Das Museum LA8 in Baden-Baden meldet sich nach längere Pause mit einer Ausstellung zurück. Der Betreiber, die Stiftung des Baden-Baden Unternehmers Wolfgang Grenke, widmet sich ab diesem Samstag, 6. Mai, bis zum 29. Februar 2024 der Geschichte der weiblichen Kriminalität seit dem 19. Jahrhundert bis in die Zeit des Nationalsozialismus.
„Criminal Women“ wird voraussichtlich die vorletzte Ausstellung im Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts sein. Die Räumlichkeiten sollen im Jahr 2025 als Welterbe-Informationszentrum der Bäderstadt genutzt werden.
Die Kuratorinnen Jadwiga Kamola, Ksenija Chochkova-Giese und Sabine Becker zeigen im LA8 Objekte der Kriminologie, der Technik- und Medizingeschichte und bringen sie mit Kunstwerken des 19. und 20. Jahrhunderts zusammen. Sie wollen damit kriminelle Frauen zwischen Kriminalisierung und individuellem Tatmotiv verorten.
Bereits am Eingang empfängt den Besucher der Prototyp der Kriminellen, dargestellt auf einem Kunstwerk aus dem Jahr 1844. Zu sehen ist die biblische Judith, die nach dem Alten Testament den assyrischen Feldherren Holofernes tötete.
Thematisiert werden auch zwei Serienmörderinnen. Elisabeth Wiese (1859 bis 1905) wurde wegen fünffachen Kindermordes verurteilt. Die ausgestellte Gipsmaske der Täterin ist aus dem Polizeimuseum in Hamburg. Gesche Gottfried (1785 bis 1831) tötete mit Gift 15 Menschen und wurde dafür in Bremen mit dem Schwert hingerichtet.
„Weiblicher Mord ist aber eine extrem seltene Angelegenheit“, betont Kamola. Im Baden des 19. Jahrhunderts bewegte sich die Zahl der weiblichen Straffälligen demnach bei 15 bis 21 Prozent der Gesamtkriminalität.
Frauen sind mit 25 Prozent an Gesamtkriminalität beteiligt
Dabei handelte es sich vor allem um Prostitution, Diebstahl, Bettelei und um vorsätzliche Tötung eines Kindes unmittelbar nach der Geburt. Auch Abtreibungen galten damals als Straftat. Aktuell seien Frauen laut einer Statistik des Bundeskriminalamtes mit etwa 25 Prozent an der Gesamtkriminalität beteiligt.
Die Nationalsozialisten verschärften und pervertierten Gesetze. Die Ausstellung widmet sich ausführlich Frauen, die in der NS-Zeit als kriminell oder als asozial bezeichnet wurden und im Gefängnis oder gar in Konzentrationslagern saßen oder umgebracht wurden. Mit der Ausstellung wollen die Kuratorinnen eine breite öffentliche Diskussion und punktuelle wissenschaftliche Analysen zur weiblichen Kriminalität anstoßen.
Videointerviews mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke sowie Audio-Guides mit von Schauspielerinnen des Theaters Baden-Baden gesprochenen historischen Zeuginnenberichten ergänzen die Schau. Zur Ausstellung ist im Verbrecher-Verlag unter dem Titel „Criminal Women“ ein Begleitband erschienen (180 Seiten, 24 Euro, ISBN: 9783957325549).
Service
Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen sind sonntags um 15 Uhr. Anmeldung unter (07221) 9954586 oder unter info@museum.la8.de. Infos: www.museum.la8.de