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Saisonende der DEL

Eishockey-Rentner wegen Coronavirus: Adler-Mannheim-Profi Goc beendet Karriere verfrüht

Für Marcel Goc, einen der bekanntesten deutschen Profis, bedeutet die Entscheidung der DEL, die Saison zu beenden, auch das verfrühte Ende seiner Karriere. Der Frust bei dem Mannheimer ist groß.

Ein Eishockeyspieler mit einer Trophäe auf dem Eis
Durch das Saison-Aus der DEL haben Marcel Goc und seine Mannheimer keine Möglichkeit, den Titel zu verteidigen. Foto: imago-images

Dem Frust über das Saisonende in der DEL zum Trotz findet Marcel Goc am Mittwoch ein Wort, das die Parallelen in seinem Leben als Eishockey-Profi umschreibt: „Kurios.“

Denn: Gocs erste Partie nach neun Jahren als Spieler in den USA bestritt der Angreifer der Mannheimer Adler im September 2015 ausgerechnet gegen die Schwenninger Wild Wings – seinen Heimatverein.

Am vergangenen Sonntag standen beide Teams zum Abschluss der Vorrunden wieder gegeneinander auf dem Eis. Die Adler gewannen mit 4:2. „Das war wohl auch mein letztes Spiel“, sagt der 36-Jährige, der aus Calw stammt, mit geknickter Stimme.

Gocs Karrierende war geplant – kommt aber verfrüht

Dass Goc die Schlittschuhe nach der Saison an den Nägel hängen wollte, war zwar schon seit Februar 2020 bekannt. Doch die Meldung der DEL, die Saison wegen des Coronavirus abzubrechen, machte Goc abrupt zum Eishockey-Rentner – nach 699 Auftritten in der NHL und 377 in der DEL. „Wir sind dem Schutz unserer Spieler verpflichtet“, begründete Adler-Gesellschafter und DEL-Aufsichtsratsmitglied Daniel Hopp das Vorgehen schon am Dienstagabend.

„Als die Entscheidung die Runde gemacht hat, dachte ich, das sei ein Witz“, sagt Goc. Die Entwicklung durch die Ausbreitung des Virus bringt den erfahrenen Profi zum Grübeln. Zum Beantworten von Fragen lässt sich Goc Zeit. Nur, um dann doch zu sagen: „Ich kann es selbst noch nicht fassen.“

Goc und Adler-Spieler respektieren Entscheidung der DEL

Klar sei aber: „Hut ab, dass die Entscheidung so getroffen wurde. Wir haben Verständnis für die DEL“, will Goc das Schicksal der Mannschaft – oder gar sein persönliches – nicht zu hoch hängen.

„Diese Sache ist größer als Eishockey – oder der Sport generell.“ Die Saison nach hinten verschieben, hätte ihm zufolge keinen Sinn ergeben: „Die Frage wäre dann gewesen: bis wann?“

Eigentlich wollten die Adler kommende Woche als Zweiter der Vorrunde in die Play-offs starten. Stattdessen: Krisensitzung am Mittwochmorgen in den Katakomben der SAP-Arena mit Spielern, Trainern und Management. „Niemand wusste, was er sagen soll, niemand wusste wie es weitergeht“, gibt Goc einen Einblick in die Adler-Kabine.

Den Noch-Kapitän der Adler treiben Fragen um. Zum Beispiel, was mit seinen ausländischen Kollegen passiert, die normalerweise nach der Saison nach Hause fliegen: „Sie können nicht planen.“ Die obligatorischen Abschlussgespräche zwischen Spielern und Trainerstab sollen vorgezogen werden. Unsicherheit statt Mission Titelverteidigung in der Eishockey-Stadt Mannheim.

Auch in seiner finalen Saison, die von einer Verletzungspause gezeichnet war, galt Goc in der DEL noch immer als einer der besten defensiven Center. Wegen einer langen Reha habe er sein Training umgestellt. Alles, um zum Start der K.o.-Phase „voll da zu sein.“ Die Play-offs bezeichnet er als Höhepunkt eines jeden Profis: „Dafür spielst du Eishockey. Das ist viel intensiver.“

Adler-Manager Alavaara: Mir tut es leid für Marcel

Gocs persönliches Schicksal war auch Thema innerhalb der Mannschaft. Manch ein Kollege habe ihn darauf angesprochen, dass er sich sein Karriereende so bestimmt nicht vorgestellt habe.

Auch Adler-Manager Jan-Axel Alavaara nimmt der verfrühte Ruhestand seines Kapitäns mit: „Persönlich tut es mir sehr leid für ihn. Vor so einer Karriere kann man nur den Hut ziehen.“

Der offensive Vorstoß von Gocs Teamkollege Cody Lampl, das Karriereende nun um ein Jahr rauszuzögern, bringt den Adler-Profi dann doch zumindest kurzzeitig zum Grinsen. Dennoch schiebt er einem möglichen Rücktritt vom Rücktritt einen Riegel vor: „Mein Entschluss steht fest.“

Aber: „Ich werde Gespräche mit den Adlern führen, wie es weitergehen wird“, schließt Goc eine Weiterbeschäftigung bei den Mannheimern nicht aus.

Vielleicht im Jugendbereich? Goc wagt einen Blick in die Glaskugel: „Am liebsten würde ich mit Kindern arbeiten. Als mein Sohn das erste Mal auf Schlittschuhen stand, war das ein tolles Gefühl.“

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