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Sport

Reform der Bundesjugendspiele: Kretschmann findet Debatte unnötig

Laufen, springen, werfen: Die Bundesjugendspiele musste jeder in der Kindheit mal mitmachen. Nun soll der Wettkampf reformiert werden, hin zu weniger Leistungsdruck. Ministerpräsident Kretschmann findet die Debatte darüber überzogen.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht.
Winfried Kretschmann betont, dass es bei den Bundesjugendspielen nicht nur allein um Leistung gehen dürfe. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält die Debatte über die Reform der Bundesjugendspiele für überzogen.

„Ich bin ein scharfer Gegner davon, dass wir dauernd solch banale Sachfragen zu Kulturkämpfen hochjazzen“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Herausforderungen in der Bildungspolitik sieht Kretschmann an anderer Stelle. „Wir haben doch wirklich ernsthafte Probleme. Wir wissen zum Beispiel, dass sich Kinder heute zu wenig bewegen. Und wir sehen, dass ein erheblicher Teil der Kinder nach der Grundschule weder lesen noch schreiben noch rechnen kann“, sagte Kretschmann. Da sei es nicht hilfreich, um die Frage, wie man Bundesjugendspiele organisiere, einen Kulturkampf zu führen.

Solche unsachlichen Debatten polarisieren und am Schluss spalten sie.
Winfried Kretschmann
Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Ab dem neuen Schuljahr werden die jährlich stattfindenden Spiele in den Sportarten Leichtathletik und Schwimmen für alle Grundschulkinder bis zur vierten Klasse nur noch als Wettbewerb ausgetragen – und nicht wie bislang nur in der ersten und zweiten Klasse.

Spiele sollen kindgemäßer werden

Im Unterschied zum Wettkampf werden die Punkte für Leistungen künftig nicht mehr nach bundesweiten Normgrößen vergeben. Zudem sollen die Leistungen der Schüler nicht mehr zentimetergenau mit dem Maßband oder der Stoppuhr erfasst werden.

Stattdessen gibt es künftig zum Beispiel beim Weitsprung oder Werfen verschiedene Zonen, in denen bestimmte Punkte vergeben werden. Laut Bundesfamilienministerium sollen die Spiele mit der Wettbewerbsform kindgemäßer werden. Die Reform hatte die Kultusministerkonferenz bereits 2021 beschlossen.

Kritiker der Reform bemängeln, dass man Kinder auch befähigen müsse, mit Niederlagen umzugehen. Zudem beklagen sie den Wegfall des Leistungsgedanken: „Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob sich messen und Leistung nichts mit dem Leben zu tun hätten“, sagte die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther Wünsch (CDU).

Kretschmann selbst hatte nach eigenen Worten keine Probleme mit Leistungsdruck. „Man will ja lieber weiter als kürzer springen. Das ist doch irgendwie logisch. Aber Leistung ist nicht der einzige Maßstab – es geht auch um Gemeinschaft und Zusammenhalt.“ Aufgabe guter Pädagogik sei es, Kinder dazu zu befähigen, die Welt zu meistern. „Man muss fordern, aber nicht überfordern, motivieren, aber nicht verhätscheln“, sagte Kretschmann, der selbst Lehrer ist.

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