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Auftritt trotz Schussverletzung

Konzert in Karlsruhe: Haftbefehl wirft den Krückstock weg

Wird Haftbefehl trotz seiner Schussverletzung auftreten können? Die Sorge nahm der Rapper den Fans bei seinem Konzert an der Messe Karlsruhe. Zum Höhepunkt eines bis dahin durchwachsenen Konzerts kam es am Schluss.

Eine Bühne an der Messe Karlsruhe, viele Haftbefehl-Fans stürmen vor die Bühne.
Es waren Sitzplätze mit Abstand vorgesehen - doch am Ende des Haftbefehl-Konzerts stürmten die Fans vor die Bühne. Foto: Sebastian Raviol

Haftbefehl steht auf der Bühne der Messe Karlsruhe, er hat sich durch das Konzert gekämpft. Rote Sporthose, weißer Verband um die linke Wade, Adiletten, endlich Schweiß auf der Stirn. Der Auftritt bis dahin: Schön, dass es Konzerte gibt, schön, dass der 34-Jährige trotz Schussverletzung auftritt, schön, dass er viele „Brudis” ihre Lieder präsentieren lässt.

Aber ein Konzert von Format wurde es erst durch die Zugabe. „RADW” soll da nochmal gespielt werden, kündigt der Offenbacher Gangster-Rapper an. In dem Lied geht es darum, dass er mit dem Rücken an der Wand steht und sein primäres Geschlechtsteil, einen Joint oder auch Gift in der Hand hält, je nach Strophe.

Die Zuschauer, so der Plan, sollten die Zugabe mit Lichthupen goutieren - doch sie stehen schon lange neben ihren Autos. „Wir spielen das solange, bis ihr kotzt.” Drei Mal wird das sein.

Der Weg zum Karlsruher Konzert war nicht leicht

Plötzlich stürmen die Fans vor die Bühne. Dort waren Liegesitze mit Abstand in eingezäunten Bereichen angebracht, doch die sind nun Makulatur. Es ist der Moment, in dem die Welt für kurze Minuten wieder so ist, wie sie vor einem halben Jahr war. Der starke Playback-Anteil interessiert da kaum einen Fan.

Auf der Bühne steht einer der erfolgreichsten Rapper Deutschlands, und das erste Mal an diesem Abend scheint er dieses Konzert richtig zu genießen.

Der Weg dahin war nicht leicht.

Haftbefehl ließ Präsenz für unbekanntere Rapper

Vier Jahre ließ Haftbefehl seine Fans auf „Das Weiße Album” warten. „Der König ist zurück”, frohlocken da manche Fans. Das wäre nicht richtig. Der König, wie sie ihn kennen, hat sich verändert. Auch nachdenkliche Songs mischen sich in das neue Album, daran wollen sich nicht alle gewöhnen. Doch nach dem Höhenflug von „Russisch Roulette” ist „Das Weiße Album” alles andere als eine Bruchlandung.

Dass Haftbefehl, bürgerlicher Name Aykut Anhan, seine neue Platte überhaupt in Karlsruhe präsentieren könnte, stand auf der Kippe. Im Rausch soll er sich ins Bein geschossen haben und durfte nun, nach eigener Darstellung, für das Konzert raus aus dem Krankenhaus.



Teile des Konzerts verbrachte er sitzend auf einem Thron, während Rap-Kollegen eigene Lieder präsentierten. „Ich bin mit einem kaputten Fuß hierher gekommen”, erinnerte Haftbefehl seine Fans. Er tat dann das, was man macht, um unbekanntere Rapper zu unterstützen: Mit dem Kopf wippen, einzelne Lines mitsingen.

Bei dem Auftritt war zu spüren, wie sehr die Fans nach einer Live-Wiedergabe seiner Klassiker „069”, „Chabos wissen wer der Babo ist” oder „Lass die Affen aus`m Zoo” gieren. Doch das Format, bei aller Dankbarkeit für Konzerte in der Coronazeit, war für sie gewöhnungsbedürftig.

Unterstützung per App? Fragwürdiges Konzept

Auf Hupen sollte verzichtet werden, dafür konnten Zuschauer in einer App Unterstützung antippen: „Klatsche, bis der Speck brutzelt.” Oder: „Jubel für uns.” Oder: „Pfeif, was das Zeug hält.” Die Frage ist, wer in der Emotion sein Handy zückt, die App startet und dann eine der drei Optionen antippt.

Deswegen kam die Wende erst mit der Zugabe. Haftbefehl stützte sich bei der Ankündigung selbiger mitleidig auf einem Krückstock, doch wenige Sekunden später ergriff ihn der Moment. Fans stürmten vor die Bühne. Haftbefehl hüpfte.

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