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Umworbener Immobilienmarkt

Wohnungsnot in Rastatt: Die eigenen Ansprüche verringern das Angebot

Anstatt mit Umzugskartons kämpfen viele Menschen in Rastatt mit ihrem Durchhaltevermögen. Immobilien, ob zum Kauf oder zur Miete, sind derart begehrt, dass Bewerber oft mit Absagen umgehen müssen. Die Stadt vergrößert derweil mit Bauprojekten das Angebot auf dem Markt.

Nachschub an Wohnungen entsteht in Rastatt, wie hier im Murg-Carrée. Für die Stadt ist der Wohnungsmarkt eine der zentralen Aufgaben, denen sie mit Bauprojekten und Analysen gerecht werden will, erklärt Bürgermeister Raphael Knoth.
Nachschub an Wohnungen entsteht in Rastatt, wie hier im Murg-Carrée. Für die Stadt ist der Wohnungsmarkt eine der zentralen Aufgaben, denen sie mit Bauprojekten und Analysen gerecht werden will, erklärt Bürgermeister Raphael Knoth. Foto: Collet

Für jedes Kind sollte ein Zimmer vorhanden sein, Balkon oder Garten wäre auch nicht schlecht, darüber hinaus muss die Anbindung an den Verkehr stimmen. Die Wunschliste für die neue Wohnung oder das Eigenheim ist lang, schließlich ist das Zuhause mehr als nur ein Ort zum Schlafen. Doch viele Suchende kämpfen anstatt mit Umzugskartons mit ihrem Durchhaltevermögen.

„Die meisten Angebote nehme ich nach einem Tag wieder raus, weil sich bereits so viele Interessenten gemeldet haben“, sagt Nina Strunk, Immobilienberaterin der LBS. Viele Kunden seien entmutigt. „Wenn sie etwas Passendes gefunden haben, bekommt oft ein anderer Bewerber den Zuschlag darauf.“

Wechselwirkung durch Umzüge

Projekte wie das Hatz - oder Diana-Areal könnten die Lage in Rastatt etwas entspannen, vermutet Strunk. „Das Angebot wird vergrößert, alte Wohnungen werden durch Umzüge frei“, so die Beraterin. „Die Nachfrage ist hoch, es gibt immer mehr Haushalt und somit wird das Angebot kleiner.“ Das liege etwa daran, dass mehr Menschen alleine leben oder sich immer seltener Wohnraum in der Familie teilen.

Ein Zimmer für jedes Kind

„Die Ansprüche der Menschen sind gestiegen. Inzwischen ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass jedes Kind sein eigenes Zimmer hat.“ Früher habe weniger Wohnraum für dieselbe Anzahl an Personen ausgereicht. Kompromisse seien bei der Immobiliensuche aber unausweichlich, so Strunk. „Man sollte etwa darüber nachdenken, das gewohnte Umfeld zu verlassen.“

Mietpreise so hoch wie Kreditraten

Aufgrund der hohen Mietpreise entschieden sich viele Menschen auch dafür, Wohnraum zu kaufen, sagt die Beraterin. Denn mit dem Geld, das sie für die Miete zahlen, können sie auch einen Kredit begleichen, berichtet Strunk von Gesprächen mit Kunden. Zwischen 8,50 und neun Euro kostet der Quadratmeter zur Miete in einer Bestandswohnung in Rastatt, bei Neubauten sind es rund zehn Euro aufwärts, erklärt Strunk.

Günstiger Wohnraum ist Stadt Rastatt ein Anliegen

Wer kaufen will, müsse mit gut  2200 Euro pro Quadratmeter für ein bestehendes Objekt rechnen, im Neubau seien es zwischen 3800 und 4000 Euro. „Wie die gesamte Region haben wir in der Stadt einen angespannten Markt“, sagt der Rastatter Bürgermeister Raphael Knoth. Günstigen Wohnraum zu schaffen, stehe weit oben auf der Agenda: „Das definieren wir mit etwa 7,50 Euro pro Quadratmeter in Miete“, erklärt Knoth. „Die Frage ist, wie wir das erreichen.“

Der Wohnungsmarkt wird die nächsten zehn Jahre kommunalpolitisch eine große Aufgabe bleiben.

Einige Projekte mit Bauunternehmern laufen bereits. „Wir müssen auch dabei eine gesunde Mischung aus günstigen und teureren Wohnungen herstellen“, sagt Knoth. Gerade an Brennpunkten komme das der sozialen Struktur zugute. In den Jahren 2017 und 2018 habe die Stadt insgesamt so viele Neubau-Wohnungen fertiggestellt, wie in den neun Jahren zuvor. „Der Wohnungsmarkt wird die nächsten zehn Jahre kommunalpolitisch eine große Aufgabe bleiben“, so Knoth.

Menschen wünschen sich ein eigenes Haus

„Der Traum vom Eigenheim begleitet viele Kunden“, sagt Strunk. „Sie wollen sich Eigentum aufbauen, das wiederum vor Wohnkosten im Alter schützt.“ Der Drang zum Immobilienkauf sei groß. Unterstützungen dazu etwa vom Staat gebe es schließlich. Beispiel dafür sei das Baukindergeld , das Familien noch bis Ende 2020 beantragen können: Für jedes Kind erhalten die Eltern 1200 Euro Zuschuss jährlich über zehn Jahre hinweg.

Das ist ein sensibles Thema.

Am meisten gesucht seien neben dem klassischen freistehenden Einfamilienhaus Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, sowohl zur Miete als auch zum Kauf, erklärt Strunk. An Baugrundstücken fehle es ebenfalls. „Das ist ein großes Feld, auf dem auch die kommunale Politik helfen könnte“, sagt sie. Gerade im Umland gebe es viele ungenutzte Grundstücke. „Das ist ein sensibles Thema“, so Strunk, an welchem eben oft private Eigentümer hängen.

Besonders bei den sogenannten Enkelgrundstücken käme es oft zu Interessenskonflikten, bestätigt Bürgermeister Knoth. „Bei Neuerwerb ist es wiederum Pflicht, das Grundstück innerhalb von fünf Jahren zu bebauen.“ Den Problemen könne er aber auch etwas Gutes abgewinnen: „Die Stadt prosperiert.“

Auf der Immobilien-Messe „ Rastatt mein Zuhause! “ am Samstag, 16. November, und Sonntag, 17. November, je von 11 bis 17 Uhr, in Badner Halle Rastatt stehen die Themen Bauen und Wohnen im Vordergrund.

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