Skip to main content

Besucher bleiben wegen Corona zaghaft

Kulturveranstalter in Mittelbaden sorgen sich wegen schleppendem Ticketverkauf

In Rastatt musste ein Konzert mangels Kartennachfrage abgesagt werden. Vielen Veranstaltern in Mittelbaden geht es gerade ähnlich. Sparen die Menschen wegen der Krise zuerst an der Kultur?

Schön anzuschauen, aber wegen Corona in den Miesen: Die Badner Halle weist laut Stadtverwaltung für das Jahr 2022 einen Fehlbetrag von rund 2,63 Millionen Euro aus.
Die Badner Halle weist laut Stadtverwaltung für das Jahr 2022 einen Fehlbetrag von rund 2,63 Millionen Euro aus. Foto: Ralf Joachim Kraft

Die Eintrittspreise können es nicht sein, denn die sind unverändert. „Wir erheben keinen Energiezuschlag“, so Veranstaltungsreferentin Christina Hernold vom Eigenbetrieb Kultur und Veranstaltungen Rastatt.

Dennoch musste sie kürzlich eine Meldung mit folgender Überschrift in der Lokalpresse platzieren: „Krise: Badner Halle sagt Konzert ab“. Es ging um den Auftritt der A-capella-Band Unduzo, gefeiert in den Vor-Corona-Jahren, aber in diesem Jahr ging der Kartenvorvorkauf so schleppend, dass der Eigenbetrieb das Konzert in der Badner Halle absagte.

„Für die Künstler rechnet es sich nicht und Konzertatmosphäre kommt auch nicht auf, wenn sich 100 Leute im Türkenlouis-Saal verlieren“, antwortet Veranstaltungsreferentin Christina Hernold auf Nachfrage. Kein Einzelfall, bestätigt sie, der gesamte Vorverkauf läuft schleppend.

Mit einer Ausnahme: die Moonlights. Mit einem Jubiläumswochenende feiern die Musiker am 15. und 16. Oktober ihr 40-jähriges Bestehen in der Reithalle Rastatt. Das Konzert am Samstagabend ist bereits ausverkauft, für den Sonntag gibt es nur noch Restkarten.

Wirtschaftliche Unsicherheit drückt Stimmung

„Wenn vor der Corona-Pandemie 300, 400 Leute kamen, kommen heute 100“, resümiert Christina Hernold die Situation, mit der Veranstalter in der gesamten Republik zu kämpfen hätten.

Erst die Pandemie, die das öffentliche Kulturleben lahmlegte, dann der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene wirtschaftliche Unsicherheit drückten die allgemeine Stimmung, „da ist einem nicht nach Ausgehen zu Mute“.

Bitter für die Künstler. Es soll allerdings bei dieser Absage bleiben, die übrigen Veranstaltungen des Eigenbetriebs werden stattfinden. Wie die Fremdveranstalter reagieren, weiß sie nicht, aber diese berichten ebenfalls von einem schleppenden Vorverkauf für Events, die vor drei Jahren restlos ausverkauft waren.

Veranstalter brauchen Planungssicherheit

Jens Dietrich von der Kleinkunstbühne Rantastic in Haueneberstein kämpft mit demselben Problem: „Die Leute buchen immer später aus Angst, es könnte abgesagt werden. Wir müssten dann absagen, weil zu wenige Anfragen da sind – da beißt sich die Katze in den Schwanz“.

Er sieht das wie eine Spirale, die sich in den Boden dreht, und nimmt auch die Künstler in die Pflicht: „Sie sind volle Häuser gewöhnt. Wenn aber nicht mehr so viel Publikum kommt, sollten sie das akzeptieren und trotzdem auftreten.“

Es gehe darum, Vertrauen zurückzugewinnen, so Jens Dietrich. Den Kulturveranstaltern wäre schon viel geholfen, wenn vier bis sechs Wochen im Voraus die Tickets gebucht würden, „das gibt uns die Planungssicherheit, wie wir brauchen“.

Techniker und Aufbauer müssen gebucht werden, und die sind nach der Pandemie rar geworden. Auch die Sparmentalität macht er als Grund für die schleppende Nachfrage aus: „Dabei wäre es gerade angesichts der täglich vermeldeten Horrorszenarien wichtig, sich einen schönen Abend zu gönnen.“

Culturclub Malsch hat Raumprobleme

Mit Raumproblemen kämpft der Culturclub Malsch. „Wir haben keinen festen Veranstaltungsort, und wenn dann einer gecancelt wird, bekommen wir echte Probleme“, so Vorsitzender Dennis Kleinbub.

Sechs Aktive, der gesamte Vorstand, zählt der Verein derzeit, und da sind größere Aktivitäten schwer umzusetzen. Wer zum Culturclub geht, entscheide sich meist spontan, aber auch für ihn ist der Vorverkauf eine gute Richtschnur, so Dennis Kleinbub.

Weniger Publikum beim Ötigheimer Theater NachtWerk

„Durchhalten“ hat Hendrik Pape vom Ötigheimer Theater NachtWerk als Parole ausgegeben. „Nicht gut“ nennt er die derzeitige Situation und spricht von 50 Prozent weniger Publikum als vor Corona.

„Ja, wir mussten ebenfalls Veranstaltungen absagen, da kein Zuschauer oder nur zwei, drei gekommen waren.“ Die Volksfeste dagegen scheinen zu boomen, so seine Beobachtung, und er überlegt, ob die Menschen angesichts der wirtschaftlichen Krise zuerst an Kultur sparen.

„Wir machen einfach weiter“, sagt er zum Schluss. Ein Satz, der für alle Veranstalter gelten dürfte.

nach oben Zurück zum Seitenanfang