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Schwarze Brut

Viel Krach und Kot: Die Saatkrähe kehrt zurück nach Rastatt

Der aktuelle Saatkrähenbericht der Stadt Rastatt liegt vor: Die Population hat sich gegenüber 2020 verdreifacht. Dennoch ist der Trend rückläufig.

Viel Krach und Kot: Von März bis Juni brüten die Saatkrähen. Trotz eines allgemein rückläufigen Trends hat sich in Rastatt die Population gegenüber 2020 verdreifacht. Hotspot ist die Oberwaldstraße.
Viel Krach und Kot: Von März bis Juni brüten die Saatkrähen. Trotz eines allgemein rückläufigen Trends hat sich in Rastatt die Population gegenüber 2020 verdreifacht. Hotspot ist die Oberwaldstraße. Foto: Ralf Joachim Kraft

Vor zwei Jahren berichtete unsere Zeitung, dass sich die Saatkrähen in Rastatt rargemacht hätten und die Population seit 2013 stetig zurückgegangen sei. Jetzt sind die geselligen Rabenvögel offenbar in stärkerer Zahl zurückgekehrt. Das geht aus dem Saatkrähenbericht der Stadt Rastatt hervor.

Vorausgegangen war im Mai das jährlich Monitoring. Gezählt werden die Nester immer dann, wenn die Bäume noch nicht so belaubt sind wie jetzt.

2020 teilte die städtische Pressestelle auf Nachfrage mit, dass die Zahl stark zurückgegangen sei. „Mit 77 besetzten Saatkrähennestern haben wir den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen erfasst“, berichtete seinerzeit Pressesprecherin Heike Dießelberg. Zugleich wies sie darauf hin, dass die Krähenpopulation im Stadtgebiet von Jahr zu Jahr variiere.

234 Nester gibt es aktuell

Aktuell gibt es, wie die Sprecherin nach Rücksprache mit dem zuständigen Kundenbereich Ökologie und Grün mitteilt, 234 Nester. Das sind dreimal so viele wie vor zwei Jahren. Dießelberg betont allerdings, dass sich der Trend einer rückläufigen Gesamtpopulation seit Beginn der Aufzeichnungen in Rastatt weiterhin fortsetze.

Insgesamt konzentrieren sich die Kolonien ihrer Aussage zufolge auf drei Gebiete. Krähen-Hotspot Nummer eins ist die Oberwaldstraße, in der die Anwohner die ungebetenen Gäste praktisch direkt vor ihren Wohnungen und Balkonen haben. Hier hat die Stadt 129 Nester gezählt.

Auf Platz zwei landet der Bereich an der Ludwigsfeste mit 105 Nestern. Und ganz neu ist der Ludwigring mit neun Nestern. „Alle alten beziehungsweise früheren Standorte blieben unbesetzt“, sagt Dießelberg. „Die Population konzentriert sich damit stärker auf einzelne Teilbereiche in der Stadt.“

Gebrütet wird ab Mitte März

Die Vögel brüten ab Mitte März bis Juni. Zu Dutzenden hocken die schwarzgefiederten, in Kolonien brütenden Allesfresser dann in den Bäumen, fliegen drum herum und machen einen Mordsradau. „Das Gekrächze ist manchmal kaum mehr zu ertragen“, erzählt ein Anwohner in der Oberwaldstraße.

„Und überall, auf dem Gehsteig, dem Parkplatz und auf der Straße, hinterlässt die schwarze Brut ihren Dreck. Der reinste Horror“, sagt der Mann. Bei der Stadt beschwert habe er sich deswegen aber nicht. Das deckt sich mit den Aussagen der städtischen Sprecherin.

Denn auf die Frage, ob jetzt wieder verstärkt Beschwerdebriefe von Anwohnern in den Rathaus-Briefkasten flattern, antwortet sie: „Es gab nur eine einzige Beschwerde aus der neuen Kolonie im Ludwigring. Hier meldete sich im Namen weiterer Anwohner eine Frau mit der Bitte, die Tiere zu vertreiben.“

Es habe auch schon Fälle gegeben, in denen die Stadt aufgefordert worden sei, aktiv zu werden und Ruhe zu schaffen. „Nester zerstören, Tiere vertreiben, Bäume einkürzen – das sind bekannte Forderungen.“

Saatkrähe ist besonders geschützte Art

Teure Maßnahmen, „deren tatsächlicher und langfristiger Nutzen nicht gesichert ist“, werde die Stadt aber nicht ergreifen, betont Dießelberg. Die Stadt habe Verständnis dafür, dass direkt angrenzende Anwohner die Krähen-Ansammlungen wegen der damit verbundenen Begleiterscheinungen als störend empfinden. Allerdings, so macht die Sprecherin deutlich, handele es sich bei der Saatkrähe um eine besonders geschützte Vogelart.

Es sei grundsätzlich verboten, sie zu bejagen oder zu töten, ihre Nester zu zerstören und die Bäume zu kappen. Überhaupt sei es während der aktiven Brut untersagt, tätig zu werden. „Sogenannte Vergrämungsaktionen sind stark umstritten, weil sie Populationen häufig in viele kleine Teilkolonien zersplittern und damit das Problem auf mehr Standorte ausweiten“, erklärt Dießelberg.

„Außerdem bieten Eingriffe nicht die Garantie, dass die Vögel wegbleiben.“ Abgesehen davon gebe es sehr hohe artenschutzrechtliche Hürden. Rechtlich zulässig seien die meisten Abwehrmethoden nur mit Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt.

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