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Rund 1800 Beschäftigte betroffen

Insolvenz beantragt: Versand-Riese Klingel aus Pforzheim hat viele Probleme

Paukenschlag in Pforzheim: Die Klingel-Gruppe, einer der größten Versandhändler Deutschlands, beantragt ein Sanierungsverfahren. Die Probleme für die Schieflage sind vielfältig.

Klingel Gruppe Pforzheim
Stürmische Zeiten: Die Klingel-Gruppe Pforzheim hat für drei seiner Unternehmen Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Betroffen sind rund 1.800 Beschäftigte. Foto: Dr. Andreas Zachmann

Der Pforzheimer Versand-Riese Klingel steckt in Schwierigkeiten. Wie eine Klingel-Sprecherin am Mittwoch mitteilte, hat die K–Mail Order GmbH & Co. KG als Hauptgesellschaft der Unternehmensgruppe ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Zudem befänden sich auch die Hamburger Tochtergesellschaften Impressionen Versand GmbH und Schneider GmbH & Co. KG in einem solchen Verfahren.

Mit diesem Vorgehen sichern wir die Stabilität des Unternehmens und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Marcus Katholing, Sanierungsexperte

In den drei Unternehmen arbeitet der überwiegende Großteil der Firmengruppe – rund 1.800 Beschäftigte sind betroffen. Die weiteren Gesellschaften der Firmengruppe, die insgesamt rund 250 Mitarbeitende beschäftigen, seien von den Maßnahmen nicht betroffen, hieß es.

Sanierungsexperte Marcus Katholing von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta bestätigte gegenüber dieser Redaktion auf Anfrage, dass er das Unternehmen bei den Sanierungsbemühungen unterstützen werde.

Als Chief Restructuring Officer soll er gemeinsam mit der bestehenden Geschäftsführung – Sven Axel Groos, Cord Henrik Schmidt und Sven Christian Andrä – Sanierungsmaßnahmen umsetzen. Katholing zeigte sich optimistisch: „Mit diesem Vorgehen sichern wir die Stabilität des Unternehmens und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.“

Geschäftsbetrieb soll für Kundschaft normal weiter laufen

Der Geschäftsbetrieb soll den Angaben zufolge weiterlaufen. Die Kundschaft könne Bestellungen aufgeben und erhalten wie gewohnt ihre Ware. Auch die Abwicklung von Retouren und alle sonstigen Serviceleistungen sei sichergestellt.

Die Eigenverwaltung ist ein wirksames Instrument, um Unternehmen gewissenhaft zu sanieren. Wir werden die drei Verfahren bestmöglich im Sinne der Gläubiger begleiten.
Martin Mucha, Rechtsanwalt

Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Martin Mucha bestellt. Er sagt: „Die Eigenverwaltung ist ein wirksames Instrument, um Unternehmen gewissenhaft zu sanieren. Wir werden die drei Verfahren bestmöglich im Sinne der Gläubiger begleiten.“

Ursachen für die Probleme seien „die schwierigen Marktbedingungen“, teilte das Unternehmen mit. Konkret genannt wurden „die deutliche Konsumzurückhaltung seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, signifikant gestiegene Kosten sowie die hohe Inflation“. Zudem haben zu den Problemen beigetragen „eine hohe Liquiditätsbindung im Warenlager infolge von Verzögerungen in den Lieferketten während der Corona-Pandemie“.

Umsatzerlöse lagen im Jahr 2021 bei knapp eine Milliarde Euro.

Gleichzeitig müsse man mit deutlichen Kostensteigerungen wirtschaften. „Beispiele sind die signifikante Verteuerung von Katalogproduktion und -versand sowie gestiegene Kosten durch höhere Logistikpreise“, so hieß es mit Verweis auf den Papierpreis, der sich im Jahr 2022 verdoppelt habe. Auch bei den Fracht- und Containerpreisen habe es erhebliche Steigerungen gegeben.

Die Klingel-Gruppe ist einer der größten Versandhändler in Deutschland. Ihre Gründung geht auf das Jahr 1923 zurück. Vor einigen Wochen feierte man das 100-jährige Bestehen.

Der Versandhändler ist mit mehreren Marken tätig. Die Umsatzerlöse der Gruppe lagen eigenen Angaben zufolge im Jahr 2021 bei knapp eine Milliarde Euro. Mode ist das Kerngeschäft. Schmuck, Schuhe und Lifestyle-Artikel ergänzen das Sortiment, das in zahlreichen Webshops zur Verfügung steht.

Zielgruppe der Marken sind die „Best Ager“

Gemeinsame Zielgruppe der verschiedenen Marken sind die sogenannten „Best Ager“, also eine eher ältere Zielgruppe. Dem Unternehmen zufolge kaufen mehr als 3,3 Millionen Kundinnen und Kunden im Alter zwischen 55 und 70 Jahren regelmäßig über die Klingel-Vertriebskanäle ein.

Die K-Mail Order GmbH & Co. KG ist die Hauptgesellschaft der Gruppe. Sie beschäftigt über 1.600 Mitarbeitende und betreibt zehn Marken. Dazu zählen Klingel, die Modemarke Wenz, die Damenmodemarke Mona und der Schmuckanbieter Diemer.

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