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Schüler mit Smartphones

Ein Handy-Verbot an Schulen ist einfach nur hilflos

Handys machen an Schulen wahnsinnig viel Ärger und Probleme. Sie helfen beim Spicken, verschärfen Mobbing, zeigen Gewalt und Pornos. Trotzdem wäre es falsch, sie zu verbieten.

Ein Schild „Handyverbot“ ist am Eingang zu einer Schule angebracht.
Die Frage, ob Handys an Schulen erlaubt sein sollen, polarisiert. Foto: Jens Kalaene picture alliance/dpa

Wenn es um Regeln in deutschen Schulen geht, wird es kompliziert. Denn Schule ist Ländersache. Bayern ist das einzige Bundesland, das schon einmal Handys in Schulen verboten hat. 2006 hatte der Freistaat eine solche Regelung getroffen, das strikte Verbot vor knapp zwei Jahren aber wieder gelockert.

Wenn nun also immer mal wieder die Debatte darüber entbrennt, ob Smartphones in Schulen verboten werden sollen, ist es zunächst einmal eine gute Idee, nach Bayern zu schauen, wo ein Verbot offensichtlich nicht so funktioniert hat wie gedacht. Dort gilt inzwischen die Regelung, dass jede Schule selbst entscheiden soll, wie sie mit Handys umgeht. Das scheint ein guter Ansatz zu sein. Schulen sind so unterschiedlich wie ihre Schüler, eine Regelung, die immer überall passt, ist gerade bei einem so weiten Feld wie der Handynutzung nicht umsetzbar.

An Grundschulen ist ein Handy-Verbot sinnvoll – danach nicht

Allerdings muss es eine Art Leitfaden geben, an dem sich Schulen orientieren. Es muss ja nicht jeder Rektor das Rad neu erfinden. Ein Verbot an Grundschulen, das auch in Bayern weiter Bestand hat, ist sinnvoll. Die Digitalisierung des Lernens ist hier noch nicht grundlegend. In den weiterführenden Schulen ist ein Verbot hingegen nicht zu halten.

Und es ist auch nicht sinnvoll. Erstens sollen Schüler digital lernen, das Tablet gehört (eigentlich) zum Unterricht, auch wenn die Realität im Klassenzimmer noch viel zu oft eine andere ist. Außerhalb der Schule ist das Smartphone aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ein Verbot macht die Schule zu einem altbackenen, langweiligen Ort außerhalb der Lebenswirklichkeit. Das kann der Schule nicht guttun.

Es braucht eine Vereinbarung zwischen Eltern, Lehrer- und Schülerschaft

Aber es muss eine Art Nutzungsvereinbarung für Smartphones geben, ein Vertrag zwischen Eltern, Lehrerschaft und der Schülermitverwaltung. Das ist dann auch die Grundlage für Strafen und Sanktionen. Ohne geht es nicht. Auf der technischen Seite wiederum ist Vertrauen zwar gut, aber Kontrolle notwendig. Welche Seiten hat welches Smartphone angezeigt? Wie steht es um die Sicherheit?

Hier braucht es eine einheitliche, vom Bund getragene (und finanzierte) Lösung. Mit dem Handy in der Schule verschwimmen zudem Grenzen zwischen Schule und Privatem (ähnlich übrigens wie zwischen Beruf und Privatem bei der Nutzung eines Diensthandys). Das wirft Fragen nach dem Datenschutz und Persönlichkeitsrechten auf.

Doch bei allen Regelungen werden Konflikte bleiben, Handys in Schulen machen Probleme, keine Frage. Nur hilft das Verbot nicht. Die vermeintlich einfachen Wege sind oft eine Scheinlösung. Am Ende geht es bei dem Thema auch um die persönliche Verantwortung des Einzelnen, um eine Art Kompass, was geht und was nicht. Wer das lernt, hat aus der Schule auch was fürs Leben mitgenommen.

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