Skip to main content

Neuer Alltag

So unterschiedlich starten Rastatter Schulen den Unterricht unter Pandemiebedingungen

Ab Montag dürfen erstmals seit dem Lockdown Mitte März wieder alle Schüler in ihre Klassen. Um Bildungsauftrag und Hygieneregeln unter einen Hut zu bringen, planen die Schulen intensiv den Unterrichtsstart am 14. September.

Das Bild zeigt den Eingang der Gustav-Heinemann-Schule. Ein Schild weist auf die bestehende Maskenpflicht hin.
An der Gustav-Heinemann-Schule herrscht Maskenpflicht. Foto: Frank Vetter

Die Uhr tickt: Am Montag dürfen erstmals seit dem Corona-Lockdown Mitte März wieder alle Schüler in ihre Klassen. Bisher waren lediglich die Grundschüler in die Unterrichtsräume zurückgekehrt. Mit dem Ende der Sommerferien folgen jetzt auch die weiterführenden Schulen.

Einen Schulalltag wie früher werden die Kinder allerdings nicht erleben: Wie in vielen anderen Bereichen müssen auch hier Corona-Regeln eingehalten werden. Damit der Schulstart am Montag möglichst reibungslos klappt, haben die Rektoren in den vergangenen Tagen und Wochen viel organisieren müssen.

„Beim Verhalten im Schulalltag haben wir sicher einen Vorteil gegenüber den weiterführenden Schulen“, sagt Elisabeth Ströhler, Rektorin der Hans-Thoma-Schule. Fünf Wochen hatten die Grundschüler vor den Sommerferien Zeit, sich an neue Regeln im Gebäude zu gewöhnen. So konnten sich Ströhler und ihr Team ganz der Planung der Einschulungsfeier widmen. „Die wird wegen Corona anders ausfallen, aber auf jeden Fall gleichwertig zu den Vorjahren.“

Zur Einschulung darf jedes Kind oft nur zwei Gäste mitbringen

Früher gab es einen gemeinsamen Gottesdienst, bevor die neuen Erstklässler und die Grundschulförderklasse gemeinsam mit ihren Familien zur Feier ins Schulgebäude gekommen sind und dann in ihre jeweiligen Klassenräume geführt wurden. Zum Abschluss gab es dann das Schultüten-Foto. „Den Gottesdienst mussten wir auf andere Tage verlegen und die Feier auf eine halbe Stunde kürzen, da keine Chor-Auftritte erlaubt sind. Im Mittelpunkt steht deshalb die erste Schulstunde im Klassenzimmer“, so die Rektorin. Wie auch schon bei der Verabschiedung der Viertklässler wird das gesamte Programm draußen stattfinden und jedes Kind nur zwei Gäste mitbringen können.

Sicherheit und Gesundheit stehen an oberster Stelle.
Wolfgang Held, Schulamtsleiter

Gerade die an vielen Grundschulen praktizierte Reduzierung der Gästezahl auf nur zwei Personen pro Erstklässler wird manche Familien schlucken lassen. Das weiß auch Schulamtsleiter Wolfgang Held. „Insbesondere bei den Erstklässlern sind das inzwischen regelrechte Familienfeiern geworden. In der Form wird das dieses Jahr nicht gehen“, sagte Held. „Das ist blöd, aber Sicherheit und Gesundheit stehen an oberster Stelle.“

Konkrete Vorgaben zu den Einschulungsfeiern macht das Schulamt allerdings nicht, da es auf die räumlichen Verhältnisse ankomme. Dennoch seien immer wieder Schulen an das Amt herangetreten und hätte sich rückversichert, ob die eigenen Pläne auch mit den Corona-Verordnungen im Einklang stehen. „Viele Schulen planen zeitlich verzögert für jede Klasse eine eigene Feier“, weiß Held daher. „Für die Schulleitungen ist es eine Heidenarbeit, alles nett zu machen und die Regeln einzuhalten.“

Aufs Klo geht es am Tulla möglichst im Unterricht

Das gilt nicht nur für Anlässe wie die Einschulungsfeiern. Auch der Stundenplan, den sich auch außerhalb von Corona niemand aus dem Ärmel geschüttelt hat, ist jetzt eine besondere Herausforderung: Am Tulla-Gymnasium hat man sich daran gemacht, einen gestaffelten Stundenplan für das neue Schuljahr zu erstellen. So soll vermieden werden, dass trotz Einbahnregelungen mit getrennten Ein- und Ausgängen zu viele Schüler auf einmal in das Gebäude oder aus ihm heraus strömen.

