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Zufriedenheit der Menschen

Glücksindex-24: Warum gehört Deutschland nicht zu den Besten?

In der Rangliste um sechs Plätze abgerutscht, während Finnen, Dänen und Isländer oben bleiben. Dafür gibt es Gründe wie soziale Ungerechtigkeit und schwächelnden gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Ein indischer Junge steht vor einer Hauswand mit einem Graffiti.
Glück ist subjektiv, dennoch gilt das Streben danach in einigen Ländern als ein wichtiges politisches Ziel. Am erfolgreichsten sind traditionell die nordeuropäischen Länder. Indien, wo diese Aufnahme entstand, belegt im aktuellen Index nur Platz 123 von 143. Foto: Indranil Mukherjee / AFP

Was macht eine glückliche Gesellschaft aus? Diese Frage bewegte schon vor über 2.000 Jahren den Philosophen Aristoteles, der den Reichtum als ein Mittel zum Zweck sah, um die Glückseligkeit durch freie und sinnvolle Entfaltung der Menschen zu erreichen.

Im 18. Jahrhundert definierte der Pionier der politischen Ökonomie, John Smith, den „einzigen Sinn“ aller Regierungsformen als das Bestreben, das Glück der Menschen zu fördern. Der große Brite wäre mit Deutschland heute gewiss nicht ganz zufrieden.

Im alljährlichen World Happiness Report, dem globalen Glücksbarometer, ist die Bundesrepublik um sechs Listenplätze auf Rang 24 abgestiegen. Das ist keine Katastrophe, wenn man bedenkt, dass das Ranking 143 Länder umfasst.

Dennoch: Warum sind die Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Platz 22), Tschechien (18) oder in Kuwait (13) zufriedener als wir? Und was machen die Nordeuropäer richtig, die sich immer wieder auf dem Gipfel der Glückseligkeit wiederfinden?

Sicherheit und Vertrauen machen zufrieden

Eine mögliche Erklärung ist, dass in diesen Ländern stärker auf Dinge geachtet wird, die das Leben in der Gemeinschaft wirklich lebenswert machen.

Da geht es um Dinge wie soziale Gerechtigkeit und Solidarität, den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um ideelle Werte, Sicherheit und Vertrauen in den Staat. Haben wir wirklich genug davon? In den Umfragen zeigt sich das nicht.

Nun sind die Deutschen im internationalen Vergleich oft eher unzufrieden mit dem, was sie haben. Sie gelten außerdem als zu (selbst)kritisch, worüber sich Ausländer manchmal wundern. Gewiss muss man jetzt nicht in Selbstmitleid versinken.

Die Politik sollte sich dennoch fragen, ob sie alles richtig macht. Die Idee, das kollektive Streben nach Glück als politisches Ziel zu verfolgen, ist nicht so abwegig, wie es scheinen mag. Warum spielt sie hier keine Rolle?

Das Glücksideal ist in der Unabhängigkeitserklärung der USA verankert. Es spielte eine Rolle in Ländern wie Kanada, Großbritannien und Ecuador.

Im kleinen Königreich Bhutan gilt die Steigerung des „Bruttonationalglücks“ als wichtiges Kriterium für politischen Erfolg. Davon ließ sich vor gut zehn Jahren die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel inspirieren, als sie auf einem „Deutschlandforum“ die möglichen Wege zum deutschen Nationalglück erkundet hat.

Die Lebensqualität bedeute „nicht nur, wie reich bist du, sondern: Wer kümmert sich um dich, wenn du einmal schwach bist, wenn du krank bist?“, sagte damals die CDU-Chefin. Diese Frage bleibt aktuell. Bezeichnenderweise findet sich im Koalitionsvertrag der Ampel nirgendwo eine Erwähnung von Glück. Immerhin hat Merkels Partei sich in ihrem Wahlprogramm 2021 dazu verpflichtet, „dass Deutschland eine starke Heimat bleibt, in der möglichst viele Menschen nach ihrem persönlichen Glück streben können.“

Dieses Ziel sollte nach den Vorstellungen der Union durch „Anstrengung, Leistung und Fleiß“ erreicht werden können. Beschäftigt man sich ein wenig mit dem neuen World Happiness Report, merkt man jedoch, dass noch einiges mehr dazu gehört. 

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