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Führung durch Innenstadt

Wildes Rastatt: Expertin erklärt, wo Kräuter in der Innenstadt wachsen

In der Rastatter Innenstadt geht es wild zu. Bei der Führung „Stadt-Unkraut – Unkraut der Stadt“ erläutert Kräuterexpertin Marianne Knörr-Groß, wo Kräuter im urbanen Raum wachsen - und weshalb man diese besser nicht ernten sollte.

Kräuterexpertin Marianne Knörr-Groß und Teilnehmer Marc Hottenrott bei der Führung vor dem Ludwig-Wilhelm-Gymnasium.
Kräuterexpertin Marianne Knörr-Groß und Teilnehmer Marc Hottenrott bei der Führung vor dem Ludwig-Wilhelm-Gymnasium. Foto: Dominik Schneider

An der Hauswand der Pestalozzi-Schule in Rastatt hat sich eine Fetthenne breit gemacht. Der Kenner weiß: Es handelt sich dabei um kein Tier. Die Fetthenne ist ein Dickblattgewächs. Sie wächst einfach so, wie andere Kräuter, aus den Fugen am Gehweg – mitten in der Innenstadt. Ist es Unkraut? Mitnichten!

Kräuter wachsen in Rastatt überall

Marianne Knörr-Groß aus dem Rastatter Stadtteil Ottersdorf kennt alle Kräuter. Zumindest haben die Teilnehmer der Führung „Stadt-Unkraut – Unkraut in der Stadt“ das Gefühl, dass die Kräuterkennerin Knörr-Groß wirklich alle kennt. Bei einem knapp zweistündigen Spaziergang durch die Stadt bleibt sie an vielen Häuserwänden, Gehwegen und Stadtwiesen stehen.

In Sekundenschnelle hat sie die Kräuter, die da so sprießen und wachsen, parat. Aber nicht nur das: Knörr-Groß weiß, wozu die Kräuter fähig sind. Sie weiß wie sie schmecken und welche Heilkraft sie haben. Und wer es mag sogar, wie sich die Pflanzen auf das jeweilige Gemüt auswirken.

„Als Vorbereitung bin ich die Tage durch die Stadt gelaufen“, erzählt sie. An der Mauer in der Straße „Am Schlossplatz“ hat sie richtig viele Kräuter entdeckt. Ruprechtskraut, Berufkraut, Johanneskraut, und, und, und. „50 Meter weiter standen die städtischen Gärtner mit solchen Rillenkratzern.“ Knörr-Groß seufzt. Die Gärtner säuberten die Fugen. Die Kräuter sind weg, als Unkraut entfernt. So ergeht es ihr oft. Leider.

Mit Hahnenfuß kann man beispielsweise Warzen behandeln.
Marianne Knörr-Groß, Kräuterexpertin

Wildkräuter sind nicht nur im Wald, auf Feldern oder in Gärten zu finden. Sondern eben auch zwischen Pflastersteinen, an Hauswänden oder auf Beton. Nach dem Start an der Touristinformation in Rastatt läuft die Gruppe keine 20 Meter. Da entdeckt die Kräuterexpertin den „Hahnenfuß“. Der wächst auch an der Pestalozzi-Schule. „Mit Hahnenfuß kann man beispielsweise Warzen behandeln“, erklärt Knörr-Groß. Sie selbst hätte es auch schon probiert. „Geklappt hat es leider nicht. Aber da muss auch der Kopf mitspielen.“

An der Wand der Pestalozzi-Schule sitzt die Fetthenne.
An der Wand der Pestalozzi-Schule sitzt die Fetthenne. Foto: Dominik Schneider

Ein Stück weiter wächst eben die besagte Fetthenne. „Die Blätter sind richtig dickfleischig.“ Die Pflanze fördert etwa die Heilung verletzter Haut. An anderer Stelle wächst dort das Berufkraut. „Als Tee wirkt es schweiß- und harntreibend“, erzählt Knörr-Groß. Bei Hautproblemen könne der abgekochte Sud auch als Umschläge angewendet werden.

Die Kräuterexpertin warnt aber auch: „Die Kräuter, die in der Innenstadt wachsen, sollten nicht geerntet werden.“ Überall da, wo beispielsweise Autos fahren oder Hunde unterwegs sind, da sollten die Hände davon gelassen werden. Es sei unhygienisch. In den Pflanzen könnten zudem Giftstoffe enthalten sein.. Sie selbst hat einen eigenen Garten und abgesperrte Flächen.

Die „Tripmadame“ schmeckt zitronig

Auch die „Tripmadame“ wächst in der Innenstadt. Das ist laut Knörr-Groß ein Heil- und Küchenkraut. Der Geschmack sei zitronig und erfrischend. Sie passe gut zu Salaten. „Sie besitzt viel Vitamin C.“ Die „Tripmadame“ sei auch gut gegen Bluthochdruck und Harnbeschwerden.

Auf der Wiese zwischen Pestalozzi-Schule und Schlosskirche wachsen zahlreiche Gänseblümchen. „Die sind sehr widerstandsfähig“, weiß Knörr-Groß. Das spreche für ein großes Selbstbewusstsein. Aber auch das Gänseblümchen besitze viel Vitamin C und schmecke gut auf einem Butterbrot.

Ich habe viel Neues gelernt.
Marc Hottenrott, Teilnehmer

Auf der Wiesenfläche vor dem Ludwig-Wilhelm-Gymnasium wachsen ebenfalls viele Kräuter. Vor allem die „Praline der Wiese“ wächst dort. So nennt die Kräuterexpertin Knörr-Groß den Löwenzahn. Er wachse unter den widrigsten Bedingungen. Er sei gut verwurzelt. „Sein weißer Milchsaft ist nicht giftig.“ Er mache auf Kleidern aber braune Punkte. Ein paar Meter weiter vor dem Schloss wächst Spitzwegerich. Er werde als Mittel gegen Husten und Bronchitis verwendet.

Teilnehmer Marc Hottenrott ist von der Führung begeistert. „Ich habe viel Neues gelernt.“ Das so viel in der Stadt wachse, hätte Hottenrott nicht gedacht. „Die Führung hat sich wirklich gelohnt.“

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