Skip to main content

Portugiesischer Jakobsweg

So erlebten Pilger aus dem Murgtal die Lichterprozession in Fátima

84 Murgtäler waren auf Pilgerfahrt in Portugal. Dabei erlebten sie ein besonderes Gemeinschaftsgefühl – und waren der Muttergottes besonders nahe.

Marienstatue vor Lichtreflexen
Die Pilger aus dem Murgtal waren auch bei der Lichterprozession im portugiesischen Fatima dabei – hier ein Archivbild. Foto: Lusa Paulo Novais/dpa

Gabriele Garczynski kann es immer noch nicht fassen, was ihr passiert ist. Dass ausgerechnet sie die Statue der Heiligen Muttergottes tragen durfte. Und das nicht irgendwo, sondern in Fátima, dem wichtigsten Marienwallfahrtsort in Portugal. „Für mich war das die größtmögliche Ehre.“

Gernsbacherin trägt in Fátima Muttergottesfigur

Auch jetzt, beinahe 14 Tage nach der Rückkehr von der einwöchigen Pilgerfahrt, zu der die Seelsorgeeinheiten Gernsbach und Forbach-Weisenbach eingeladen hatten, fehlen Garczynski noch immer die Worte. Und das will was heißen: Denn eigentlich sprudeln die Erlebnisse von der Pilgerfahrt mit mehr als 80 Teilnehmern nur so aus ihr heraus.

Wenn wir Polen ein Problem haben, dann beten wir zu Maria.
Gabriele Garczynski
Pilgerin aus Gernsbach

Zudem ist die Gernsbacherin mit den polnischen Wurzeln eine erfahrene Pilgerin. Auch in Fátima war sie schon einmal. Schließlich spielt Maria in ihrem Glauben eine große Rolle. „Wenn wir Polen ein Problem haben, dann beten wir zu Maria. Sie begleitet uns jeden Tag“, erzählt die 64-Jährige.

Nicht auszudenken, wenn der Muttergottes etwas passieren würde, weil sie, Gabriele Garczynski, ins Stolpern gerät. „Es war eine Last, nichts Falsches zu machen“, erinnert sie sich an den Moment, in dem sie mit ihrer Gruppe an der Reihe ist, die Figur zu tragen. „Außerdem war das Gestell schwer, mit all den Blumen und der Beleuchtung.“

Pilgergruppe ist sehr groß

Fátima ist nur eine Station, die die ungewöhnlich große Gruppe unter der Leitung von Pfarrer Markus Moser ansteuert. Vorher sind die Pilger in Lissabon, später in Porto und natürlich darf auch das spanische Santiago di Compostela nicht fehlen. Nicht zu Fuß, sondern mit dem Bus.

eine große Menschengruppe hat sich zu einem Foto aufgestellt, im Hintergrund ist eine weiße Kirche zu sehen
Die 84 Pilger und Pilgerinnen aus dem oberen Murgtal in Fátima. Im Hintergrund ist die Basilika Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes zu sehen. Foto: Seelsorgeeinheit

Mit dabei ist auch Regina Meier. Obwohl die Gernsbacherin in der Kirche aktiv ist, unter anderem im Pfarrgemeinderat, ist es für sie die erste Pilgerreise. Eine Art „Hinführung“ zu ihrem Plan, im Herbst den französischen Jakobsweg zu wandern.

Da ist wirklich eine Gemeinschaft entstanden.
Regina Meier
pilgerte zum ersten Mal

Gruppenreisen seien eigentlich nicht so ihr Ding, gibt Meier zu. „Das hat mich erst mal abgeschreckt.“ Im Nachhinein ist sie aber froh, dabei gewesen zu sein – denn ihre Vorbehalte gegen Reisen in großen Gruppen haben sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil: „Das war nie Massenabfertigung“, schwärmt sie. „Da ist wirklich eine Gemeinschaft entstanden.“

Einfach mal in die Natur starren

Und die wirke immer noch nach, hat Meier festgestellt. „Wenn man sich in der Stadt trifft, dann geht man mit einem Lächeln aufeinander zu.“ Auch andere Dinge seien ihr geblieben.

Während des Aufenthalts in Fátima war die Gruppe auch auf einem Kreuzweg inmitten eines Oliven-Steineichen-Hains unterwegs. „Mit so vielen Menschen durch die Landschaft zu laufen, war bewegend“, sagt Meier. Jetzt, nach der Rückkehr, nehme sie sich gerne mal eine Auszeit vom Alltag, „einfach nur, um in die Natur zu starren“.

Zum ersten Mal gepilgert ist auch Martin Kozlevcar. Für ihn war es die Mischung aus Land und Leuten, der Landschaft und den religiösen Stätten, die den 58-Jährigen motiviert haben, sich für die Reise anzumelden. Jetzt, nach der Rückkehr, ist er begeistert. „Das war eine besondere Stimmung, die über allem gelegen hat.“

Jederzeit wieder würde Kozlevcar pilgern gehen – und das, obwohl er auf der Reise auch einen Misserfolg erlebt hat. Kozlevcar hatte gehört, dass in der Reichentaler Fatima-Kapelle der Rosenkranz gestohlen worden war und im portugiesischen Fátima extra einen neuen gekauft. „Doch der alte ist wieder aufgetaucht. Jetzt liegt der andere bei mir.“ Dabei sei er niemand, der den Rosenkranz bete.

Reichentaler will eine Art Pilgergruppe schaffen

Wie Regina Meier schwärmt auch Martin Kozlevcar von dem Gemeinschaftsgefühl, dass die Gruppe die ganze Woche lang getragen hat. Und das will er am Leben halten.

Jede Kirche im Murgtal hat ihren Heiligen, und wir pilgern dorthin.
Martin Kozlevcar
Pilger aus Reichental

„Pilgern im Murgtal“ nennt er die Idee, die nichts mit Wanderungen auf dem badischen Jakobsweg zu tun hat, sondern mit gemeinsamem Singen, Plaudern und Lachen im Anschluss an einen Gottesdienst. „Jede Kirche im Murgtal hat ihren Heiligen, und wir pilgern dorthin“, beschreibt Kozlevcar den Gedanken.

Den Auftakt soll die Messe am 25. April in Sankt Mauritius in Reichental machen. Kozlevcars Hoffnung: Dass möglichst viele Teilnehmer der Pilgerreise zum Gottesdienst kommen, und im Anschluss sitzt die Gruppe zusammen und lässt das Gemeinschaftsgefühl wieder aufleben.

Die Messe wird übrigens zu Ehren des Heiligen Markus gefeiert – und das von Pfarrer Markus Moser, der die Pilgerfahrt geleitet hatte. Kozlevcar lacht: „Das passt doch perfekt zusammen.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang