung wieder einmal zum Thema.
Tatort Bahnhof Rastatt: Nach der Prügelattacke zweier 13-jähriger Mädchen gegen eine 14-Jährige wird die Videoüberwachung wieder einmal zum Thema. Foto: Uli Deck/dpa

Nach der Prügelattacke zweier 13-jähriger Mädchen gegen eine 14-Jährige vor einer Woche zeichnet sich eine Debatte über Videoüberwachung am Rastatter Bahnhof ab. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) kündigte nach dem Vorfall an, sich mit der Deutschen Bahn (DB) in Verbindung zu setzen, um sich für den Einsatz von Kameras einzusetzen. Polizei und DB äußern sich aber zurückhaltend.

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Rastatter Kommunalpolitik der Ruf nach Videoüberwachung am Bahnhof laut wird. Pütsch selbst hatte sich bereits 2010 mit einem entsprechenden Brief gegenüber der Bahn positioniert.

Videoüberwachung ist in Rastatt schon früher Thema gewesen

Auch der CDU-Stadtverband schlug damals nach brutalen Attacken einer Gruppe von Jugendlichen Alarm. 2014 dann wiederholte Pütsch seine Forderung, als eine sechsköpfige Bande an Bahnsteig 4/5 mehrere Passanten überfiel.

Doch die Vorstöße verliefen im Sande. Und sollten sowohl Polizei als auch Bahn nicht ihre Einschätzung ändern, dann dürfte auch die jetzige Initiative verpuffen.

Die Rastatter Polizeichefin Nicole Eschelbach bekräftigt, dass der Bahnhof trotz der aktuellen aufsehenerregenden Tat kein Kriminalitätsschwerpunkt sei. Eine solche Bewertung wäre Grundlage für den Einsatz von Kameras. Neben den deutlich sich abhebenden Deliktzahlen müssten auch mit Blick in die Zukunft weiter sich deutlich abhebenden Zahlen an Straftaten zu erwarten sein, verweist die Revierleiterin auf die „hohen rechtlichen Hürden“, die man für eine Videoüberwachung überspringen müsse.

2021 gab es im Bahnhofsbereich 64 Straftaten – eine vergleichsweise geringe Zahl, die die Ordnungshüter auf die Pandemie mit geringerer Frequenz auf Straßen und Fußgängerbereichen zurückführen. 2019, also vor Corona, waren es 158 – auch weil eine Straftatserie aktenkundig wurde. Damals zählte die Polizei 14 Körperverletzungen, 2021 waren es sechs.

Der Bahnhof ist immer in unserem Fokus.
Nicole Eschelbach

Das dominierende Delikt im Umfeld des Bahnhofs sind Fahrraddiebstähle. Die Polizei will deshalb nicht von einem Angstraum sprechen. Aber: „Der Bahnhof ist immer in unserem Fokus“, sagt die Polizeichefin.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass „bislang“ keine Videoüberwachung am Rastatter Bahnhof geplant sei. Die DB nutzt nach eigener Aussage Videotechnik in erster Linie zur Überwachung betrieblicher Abläufe und zur Wahrung des Hausrechts. Derzeit seien rund 8.000 Kameras auf deutschen Bahnhöfen im Einsatz, fast doppelt so viele wie 2012.

Die Auswahl der Bahnhöfe treffen DB und Bundespolizei „nach bahnbetrieblichen und polizeifachlichen Kriterien“. Dabei spielen Fahrgastfrequenz, die Zahl der Zughalte und die Polizeistatistik eine zentrale Rolle, heißt es bei der Deutschen Bahn.

Der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Offenburg, Dieter Hutt, sieht ebenfalls „keine Häufung von bestimmten Delikten“ am Rastatter Bahnhof. Er verweist auf eine Sicherheitskooperation mit den Kollegen von der Landespolizei in Rastatt. Beamte würden immer wieder gemeinsam auf Streife gehen.

Im Zuge von intensiveren Kontrollen und Fahndungen im Grenzgebiet stoßen die Bundespolizisten auch am Rastatter Bahnhof immer wieder auf Personen, die etwas auf dem Kerbholz haben. Dutt räumt aber ein, dass eine Videoüberwachung „unsere Arbeit natürlich erleichtern“ würde.

Neben dem Bahnhof selbst spielte in der Sicherheitsdebatte immer auch die Unterführung eine Rolle. Hier zeichnet sich allerdings eine bauliche Entwicklung ab, die die Lage entspannen könnte. Die Röhre wird nicht nur neu gestaltet. Künftig wird es auch eine oberirdische Querung über die Bahnhofstraße geben.

nach oben Zurück zum Seitenanfang