„Wir haben es gewagt, aber es war ein sehr großer Aufwand“, sagt Schulleiterin Andrea Rösch. Ab Montag wird knapp die Hälfte der Schüler erst zur zweiten Stunde mit dem Unterricht beginnen und entsprechend länger bleiben. Außerdem sind die Schüler angehalten, möglichst während des Unterrichts auf die Toiletten zu gehen, damit sich in den Pausen keine Schlangen vor den Räumen bilden.

Um die Kontakte während der Pausen möglichst gering zu halten, ist der Hof nicht nur unterteilt, sondern altersnahe Jahrgänge haben versetzte Pausen. Grundsätzlich werden die Jahrgänge fünf bis neun von ihren Lehrern in den Pausen betreut. Und um die Kontakte für die Lehrer zu minimieren, gibt es möglichst viele Doppelstunden.

Viel zu organisieren gibt es auch an den Gemeinschaftsschulen, die Primar- und Sekundarbereich vereinen. „Auch wir konnten mit den Grundschülern und den Abschlussklassen schon üben und haben dabei festgestellt, dass unser Gebäude viel hergibt“, sagt Rektor Andreas von der Forst.

Um Begegnungsverkehr zu verhindern, sind etwa mehrere Eingänge geschaffen worden.

Und ähnlich wie am Tulla wird auch an der Gemeinschaftsschule versetzt in den Tag gestartet - allerdings nur wenige Minuten. „Wir müssen als Ganztagsschule für die Eltern Verbindlichkeit herstellen“, so von der Forst. Auch in Corona-Zeiten wird es daher für die Schüler Ganztagsbetreuung und AG-Angebote geben, allerdings unter Pandemiebedingungen.

Kinder dürfen nach wie vor zuhause lernen

Betreut werden müssen auch jene Schüler, die vorerst nicht in die Schule gehen werden - sei es, weil ihre Eltern Angst vor einer Ansteckung haben, sei es, weil die Familie aus einem Gebiet zurückgekommen ist, das während des Urlaubs zum Risikogebiet hochgestuft wurde. Eine Präsenzpflicht gibt es nach wie vor nicht.

Beschult werden müssen die Kinder aber trotzdem.

Das werden jene Lehrer übernehmen, die selbst von der Präsenz befreit sind. Schulamtsleiter Held geht davon aus, das dies nur etwa zehn Prozent der Lehrer sind. „Das heißt aber nicht, dass diese Lehrer verlängerte Sommerferien haben“, betont Held. „Sie gehen am Montag genauso in den Dienst wie alle anderen auch.“

An der Gustav-Heinemann-Schule können solche Kollegen in eigenen, geschützten Räumen digitalen Unterricht halten, der dann über das Schulnetzwerk übertragen wird. Wie viele Kinder weiterhin zuhause unterrichtet werden müssen, wird sich nicht nur an der Gustav-Heinemann-Schule erst ab Montag zeigen. Andreas von der Forst: „Es wird spannend, wie sich der erste Schultag gestalten wird.“

Eltern und Lernbegleiter

Wer darf in Corona-Zeiten eigentlich das Schulgelände betreten? Während Eltern von Kitakindern in der Regel vor der Tür bleiben müssen, sieht das an den Schulen anders aus. „Eltern dürfen natürlich zu Lehrergesprächen, ins Schulsekretariat, zu Elternabenden oder ihr krankes Kind abholen“, sagt Schulamtsleiter Wolfgang Held. Auch der frisch eingeschulte Erstklässler kann in den ersten Tagen noch zum Klassenzimmer begleitet werden. „Hier sollte der Entwöhnungsprozess von Kind und Mama aber spätestens in der dritten Schulwoche beendet sein, auch in Nicht-Corona-Zeiten.“ Für sie gilt, wie für jede schulfremde Person, die Maskenpflicht.

Auch Lernbegleiter, die etwa inklusiven oder autistischen Kindern im Unterricht zur Seite stehen, dürfen in die Schule. Sie sind dem Lehrpersonal gleich gestellt, müssen also im Klassenraum keine Maske tragen, es sei denn, der Abstand zum Lehrer oder einer anderen erwachsenen Person beträgt weniger als eineinhalb Meter.

Um die Anzahl der Schulfremden so gering wie möglich zu halten, machen auch die Schulräte kaum Unterrichtsbesuche. „Wir kommen nur, wenn die absolute Notwendigkeit besteht, etwa bei gravierenden Missständen“, sagt Held. „Ansonsten kann das die Schule auch sehr gut intern regeln.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang