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Stundenlanges Warten

„Eine Katastrophe“: Heftige Besucherkritik an Chaos rund um Springsteen-Konzert in Hockenheim

Das Konzert von Bruce Springsteen auf dem Hockenheimring hat rund 80.000 Fans begeistert. Die Abreise hingegen wurde für viele zum Albtraum.

Menschenmenge am Bahnhof Hockenheim nach dem Konzert von Bruce Springsteen am 21. Juli 2023.
Enormes Gedränge herrschte nach dem Bruce-Springsteen-Konzert am Bahnhof Hockenheim. Zahlreiche Besucher sprechen in sozialen Medien von chaotischen Zuständen rund um das Event. Foto: Andreas Jüttner

Es war ein einmaliges Erlebnis: Drei Stunden lang rockte Bruce Springsteen am Freitag den Hockenheimring. Die rund 80.000 Besucher feierten den „Boss“, der mit seiner E-Street-Band schier unendlich positive Energie aussendete.

Abreise nach Springsteen-Konzert wurde zu stundenlanger Geduldsprobe

Der Vorrat an positiver Energie allerdings wurde bei vielen Konzertbesuchern bald nach der Veranstaltung wieder aufgezehrt. Denn die Abreise der vielen zehntausend Menschen wurde zur stundenlangen Geduldsprobe.

Stellvertretend für viele schreibt eine Konzertbesucherin auf Facebook: „Nach dem Konzert war es eine Katastrophe. Mindestens eine halbe Stunde Fußweg bis zum Bahnhof! Und dann??????? Keine Busse Keine Züge.“

Ein anderer Besucher schreibt auf Twitter: „Sonderzüge waren eingerichtet? Wir haben stundenlang auf Züge gewartet, während reihum Menschen kollabiert sind, ob der engen und unübersichtlichen Lage!!!“

Ab 23.30 Uhr wurde Lage am Bahnhof Hockenheim problematisch

Problematisch wurde die Situation am Bahnhof Hockenheim ab etwa 23.30 Uhr. Das Konzert hatte bis 22.30 Uhr gedauert. Da auch das Verlassen des Geländes wegen der großen Menschenmenge nur mit gemächlicher Geschwindigkeit möglich war, erreichten viele Besucher den Bahnhof zu diesem Zeitfenster.

Bis zum Bahnhof gab es eine Wegführung durch Hinweisschilder. Am Bahnhof selbst aber begann das Chaos.

Angekündigt war, dass seitens der Bahn für die Abreise Sonderzüge eingesetzt werden. Diese waren allerdings von vornherein erst für die Zeit nach 1.00 Uhr morgens terminiert worden. Reguläre Züge in Richtung Karlsruhe waren um 23.27 Uhr und um 0.29 Uhr angesetzt.

Am Bahnhof Hockenheim gab es keine Orientierungshilfe

In der dazwischen liegenden Stunde staute sich die Menschenmenge massiv an. Erschwerend kam hinzu, dass die Reisenden in Richtung Karlsruhe und in Richtung Mannheim lange Zeit im gleichen Pulk warteten. Vor Ort war nicht ersichtlich war, dass es für die beiden Richtungen zwei getrennte Zugänge gab.

„Vom Kiosk aus hat jemand ein paar Mal gerufen: Karlsruhe links, Mannheim rechts“, berichtet ein frustrierter Karlsruher Konzertgänger. „Das hat sich aber in dem Gedränge kaum herumgesprochen.“

Durchsagen per Megafon aus dem Bahnhofsgebäude heraus waren ebenso nur für einen Teil der Menge verständlich. Selbst beim Betreten des Bahnhofs war die Sachlage nicht klar erkennbar. So wären einige Reisende in Richtung Mannheim beinahe in Richtung Karlsruhe eingestiegen.

Springsteen-Besucher berichten von Kreislaufproblemen im Gedränge am Bahnhof Hockenheim

„Es wurde geduldig, dicht an dicht gewartet bis eine polizeiliche Durchsage kam“, schreibt eine weitere Konzertbesucherin auf Facebook. „Kreislaufprobleme sind mehrmals aufgetreten… zum Glück war der Sanitätsdienst vor Ort. Es ist absolut unverständlich, wieso bei einer solchen Zahl von verkauften Tickets die Orga dermaßen gefehlt hat.“

Da Staus bei der Anreise per Auto erwartet worden waren, hatten die Organisatoren vorab dringend empfohlen, mit der Bahn anzureisen.

Eine Anfrage an den Veranstalter nach einem Statement zur Abreisesituation wurde gestellt. Die Landespolizei in Mannheim hat auf Anfrage eine Stellungnahme für Montag angekündigt. 

Auch an der Abreise-Organisation für Autofahrer wurde Kritik geübt. Autofahrer mussten teilweise für ihre 25 Euro teuren Parkplätze 40 Minuten Fußweg zurücklegen - und dann stauten sich die Autos stundenlang bei der Ausfahrt. „So kurz vor halb zwei hat die Polizei die Sache dann in die Hand genommen, dann kamen wir im Handumdrehen vom Parkplatz“, so ein Betroffener.

Konzertbeginn war wegen Staus verschoben worden

Schon der Konzertbeginn war durch die Verkehrslage beeinflusst gewesen: Weil um 19 Uhr viele Besucher wegen der Staus noch gar nicht auf dem Gelände waren, gingen Springsteen und die E-Street-Band erst um 19.30 Uhr auf die Bühne.

Wir hatten Angst, dass wir gar nichts mehr vom Konzert mitbekommen.
Springsteen-Konzertbesucher
ließen Auto im Nachbarort Ketsch stehen

Etlichen Besuchern hat auch das nicht geholfen. So stand beispielsweise ein Paar aus Bitburg um 19 Uhr noch in Ketsch, vier Kilometer von Hockenheim entfernt. „Wir hatten Angst, dass wir gar nichts mehr vom Konzert mitbekommen. Da haben wir einfach um kurz nach sieben unser Auto im Industriegebiet in Ketsch stehen lassen und sind losgelaufen“, schilderte das Paar seine Eindrücke am Morgen nach dem Konzert.

Um 20.30 Uhr seien sie auf dem Gelände gewesen und hätten das Konzert noch zwei Stunden lang genossen. Hierin stimmen sie mit den anderen kritischen Stimmen in sozialen Medien überein: Das Konzert selbst habe den Besuch trotz allem gelohnt. „Das Konzert war absolut Klasse“, heißt es in einem Statement. „Ansonsten werden wir den Hockenheimring wahrscheinlich nie wieder besuchen.“

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