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Fulminanter Jahresauftakt

Warum das Musical „Tarzan“ in der Badner Halle in Rastatt eine große Herausforderung für die Darsteller ist

Eine altbekannte Geschichte frisch aufgelegt: Beim Musical „Tarzan“ in der Badner Halle in Rastatt überzeugen nicht nur das wandlungsfähige Bühnenbild und das Licht.

Verkleidete Männer auf einer Bühne
Ein 27-köpfiges künstlerisches Team war hinter den Kulissen zuständig für die Performance des musikalischen Ereignisses in der Badner Halle. Foto: Ursula Becky

Zwei Stunden gab es am Freitagnachmittag atmosphärisch dicht und klangwuchtig verpackt Spannung, Romantik und am Ende viel Heile-Welt-Gefühl. Das Bochumer Theater Liberi brachte die über 100-jährige Urwaldsaga vom kleinen Menschenjungen Tarzan, der von einer Affenfamilie aufgezogen wird, am letzten Ferientag vor dem baldigen Schulstart auf die Bühne der voll besetzten Badner Halle.

Das Ensemble zeigte seine Eigenproduktion in Rastatt im Rahmen einer Tournee mit insgesamt über 30 Aufführungsorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Produktion überzeugte durch eigene Akzente, die sie dem über 100-jährigen Original von Edgar Rice Burroughs verleihen konnte. Auch der Entstehungszeit anhaftende kolonialistische Staub des Stückes konnte abgestreift werden.

Sieben Protagonisten liefern eine atemberaubende Choreografie ab

Sieben Protagonisten lieferten eine atemberaubende Choreografie ab (Carolin Pommert), bei der neben Tarzan (Marlon Hangmann) und Jane (Laura-Sophie Hering) wilde Affen und ein verrückter Professor (Willard Bogaard) teilweise in Mehrfachrollen über die Bühne wirbelten.

Mitreißender Gesang, extravagante Kostüme (Annette Pfläging) und ein beleuchtungsstarkes und wandlungsfähiges Bühnenbild (Beata Kornatowska) ließen das Publikum eintauchen in die Welt der Tiere und all der Gefahren des Urwalds und nahm es mit zu den großen Fragen der Welt, die hier kindgerecht verhandelt wurden: Zugehörigkeit, innere Werte vor Äußerlichem und natürlich... die große Liebe.

Dem engagierten Ensemble ist es gelungen, die schon hundertfach erzählte und adaptierte Geschichte neu erlebbar zu machen. Die Handlung setzte auf Altvertrautes und schaffte es aufs Neue, zu rühren: der nach dem Schiffbruch verwaiste Junge, der von der Affendame Kala (Martina Pallinger) als Kind aufgenommen wird und den Namen in Affensprache „Tar-Zan“ erhält. Die weiße Haut.

Tarzan fühlt dann beim Heranwachsen zwei Welten in sich aufkommen („Wo komm ich her – Zeig, wer ich bin“). Das Motiv der Zugehörigkeit, der Zerrissenheit und der Identität war durchgehend spürbar („Ich weiß nicht, wohin mit mir“). Es folgt das erste Kennenlernen von Menschen, als ein Forscherteam den Dschungel besucht.

Legendäre Liebesgeschichte zwischen Tarzan und Jane

Gott sei Dank kommt der eigenwillige Professor nicht allein: natürlich hat er eine Tochter und eine skurrile Begleitung an Bord. Das reicht für eine handfeste Intrige mit Gefahr um Leib und Leben sowie die legendäre Liebesgeschichte zwischen Tarzan und Jane. 

Am Ende des Abends – nach allem Bangen und Schmachten – waren die schwersten Probleme gelöst. Tarzan hatte seinen Platz im Leben und seine Liebe gefunden („Ich entscheide mich für das Gute“). Was durcheinander geraten ist, ließ sich wieder sortieren. Ein heilsames Zitat des Protagonisten.

Meisterlich hielt die Affenbande bis zum Schluss die für sie typischen tierischen Bewegungslinien und Haltung durch – nur eine unter vielen der auch rein körperlichen Herausforderungen für die Darstellerinnen und Darsteller an diesem Abend. 

27-köpfiges künstlerisches Team für Musical in der Badner Halle in Rastatt

Ein 27-köpfiges künstlerisches Team war im Rahmen der Gesamtproduktion und hinter den Kulissen zuständig für die Performance dieses musikalischen Ereignisses. Hervorzuheben unter vielen anderen sind dabei Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker mit ihren Genre-übergreifenden eingängigen Kompositionen, die die Handlung in allen Momenten unterstreichen und voranbringen konnten.

Eine insgesamt mehr als gelungene und runde Veranstaltung, die die Familien an einem der letzten Ferientage im Anschluss beseelt in die Dämmerung entließ.

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