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Infektionen am Südpol

Corona-Ausbruch in Forschungsstation in der Antarktis

Es gibt weltweit nur wenige Orte, die so abgelegen und unzugänglich sind wie die belgische Forschungseinrichtung „Princess Elisabeth“ am Südpol. Dennoch ist es dort zu einem rätselhaften Corona-Ausbruch gekommen. Wie konnte das geschehen?

Ein Großlabor am Ende der Welt: Auf der belgischen Station „Princess Elisabeth“ erforschen seit 2009 Wissenschaftler unter anderem die Folgen des Klimawandels. Zurzeit hat das Team dort aber eher mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen.
Ein Großlabor am Ende der Welt: Auf der belgischen Station „Princess Elisabeth“ erforschen seit 2009 Wissenschaftler unter anderem die Folgen des Klimawandels. Zurzeit hat das Team dort aber eher mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen. Foto: R. Robert/International Polar Foundation / imago

„O du Fröhliche“? Die Schnappschüsse vom 71. südlichen Breitengrad vermitteln wohl kein authentisches Bild von der Weihnachtsstimmung auf der belgischen Forschungsstation „Princess Elisabeth“ in der Antarktis. Auf den Fotos sieht man lachende Menschen, die sich umarmen, und ein Festmahl unter einem „Weihnachtsbaum“ aus recyceltem Holz.

Tatsächlich dürfte jedoch den meisten Frauen und Männern auf dem Außenposten der Menschheit im ewigen Eis am Südpol jetzt nicht zum Feiern zumute sein.

Denn die 2009 in Betrieb genommene Einrichtung mit 25 Wissenschaftlern ist durch einen schwer erklärlichen Covid-19-Ausbruch seit Tagen teilweise gelähmt. Mehr als zwei Drittel des „Princess Elisabeth“-Teams sind mit dem Coronavirus infiziert, offenbar sogar mit der hochansteckenden Omikron-Variante.

Nach belgischen Behördenangaben wurde in der Station bis zum 12. Januar Quarantäne verhängt. Unterdessen zerbrechen sich Fachleute den Kopf, wie die Infektion trotz zahlreicher Vorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen an einen der abgelegensten Orte der Welt gelangen konnte.

Teilevakuierung vor Heiligabend

Fest steht, dass Anfang Dezember ein Corona-infizierter Forscher in der „Princess Elisabeth“ angekommen war. Er wurde am 14. Dezember positiv getestet.

Weitere Tests ergaben, dass der Mann zwei weitere Teilnehmer seiner Reisegruppe angesteckt hatte. Nach Darstellung der Zeitschrift „Soir mag“ wurden die drei Betroffenen am 23. Dezember ausgeflogen, dennoch hat sich das Virus in der Forschungseinrichtung schnell weiterverbreitet.

Zum Jahreswechsel waren bereits mindestens 16 von 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler infiziert. In einem BBC-Interview beschrieb Projektmitarbeiter Joseph Cheek von der Internationalen Polarstiftung die Situation als „nicht dramatisch“, da die doppelt und dreifach geimpften Menschen eher milde Symptome zeigten und die Forschungsarbeit bislang nicht wesentlich beeinträchtigt sei. Zudem gebe es auf der „Princess Elisabeth“ zwei Notfallmediziner, die sich um die Erkrankten kümmern würden.

Vierfach-Negativtest für die Reise erforderlich

Dennoch muss die International Polar Foundation jetzt ihre Corona-Barrieren auf den Prüfstand stellen. Weil die Flüge zur „Princess Elisabeth“ über Südafrika erfolgen, wo etwa 99 Prozent der Corona-Fälle auf Omikron entfallen, reichen die derzeitigen Schutzmaßnahmen offenbar nicht aus. Auch früher hat es schon Corona-Fälle in der Antarktis gegeben, insgesamt etwa 56 bislang. Dabei galten jedoch die Forscher auf der belgischen Station als besonders gut abgeschirmt.

Nach den bisherigen Regeln werden alle neuen Expeditionsteilnehmer daheim geimpft und ärztlich untersucht, und sie müssen einen negativen PCR-Test vorweisen, ehe sie das Flugzeug nach Südafrika besteigen. Dort erwartet sie ein weiterer PCR-Test und nach einer zehntägigen Quarantäne ein dritter Test, bevor es in die Antarktis weitergeht, wo fünf Tage nach der Ankunft erneut getestet wird.

Laut Joseph Cheek haben alle aktuell betroffenen Wissenschaftler die Möglichkeit, nach dem Ende der Quarantäne mit einem geplanten Flug abzureisen: „Sie haben jedoch alle den Wunsch geäußert, zu bleiben und ihre Arbeit fortzusetzen.“

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