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Auch in der kalten Jahreszeit beliebt

Grillen im Winter wird beliebter: Das sind die Trends

Noch vor einigen Jahren war im September Schluss mit dem Gebrutzel – der Grill kam ins Gartenhaus. Mittlerweile werden rostfeste High-Tech-Teile auch im Winter auf der Terrasse angeworfen. Die Wintergriller sind eine besondere Spezies.

Kaninchenrücken und Wachtelbratwürste liegen auf einem Holzkohlegrill.
Es brutzelt auch bei bibbernder Kälte: Viele Deutsche sind mittlerweile Wintergriller - das erfreut den Fachhandel und die Fleischer gleichermaßen. Foto: Patrick Pleul / dpa

Auch im Winter werfen etliche Deutsche den Grill an. Statt simplen Blechkonstruktionen mit Rost stehen vielerorts High-Tech-Teile in den Gärten. „Früher war es der Sportwagen vor dem Haus. Heute muss es einfach ein toller Grill auf der Terrasse sein“, sagt Metzgermeister Bernd Glasstetter aus Malsch-Völkersbach. Er profitiert davon, dass die Grills bei Kälte und Schnee heiß bleiben, ebenso die Edeka Südwest (Offenburg) mit ihrem großen Fleischwerk in Rheinstetten. „Grillen ist ein Ganzjahresthema“, pflichtet Edeka-Pressereferent Florian Heitzmann bei.

„Wir haben sehr viele Kunden, die ihr komplettes Weihnachtsmenü auf dem Grill zubereiten“, sagt Sabine Schönleber. Ihr Geschäft „Grillsache“ in Bretten bietet vom Grill über passende Gewürze bis hin zu Grillkursen eine breite Palette an. Teilweise hätten ihre Kunden gleich sieben Grills zu Hause stehen. Einen Wintergrillkurs habe sie wegen Corona absagen müssen. Schönleber: „Er war seit Wochen ausgebucht, mit Warteliste.“

Das Saarland ist die Schwenker-Hochburg

Wenn es brutzelt, ist besonders im Trend: der Gasgrill. Er kommt schnell in Fahrt. „Der Gasgrill hat seit zirka drei Jahren den Holzkohlegrill als Bestseller abgelöst“, sagt Hornbach-Pressesprecher Florian Preuß gegenüber den BNN. Das Grill-Sortiment des Pfälzer Baumarkt-Konzerns umfasst mittlerweile 73 Gasgrills. An Holzkohlegrills sind es 77 an der Zahl. Es gebe regionale Unterschiede, so zwischen den Bundesländern.

„Das Saarland ist beispielsweise weiterhin Schwenker-Hochburg.“ Und auf dem Land bevorzugen die Grill-Fans nach wie vor eher Holzkohle. Preuß sagt: „Klar ist in jedem Fall, die Menschen geben heute mehr für den Grill und das Grillvergnügen aus als noch vor zehn Jahren.“

Ab 1.000 Euro aufwärts

Auch beim Konkurrenten Bauhaus (Mannheim) stellt man fest, dass das Thema Kochen zunehmend nach draußen verlagert wird. „Beim Kunden werden hochwertige Grillstationen, die neben dem klassischen Grillen weitere Kochmöglichkeiten bieten, für das Outdoor-Cooking immer beliebter“, sagt ein Bauhaus-Sprecher.

Der Wintergriller lege im Allgemeinen mehr Wert auf hochwertige Geräte als der Sommergriller, sagt Günter Buckel, Chef der Gartenwelt Bumb GmbH in Karlsruhe. Ein ambitionierter Griller bewege sich in der 1.000-Euro-Klasse aufwärts und kaufe zusätzlich Zubehör wie Pizzasteine. 95 Prozent seiner verkauften Geräte seien Gasgrills. „Es geistert immer noch die Theorie herum, dass es vom Holzkohle-Grill besser schmeckt“, sagt Buckel. Das sei wissenschaftlich aber längst widerlegt.

Die hochwertigen Grills seien wetterfest, für sie gebe es passende Schutzhüllen und Pflegemittel. „Die rosten nicht vor sich hin“, sagt Buckel.

Der Hype kam aus den USA

Und wer hat das Wintergrillen erfunden? Die Amerikaner, sind sich fast alle Branchenkenner einig und nennen immer wieder die US-Firma Weber. Mit dieser wurde das Grillen auch in Deutschland für viele zum Kult. „Das mit den Fleisch-Freaks ist mit den Weber-Grills aus Amerika zu uns rüber geschwappt“, sagt Bernd Glasstetter, dessen Metzgerei bundesweit zahlreiche Sternelokale und Feinkostabteilungen beliefert.

Der Wintergriller sei ein spezieller Griller, meint Glasstetter. „Das normale Schwenksteak vom Schweinenacken, das tut es dann nicht mehr.“ Zahlreiche verschiedene Zuschnitte über alle Fleischarten hinweg kämen auf den glühenden Rost. Dann kämen noch Burger hinzu – die nichts mit den Varianten der Fast-Food-Lokale gemein hätten.

Edeka biete auch Wild-, Ente- und Gänsespezialitäten für Wintergriller an, sagt Pressereferent Heitzmann. Eine steigende Nachfrage gebe es zudem für vegetarische und vegane Grillspezialitäten.

Im Winter zu grillen, sei etwas Besonderes, meint Sabine Schönleber. Jetzt, wo die Weihnachtsmärkte ausfallen, kauften besonders viele Kunden bei ihr Glühwein und Gewürze ein. „Ich könnte mir vorstellen, dass das Grillen mit der Familie in diesem Jahr auch ein bisschen Ersatz ist.“

„Grillen ist heute ein absolutes Ganzjahresthema“, sagt Thomas Vogelsang, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Fleischwarenindustrie“, unlängst gegenüber der „Lebensmittel Praxis“ (LP). Die Fachzeitschrift nenn auch eine Zahl von Nielsen-Marktforschung. Demnach geben 5,6 Millionen Haushalte in Deutschland an, dass sie auch im Winter nicht auf Grillwürstchen, Steak & Co. verzichten wollen. „Der Grill bleibt an“, folgert denn auch LP.

Die Griller könnten sogar etwas für Soziologen sein. Nielsen unterscheidet zwischen „Für-sich-selbst-Griller“, „Gemeinschafts-Griller“ und „Party-Griller“.

Unabhängig von der Spezies – die Deutschen haben im Corona-Jahr 2020 das Thema Grillen angefacht. Hornbach-Sprecher Preuß verweist auf Angaben des Marktforschers Klaus-Peter Teipel. Diesem zufolge liegt das Umsatzplus der Do-it-yourself-Branche bei Grills und Grillzubehör bei 19 Prozent. Die Deutschen grillieren mehr denn je.



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